Hill, Susan
dass ihm die Beine wehtun, selbst wenn er nicht spielt«, warf Jenny ein.
»Na gut, Jake, zieh Pullover, T-Shirt und Hose aus und behalte nur die Unterhose an. Dann leg dich auf die Liege. Ich möchte auch den Rest von dir untersuchen.«
Jake legte sich hin und beobachtete, wie die Sonne helle Kreise auf die Decke malte, reflektiert vom Metallrand der Lampe. Seine Beine taten jetzt weh, und wenn Mr Sharpe aufgehört hätte zu reden, dann, dachte Jake, könnte ich hier stundenlang schlafen.
»Bist du mit jemandem zusammengeprallt, Jake?«
»Nein.«
Der Akupunkteur drückte sanft gegen Jakes Wade und Oberschenkel.
»Foul?«
»Nein, die sind einfach so gekommen.«
»Verstehe. Sonst noch Blutergüsse?«
»Ich hatte einen am Arm, aber ich glaube, der ist weg.« Er schaute nach, entdeckte aber, dass sich ein weiterer Bluterguss gebildet hatte, größer als der vorherige.
»Gut. Hattest du in letzter Zeit Nasenbluten?«
»Nein.«
»Doch, das hast du nur vergessen«, sagte seine Mutter. »Vor ein oder zwei Wochen hast du mich mitten in der Nacht gerufen. Ich dachte, er hätte unruhig geschlafen und sich den Kopf am Bettpfosten angeschlagen. Ich musste ein halbes Dutzend Taschentücher in Eiswasser einweichen und unter seine Nase halten, bevor es aufhörte.«
»Danach keines mehr? In der Schule?«
»Nein.«
Er hatte Nasenbluten gehabt, aber Jake hatte genug von dem Verhör und beschloss, die James-Bond-Technik des Lügens unter Folter anzuwenden.
»Gut, Jake, du kannst dich wieder anziehen und draußen bitte kurz noch warten, während ich die langweiligen Einzelheiten mit deiner Mum bespreche. Mrs Cooper hat frisch gepressten Orangensaft, falls du durstig bist.«
»Piken Sie keine Nadeln in mich?«
»Heute nicht.«
»Super!«
Jake griff nach seiner Hose und dem T-Shirt und schlüpfte rasch hinein, nahm die anderen Sachen und sauste nach draußen, bevor der Akupunkteur es sich anders überlegen konnte.
»Da Sie ihn nicht behandeln, fehlt ihm also doch nichts? Welche Erleichterung! Aber ich wünschte, Sie hätten etwas tun können, das ihn ein bisschen aufpeppt.«
»Ich glaube, das Aufpeppen sollte Dr. Deerborn übernehmen, Mrs Spurrier. Ich möchte, dass Sie so bald wie möglich bei ihr einen Termin für Jake machen.«
»Warum?«
Aidan Sharpe schaute sie direkt und mit einem Ausdruck an, den sie an ihm noch nie gesehen hatte.
»Ich möchte keine Diagnose stellen. Ich bin kein Arzt, wie Sie wissen.«
»Aber so gut wie. Besser als manche anderen, bei denen ich war.«
»Danke.« Ein erfreutes Lächeln des Stolzes erhellte sein Gesicht. »Trotzdem. Jake muss in ärztliche Behandlung, und ich brauche einen Bericht von Dr. Deerborn, bevor ich ihn behandeln kann. Vielleicht fehlt ihm gar nichts, aber einige seiner Symptome müssen genauer untersucht werden. Ich gebe Dr. Deerborn Bescheid. Machen Sie sich bitte keine Gedanken. Ich bin nur sehr sorgfältig. Es gibt leider zu viele Heilkundler ohne medizinisches Wissen, die nur zu bereit sind, einzuspringen und Dinge zu behandeln, von denen sie nicht genug verstehen. Zu denen gehöre ich nicht.«
Er erhob sich.
»Wenn ich von Dr. Deerborn gehört habe und sie zufrieden ist, machen wir einen neuen Termin für Jake, und dann schaue ich, ob ich ihm helfen kann. Für diesen Besuch müssen Sie nichts bezahlen.«
»Oh, aber das muss ich, Sie haben ihn zwar nicht akupunktiert, aber wir haben Ihre berufliche Zeit in Anspruch genommen.«
»Nein. Das ist eine Frage des Prinzips, Mrs Spurrier. Ich berechne nichts, wenn ich nicht behandle. Kommen Sie, erlösen wir den armen Jake aus dem Gefängnis des Akupunkteurs.«
Aidan Sharpe führte Jenny Spurrier und ihren Sohn freundlich hinaus, aber als er in den Empfangsraum zurückkam, war sein Gesicht ernst.
»Julie, mir bleiben zehn Minuten vor … – wer ist als Nächster dran?«
»Mr Comer.«
»Ich möchte dies erst erledigen. Würden Sie versuchen, Dr. Deerborn zu erreichen – Dr. Cat? Wenn sie nicht zu sprechen ist, hinterlassen Sie eine Nachricht mit der Bitte, mich dringend zurückzurufen.«
Aber Cat wurde direkt durchgestellt.
»Aidan? Guten Morgen. Wie geht es Ihnen?«
»Gut, und es tut mir Leid, Sie stören zu müssen.«
»Kein Problem, die Sprechstunde ist gerade zu Ende. Was kann ich für Sie tun?«
»Jake Spurrier … zehn Jahre alt. Felstead Road.«
»Ich weiß. Die Mutter heißt Jenny. Nette Familie.«
»Ja. Aber leider mache ich mir ziemliche Sorgen. Sie hat den Jungen heute Morgen
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