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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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Busses blinkten auf, und als er wegfuhr, die Straße hinunter, winkte der Mann ihr zu. Debbie Parker winkte dankbar zurück. Jemand hatte sich um sie gekümmert, als sie nicht damit gerechnet hatte. Ihr fiel noch etwas ein, das Dava gesagt hatte. »Auf dich wird immer aufgepasst werden. Du wirst bewacht und beschützt. Vergiss das nicht.«
    Das stimmte. Sie hatte Geschichten von Menschen gehört, die an abgelegenen Orten und in gefährlichen Situationen Hilfe gefunden hatten, nur um später herauszufinden, dass der Helfer ein Engel in Menschengestalt gewesen war.
    Bei der plötzlichen Erkenntnis, dass ihr genau das passiert sein könnte, machte ihr Herz einen Satz. Warum auch nicht? Sie war in Gefahr gewesen oder hatte das zumindest geglaubt, und aus der Dunkelheit war ein Retter aufgetaucht, der wieder verschwunden war, nachdem er sie in Sicherheit wusste. Es passte alles, hatte so viel Ähnlichkeit mit den Geschichten engelhafter Erscheinungen, die sie gelesen hatte.
    Sie konnte es kaum erwarten, Dava davon zu erzählen.
    Debbie bog um die letzte Ecke, von wo aus sie sah, dass in ihrer Wohnung Licht brannte. Sie würde sich einen Drink einschenken und ein heißes Bad nehmen und später, im Morgenmantel auf die Couch gekuschelt, Fernsehen schauen.
    Als sie die Wohnungstür öffnete und »Hallo« rief, beschloss sie, Sandy doch nichts von ihrem Retter zu erzählen oder dass sie überzeugt sei, es habe sich nicht um ein gewöhnliches menschliches Wesen gehandelt. Sandys fröhlicher gesunder Menschenverstand würde wie ein Stock wirken, der in einem zarten Spinnennetz herumstochert, und Debbie wollte sich die Begegnung mit dem Engel bewahren, sie sich nicht vom Spott ihrer Mitbewohnerin verderben lassen. Vermutlich würde sie nicht einmal erwähnen, dass sie nach Einbruch der Dunkelheit allein auf dem Hügel gewesen war. Die Geräusche waren bestimmt von kleinen, herumhuschenden Tieren verursacht worden, aber jetzt, wo sie es sicher nach Hause geschafft hatte, kam sie sich blöd vor. Nirgendwo konnte man sich heutzutage in Sicherheit wiegen, nicht einmal im muffigen alten Lafferton, und außerdem war sie es ihrem Retter schuldig, sich nicht mehr in Gefahr zu begeben. Natürlich würde sie wieder auf den Hügel gehen. Durch ihn verliefen Kraftlinien, und die würden ihr helfen, sich mit dem Universum in Einklang und Harmonie zu fühlen. Nur würde sie in Zukunft bei Tageslicht gehen, vor allem am frühen Morgen. Die Morgendämmerung war eine günstige Zeit, das wusste Debbie. Aus diesem Grund tanzten die Menschen am Mittsommertag im Morgengrauen auf dem Starly Tor.
    Als sie sich in das pfirsichfarbene Schaumbad sinken ließ, nahm sie sich vor, Dava auch danach zu fragen.

16
    D ie Leuchtzeiger des Weckers zeigten auf Viertel nach vier. Freya lag auf der Seite, starrte sie an, schaute dem Sekundenzeiger zu. Ihr war kalt.
    Verdammt. Verdammt. Verdammt. Dreck. Mist. Sauerei. Scheiße. Verdammt …
    »Großer Gott.« Diesmal sprach sie es laut aus, schob die Decke von den Füßen, die zu Boden glitt.
    Sie brauchte etwas zu trinken und eine Wärmflasche und dann mehrere Kapitel aus dem Buch, in das sie so vertieft gewesen war, bevor »diese Sache«, wie sie es ärgerlich nannte, von ihrem Hirn Besitz ergriffen hatte.
    Während sie darauf wartete, dass das Wasser kochte, zog sie das Rollo hoch und sah nach draußen. Die Küche ging zum Garten hinaus – Gras, Fliederbüsche, ein paar Rosen. Sogar ein Schuppen. Auf der anderen Seite der Mauer standen Häuser, und in einem der oberen Fenster brannte ein einziges Licht. Freya überlegte, ob es wohl auch zu einem Schlaflosen gehörte, dessen Gedanken endlos herumwirbelten, während er sich im Bett wälzte, oder einer Mutter, die nach ihrem weinenden Kind sah. Sie öffnete das Fenster einen Spaltbreit, und der einzigartige Geruch der Nacht drang herein, nach feuchten Blumenbeeten und grünen Büschen, dazu schwache Spuren von Rauch und Auspuffgasen, sie erinnerten Freya an all die Nächte in ihrer Anfangszeit als Streifenpolizistin. Sie hatte das gemocht, es hatte immer eine gewisse Spannung geherrscht, und der Umgang miteinander beim Nachtdienst war auch anders, lustiger, hilfsbereiter; man erzählte den Kollegen auf der nächtlichen Streife Dinge, die man vielleicht nicht einmal seinem Lebenspartner gestand oder den Eltern verraten hätte, und hörte sich seinerseits ihre Geständnisse an, in der heimeligen Abgeschlossenheit des Streifenwagens und beim Gehen durch stille,

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