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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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ausgestreckten Beinen, aber dann regte er sich, zog sich mit einer einzigen, kräftigen Bewegung hoch. Also war etwas mit dem Auto, nicht mit ihm. Sie war sehr erleichtert, merkte, dass sie Angst davor gehabt hatte, was sie vorfinden könnte, Blut oder einen an Herzschlag Gestorbenen.
    Er richtete sich auf und sah ihr lächelnd in die Augen. Es war ihr Retter.
    »Hallo, Debbie«, sagte er.

    Sie hatte keine Chance, war überrumpelt und aus dem Gleichgewicht, wie er es vorausgesehen hatte. Im einen Augenblick stand sie da, voller Besorgnis, wollte etwas sagen, und im nächsten würgte er ihr mit einer raschen und kräftigen Armbewegung die Luft ab. Er beugte ihren Hals nach hinten, zog sie mit derselben eingeübten, selbstsicheren Bewegung von den Füßen. Debbie spürte einen Moment des Erstaunens, einen zweiten voll unerträglichen Schmerz, und dann war der Himmel ein schwarzer, mit brennenden Sternen gefüllter Strudel, und ihr Körper hob sich und fiel, hob sich und fiel. Sie bestand nur aus Schmerz, und die Dunkelheit war etwas, in das man hineinfiel. Was sie überhaupt nicht empfand, keine Gelegenheit dazu gehabt hatte, bevor alles passierte, war Angst.
    Drei Minuten später kühlte ihre Leiche in dem Gefrierbehälter des Kleinbusses ab, während sie mit umsichtiger, gleich bleibender Geschwindigkeit weggefahren wurde, den Weg entlang und auf die Hauptstraße.

    Das Whipple-Drive-Gewerbegebiet am Stadtrand von Lafferton war erst ein Jahr zuvor gebaut worden und bestand aus gut geplanten und weit verstreuten Gebäuden, darunter voll ausgestattete Büros in zweistöckigen Blocks, kleinere Lagerräume und abschließbare Garagen. Das Ganze war geschmackvoll gestaltet, mit ansteigenden Rasenflächen und frisch gepflanzten Ebereschen.
    Der weiße Kleinbus fuhr über die nach wie vor leere Zubringerstraße und bog am hinteren Ende rechts ab zu der Ansammlung kleinerer Gebäude innerhalb des Zauns, hinter dem ein Brachland bis an die Bahnstrecke führte. Das letzte Gebäude war das größte und hatte den Eingang an der Seite. Vorne war ein kleines Büro untergebracht, mit größeren Räumlichkeiten dahinter, an die der Bus rückwärts heranfuhr. Die Bustüren wurden geöffnet, dann die des Gebäudes. Stahlschienen wurden sichtbar, auf denen der Gefrierbehälter mit Debbie Parkers Leiche hineingerollt wurde. Dann wurden die Türen wieder verschlossen, und der Bus fuhr in die Garage.
    Von dort führte eine Innentür ins Gebäude.
    Im Büro, an dessen Außentür FLETCHER EUROPAAGENTUR stand, knipste er das Neondeckenlicht an und dann die Kaffeemaschine.
    Während der Kaffee durchlief, schlüpfte er aus Sakko und Schuhen, öffnete einen Metallschrank und nahm einen grünen Overall und ein Paar Gummiüberschuhe heraus. Die cremefarbenen Lamellen der Jalousie waren ständig geschlossen, verbargen das Büro und seine Insassen vor fremden Blicken, wobei ohnehin nur selten jemand vorbeikam.
    Ruhig setzte er sich an den Schreibtisch und trank den heißen Arabica-Kaffee. Es war zehn nach sieben. Ihm blieb eine Stunde, in der er vorbereitende Arbeiten ausführen konnte, bevor er das Gebäude für den Rest des Tages verlassen musste – Arbeiten, die er kaum erwarten konnte. Das war mit ein Grund, warum er zuerst das Ritual des Kaffeetrinkens absolvierte, um seine anfängliche Erregung auszudehnen und sich gleichzeitig nach den paar gefährlichen Augenblicken auf dem Weg am Fuße des Hügels zu beruhigen.
    Hier fühlte er sich sicher, hier war er auf seinem eigenen Territorium, hatte das Kommando. Dort hätte innerhalb eines Sekundenbruchteils alles Mögliche schief gehen können, was allerdings noch nie passiert war, obwohl der junge Mountainbiker schwierig gewesen war, stark und flink. Der hatte ihn ins Schwitzen gebracht.
    Das dicke Mädchen war einfach gewesen, vertrauensvoll und freundlich, vollkommen überrumpelt. Diesmal hatte er alles gut geplant, nichts dem Zufall überlassen, und es war reibungslos gelaufen. Er war stolz auf sich. Nie würde er so töricht sein zu glauben, dass es leicht geworden war und er keine Fehler machen konnte. Hochmut kommt immer vor dem tödlichen Fall. Das würde er nicht zulassen.
    Denn er war noch nicht fertig, bei weitem nicht.
    Er schloss die Seitenschublade des Metallschreibtischs auf und nahm eine Aktenmappe heraus. Sie enthielt eine getippte Liste, die er jetzt zu seinem Vergnügen durchlas.
junger Mann, 18–30
Mann mittleren Alters, 40–70
älterer Mann, über 70
junge Frau,

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