Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
Vom Netzwerk:
Instrumente, worauf sie beim Betreten der Zahnarztpraxis hysterisch geworden war. Nie hatte sie die Sanftheit und Freundlichkeit von Mr Peat, dem Zahnarzt, vergessen. Er war ein großer Mann gewesen, mit einem dicken Haarschopf und einer glänzenden Stirn, und er hatte lange mit ihr geredet, hatte ihr erklärt, dass sie keine Schmerzen spüren würde bis auf ein kleines Ziehen später, sobald sie die »magischen Tabletten« nahm, dass sie mit Sicherheit kein Blut und keine Instrumente sehen würde, dass sie mit dem Praxisteddybären im Arm einschlafen und nur ein paar Minuten später nach einem wunderschönen Traum wieder aufwachen würde, während der Teddy immer noch auf sie aufpasste. Alles war genau so geschehen, und danach hatte sie nie wieder Angst vorm Zahnarzt gehabt.
    Aidan Sharpe hatte dieselbe ruhige, besänftigende, freundliche Art wie Mr Peat, obwohl er nicht so groß war, und sein Haar und der kleine Spitzbart waren sauber geschnitten. Als sie jetzt den hellen Empfangsbereich seiner Praxis betrat, spürte sie, wie sie sich zum ersten Mal seit Tagen entspannte. Man würde sich um Jake kümmern. Jake würde es wieder gut gehen.
    Es gab einen Wasserspender, bequeme Stühle und ein Sofa, einen niedrigen Tisch mit Tageszeitungen und einem Stapel neuer Zeitschriften. Auf dem Tisch und dem Tresen von Mrs Cooper, der Sprechstundenhilfe, standen Schalen mit süß duftenden Hyazinthen und Schneeglöckchen in kleinen Gläsern. Die ganze Praxis hatte etwas Einladendes, eine undefinierbare Atmosphäre von Freundlichkeit und Ruhe, was Jenny bei ihrem ersten Besuch ganz und gar nicht erwartet hatte.
    »Nichts Unheimliches«, hatte sie hinterher zu Dr. Deerborn gesagt.
    »Ich weiß. Deswegen schicke ich meine Patienten auch gern dorthin. Nicht mal eine Sammelbüchse für die Freunde der Erde!«
    Das stimmte. Aidan Sharpes berufliche Qualifikation und Mitgliedszertifikate hingen gerahmt neben dem Empfangstresen, zusammen mit einem Foto von ihm und der Queen. Ansonsten gab es nur ein paar wenig aufregende Aquarelle, blasse Meerlandschaften und hübsche Waldszenen.
    »Mum, muss ich das wirklich machen lassen?«
    Aber Jenny blieb keine Zeit zum Antworten.
    »Guten Morgen, Mrs Spurrier … Jake.« Aidan Sharpe kam aus seinem Sprechzimmer, der weiße Kittel frisch gestärkt, die braunen Schuhe glänzend.
    Hinter dem Rücken seiner Mutter schnitt Jake eine Grimasse, nur beobachtet von der Sprechstundenhilfe, die ihm zuzwinkerte.
    Das Sprechzimmer war nüchterner als das Wartezimmer, Schreibtisch und Stuhl, Behandlungsliege und das Tablett mit den Nadeln und dem Sterilisator. Aber die Sonne schien herein und erfüllte den Raum mit wässrigem gelbem Licht.
    »Also, Jake, wann warst du zum letzten Mal hier?« Aidan Sharpe schaute auf die Karteikarte. »Vor fast achtzehn Monaten. Und die Halsschmerzen haben aufgehört?«
    »Nach nur zwei Behandlungen«, sagte Jenny. »Es ging ihm so gut.«
    »Aber jetzt sind sie wieder da, und Sie sagten, Sie würden sich noch über etwas anderes Sorgen machen, Mrs Spurrier?«
    Der Junge hielt den Blick auf den Teppich gesenkt und scharrte mit den Füßen.
    »Keine Bange, Jake, ich weiß, wie unerträglich es ist, wenn Leute über einen reden, aber nicht mit einem, und ich möchte, dass du mir gleich erzählst, wie du dich fühlst. Doch Mütter haben so eine Art, alles über einen zu wissen, fürchte ich.«
    Sorgfältig schrieb er mit, während Jenny Spurrier ihm von Jakes Müdigkeit, seinen Gerstenkörnern und den Halsschmerzen erzählte, und davon, dass der Junge an diesem Tag fast ohnmächtig geworden war.
    »Na gut, Jake, du kannst den Platz mit deiner Mutter tauschen, bitte … Ich möchte dich bei gutem Licht untersuchen. Prima. Schauen wir uns als Erstes mal den Hals an.«
    Er nahm einen sterilen Spatel aus der Packung und drückte Jakes Zunge runter, untersuchte dann die Augen und die Ohren.
    »Du sagst, du bist oft müde. Kannst du das ein bisschen genauer beschreiben? Hast du abends lange gelesen oder Computerspiele gespielt? Nicht genug Schlaf bekommen? Mach dir keine Sorgen, das sind keine strafbaren Sünden.«
    »Dazu kann ich nicht lange genug wach bleiben.«
    »Du bist schon tagsüber müde?«
    »Ja.«
    »Wie ist es mit Sport? Ich weiß, dass du gerne Fußball spielst.«
    »Ich kann nicht schnell laufen, weil ich zu müde werde.«
    »Geht dir die Luft aus, hast du Atembeschwerden, wenn du rennst?«
    »Nein.«
    »Tun dir nach dem Spiel die Beine weh?«
    »Er beklagt sich oft,

Weitere Kostenlose Bücher