Hill, Susan
zu mir gebracht … Halsschmerzen, Müdigkeit. Er war vor achtzehn Monaten wegen Halsschmerzen bei mir, hat zwei Behandlungen bekommen, dann waren die Schmerzen weg. Wir waren uns damals einig, dass es ein Virus war.«
»Ich erinnere mich.«
»Tja, diesmal ist es kein Virus. Ich habe Jake nicht behandelt und vorgeschlagen, dass seine Mutter ihn so bald wie möglich zu Ihnen bringt. Er klagt über große Müdigkeit, Nasenbluten, schmerzende Glieder, gelegentliche Ohnmachtsgefühle, einige Gerstenkörner und hat momentan eine hässliche Streptokokkeninfektion. Außerdem hat er Blutergüsse an den Beinen und einem Unterarm. Die Alarmglocken haben sofort geklingelt, wie Sie sicher verstehen werden.«
»Blässe?«
»Ja.«
»Also alle Anzeichen. Vielen Dank, Aidan, ich bin froh, dass Sie es gleich bemerkt haben. Ich gebe ihm sofort einen Termin.«
»Halten Sie mich auf dem Laufenden, ja? Natürlich könnte es sein, dass ich überreagiere.«
»Tun Sie nicht, meiner Erfahrung nach. Wie auch immer, die Blutuntersuchung wird uns genau sagen, was wir wissen wollen.«
Aidan Sharpe legte auf, schwang seinen Drehstuhl herum und schaute aus dem Fenster in den Garten. Zwei Eichhörnchen sprangen von Baum zu Baum, flitzten dann rasch die langen Baumstämme hinunter und über den Rasen, bevor sie sich den nächsten Baum hinauf jagten.
Wenn Jake Spurrier tatsächlich eine der aggressiven Arten von Kinderleukämie hatte, wie sowohl Aidan als auch Cat Deerborn vermuteten, würde es lange dauern, bis er wieder herumrennen, klettern und mit solcher Unbekümmertheit spielen konnte – wenn überhaupt.
13
D as Gefühl von Wohlergehen und Gelassenheit, als sei sie eingesponnen in die tiefblaue, heilende Aura, die Dava für Debbie Parker geschaffen hatte, ließ auch in den nächsten Tagen nicht nach. Jede Nacht schlief sie wunderbar und wachte ruhig und erfrischt wieder auf. Sie räumte jede Dose, jedes Paket und jedes Glas aus dem Schrank und ihrer Abteilung des Kühlschranks und gab fast die Sozialhilfe einer ganzen Woche für Vollwertkost und Bioobst, Gemüse und Getreideflocken aus.
Jeden Tag ging sie spazieren, erforschte Teile von Lafferton, in denen sie noch nie gewesen war, im Park, entlang dem Treidelpfad, auf dem Hügel.
Sandy beobachtete sie, sagte jedoch nichts. Sie machte sich immer noch Sorgen und hielt die Diät und die viele Bewegung für eine Eintagsfliege, aber es war eine Erleichterung, ihre Mitbewohnerin befreit zu sehen von dieser grauen, düsteren Stimmung, sie nicht jeden Morgen aus dem Bett locken und sich während der Arbeit um sie Sorgen machen zu müssen.
Etwa eine Woche später traf ein Päckchen aus Starly ein.
Die Tabletten hatten das Aussehen und den Geruch von einer Mischung aus Seegras und Kompost, und die Salbe in dem Plastiktöpfchen hatte eine abstoßende Konsistenz. Beigelegt waren eine Liste komplizierter Anweisungen und eine Rechnung über fünfundsiebzig Pfund.
Debbie hatte sich nicht nach dem Preis erkundigt und redete sich jetzt ein, es sei ihr egal; Dava half ihr, sich besser zu fühlen. Er war begabt, er hatte sie verstanden und etwas tief in ihrem Unterbewusstsein berührt, an das noch nie jemand herangekommen war. Sie musste nur an den Klang seiner Stimme und die intensive, hypnotisierende Kraft seiner Augen denken, an das Blau, um einen Schauder der Erregung zu verspüren, als hätte Dava nach ihr gerufen und eine augenblickliche und willige Antwort bekommen. Selbst eine fünfmal so hohe Rechnung wäre ihr egal gewesen. Das war es wert. Man konnte für das, was er bereits bewirkt hatte, keinen Preis benennen.
Später am Vormittag schrieb sie an ihren Vater und bat ihn, ihr hundert Pfund zu schicken. Ich brauche sie für die medizinische Behandlung meiner Haut. Leider zahlt die Krankenkasse nicht dafür, was heutzutage ja üblich ist, aber es würde mir so viel bedeuten, wenn ich endlich eine reine Haut hätte.
Die Tabletten mussten mit purem Mineralwasser eingenommen werden, nach einer Mahlzeit aus rohem Gemüse, zweimal am Tag. Danach durfte man zwei Stunden lang nur Wasser in unbegrenzter Menge zu sich nehmen. Es war darauf zu achten, die Tabletten von jeglichen Chemikalien fern zu halten und in einem dunklen Schrank aufzubewahren.
Nach Reinigung der Haut mit Mineralwasser und einer geruchlosen Seife sollte die Salbe vor dem Zubettgehen dünn aufgetragen werden. Sie roch nach Teer und etwas anderem, an das sich Debbie aus der Kindheit erinnerte, was sie aber nicht einordnen
Weitere Kostenlose Bücher