Hill, Susan
konnte.
Sie zog sich aus, wusch sich sorgfältig das Gesicht und tupfte es, wie angewiesen, mit einem Küchentuch aus ungebleichtem Papier trocken. Die Salbe ließ ihre Haut ein wenig kribbeln.
Etwas an diesem Ritual, genau wie bei der Zubereitung des Biogemüses und dem Trinken des Mineralwassers, gab ihr das Gefühl, mit Dava in Kontakt zu sein, und dieses beruhigende Gefühl, als würde sie aufs Meer hinaustreiben, lullte sie erneut in einen traumlosen Schlaf.
Irgendetwas stimmte nicht. Sie träumte wieder, aber der Traum war Teil ihrer Anstrengung, wach zu werden. Sie bekam nicht heraus, ob sie Schmerzen hatte oder nicht atmen konnte, und in diesem halbwachen Traum hatte ihr jemand die Augenlider verklebt, und selbst als sie sie mit den Fingern auseinander zog, waren da nur Schwärze und ein Brennen. Dann flammte plötzlich ein schmerzhafter Blitz auf, und Sandys Stimme ertönte, ganz in ihrer Nähe.
»Debs … wach auf, du hast geschrien, du hattest einen Albtraum. O Gott, was ist mit deinem Gesicht passiert?«
Debbie setzte sich auf. Sie konnte jetzt ein bisschen sehen, wenn auch nur durch schmale Schlitze. Ihr Gesicht fühlte sich merkwürdig an, als sei ihr Kopf geschwollen. Ihre Haut brannte.
»Das ist die verdammte Salbe. Du bist allergisch dagegen, dein ganzes Gesicht ist angeschwollen.«
Auch das Atmen fiel ihr schwer, als würde sie beim Ausatmen gegen eine Tür drücken, die jemand von der anderen Seite zuhielt.
»Ich ruf den Notarzt. Der wird gleich hier sein, keine Bange.«
Sie hörte, wie Sandy das Zimmer verließ, konnte aber nach wie vor nur einen Lichtschimmer sehen. Wenn sie sich hinlegte, fiel ihr das Atmen noch schwerer. In ihrem Brustkorb schien etwas zu knirschen.
»Die Ärztin kommt, und sie sagt, ich soll dich ins Bad bringen und alle Hähne aufdrehen, damit Dampf entsteht. Oh, Debbie, was hast du dir nur dabei gedacht? Himmel, versprich mir, dass du nicht mehr zu diesen Quacksalbern gehst.«
Der Dampf tat gut. Debbie spürte, wie sich ihr Brustkorb etwas lockerte, aber ihre Augen blieben nach wie vor zugeschwollen, und ihre Haut fühlte sich an, als habe sie sich verbrüht. Sie versuchte an Dava zu denken und sich mit der Ruhe und der blauen Farbe zu umhüllen, versuchte sich auf ihr Zentrum zu konzentrieren, so wie er es ihr beigebracht hatte, aber immer wieder stieg Panik in ihr auf und unterbrach ihre Gedanken. Dava schien unwirklich und fern zu sein. Sie meinte, sich gleich übergeben zu müssen.
Eine halbe Stunde später saß sie auf der Couch, atmete jetzt leichter durch einen Inhalator und wurde ruhiger, als die Antihistaminspritze, die Dr. Deerborn ihr gegeben hatte, zu wirken begann. Debbies Augenlider waren immer noch geschwollen, aber sie konnte die Ärztin vor dem Licht der Lampe als verschwommene Silhouette erkennen.
»Was soll ich machen?«, fragte Sandy verängstigt, als sie Cat Deerborn zum Händewaschen ins Bad führte. »Ich halte besser bei ihr Wache, oder?«
»Das wird nicht nötig sein. Sie wird bald schläfrig werden, und ihr Atem ist fast wieder normal. Stellen Sie ihr den Inhalator ans Bett, und wenn es doch schlimmer werden sollte, rufen Sie einen Krankenwagen. Aber ich glaube nicht, dass es dazu kommt. Vielleicht könnten Sie in ihrem Zimmer schlafen – ginge das? Ich habe vier Antihistamintabletten dagelassen … geben Sie ihr morgen nach dem Aufwachen eine und gegen Mittag noch eine. Morgen wird sie ziemlich fertig sein.«
»Kein Problem. Morgen ist Samstag, da bin ich sowieso hier.«
»Könnten Sie mir diese pflanzlichen Sachen zeigen, die sie genommen hat?«
Sandy holte die Tabletten und die Salbe. »Ich spül die Tabletten im Klo runter und schmeiß die Salbe in den Müll. Man fragt sich, was da drin ist, wenn man sieht, was es ihr angetan hat.«
»Menschen reagieren allergisch auf alle möglichen Medikamente, selbst auf die, die man in der Apotheke kaufen kann, genau wie andere allergisch auf Nahrungsmittel sind, die der Rest von uns gut verträgt. Das ist eine sehr individuelle Sache. Aber ich möchte das trotzdem gerne mitnehmen. Ich will herausfinden, aus was es besteht.«
»Glauben Sie, das Zeug ist giftig?«
»Das halte ich für eher unwahrscheinlich. Doch ich möchte nicht, dass meine anderen Patienten da drankommen.« Cat griff nach ihrer Tasche. »Ich rufe morgen früh an, um zu hören, wie es Debbie geht, aber ich glaube nicht, dass ich noch mal herkommen muss. Sollten Sie sich jedoch Sorgen machen, rufen Sie an, ich habe
Weitere Kostenlose Bücher