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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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Berufsstand einzutreten, und jetzt rächte er sich dafür.
    Als er so weit war, nahm er das Skalpell. Jetzt hatte er nicht genug Zeit, aber er konnte es nicht mehr erwarten. Heute Abend würde er wiederkommen und so viel Zeit verbringen, wie er wollte. Hier, im Herzen von allem, würde er fachkundig die »junge Frau, 18–30« obduzieren. Seit dem Augenblick, als er den Arm um ihren Hals geschlungen hatte, existierte Debbie Parker nicht mehr als menschliches Wesen mit einer Persönlichkeit und einem Namen sowie einem Leben. Aus diesem Grund konnte er sie leidenschaftslos obduzieren. Das konnten sie alle. So wurde gearbeitet. Sie war ein Muster, ein Exemplar ihres Geschlechts und Alters, mehr nicht.
    Er beugte sich vor und führte den ersten präzisen Schnitt aus.

21
    C at Deerborn war es gelungen, einen Raum in ihrem Bauernhaus für Kinder und Hunde zu sperren. Daher wurde er spaßhaft das »elegante Wohnzimmer« genannt, und hierhin hatten sie sich zurückgezogen, verteilt auf zwei zusammenpassende Sofas und tiefe, cremefarbene Ledersessel. Das Essen war vorü- ber, und sie hatten ihre Weingläser mitgenommen. Auf einem niedrigen Tisch standen eine Cafetiere und eine Kanne Tee. Cat war nur selten in der Lage, Treffen zu Hause abzuhalten, aber die Kinder hatten frei, und Meriel Serrailler hatte Sam und Hannah für zwei Tage mit nach London genommen, wo ihnen so aufregende Dinge wie das Eye, das Planetarium und das Hard Rock Café bevorstanden. Cat hatte Zeit gehabt zu kochen, das Haus aufzuräumen, sich zurechtzumachen und einige Notizen zusammenzustellen, die jetzt in getippter Form vor ihr lagen.
    Die anderen, die sich bequem mit ihrem Wein und Kaffee zurücklehnten, waren Chris, der Osteopath Nick Haydn, der Akupunkteur Aidan Sharpe und Gerald Tait, Seniorpartner in einer Allgemeinpraxis in einem anderen Teil Laffertons und jemand, den beide Deerborns schätzten und verehrten, sowohl als Mensch wie auch als Arzt. Er vertrat die ältere Generation, aber seine Ansichten waren auf dem neuesten Stand und seine Interessen breit gefächert.
    Beim Essen hatten sich die Gespräche um allgemeine medizinische Belange gedreht. Jetzt sollte es um etwas Spezielleres gehen.
    Cat stellte ihr Glas ab. »Dieses informelle Treffen war zwar meine Idee, aber das soll nicht heißen, dass ich eine Art Vorsitz übernehmen will. Wir sind alle Gleichgestellte, und jeder sollte das sagen, was er denkt.
    Gut. Chris und ich machen uns seit ein paar Monaten zunehmend Sorgen wegen einiger dieser – ich weiß nicht, welche Bezeichnung Sie bevorzugen – alternativen Therapeuten, Komplementärmediziner, Heilkundler, die in unserer Gegend praktizieren. Für viele davon sollte ich eigentlich den Ausdruck ›Quacksalber‹ oder ›Scharlatan‹ verwenden, und ich nehme an, Sie würden das auch tun. Sie wissen, dass sich um den Starly Tor eine ziemlich große Gemeinde ausgebreitet hat, wegen dessen Geschichte und zweifelhaften Rufs als historischer Stätte von – tja, suchen Sie sich etwas aus – Hexerei, Druidenverehrung, Heilkunst, Kraftlinien … Viele New-Age-Anhänger tauchen im Frühjahr dort auf, und in Starly sind daher die entsprechenden Läden und Cafés und so weiter entstanden. Das ist nicht weiter bemerkenswert und größtenteils harmlos. Hin und wieder werden zwar auch Drogen genommen, doch mein Polizistenbruder behauptet, dass es dort merkwürdigerweise weniger ernste Drogenprobleme gibt als in Lafferton und sicherlich weniger als in Bevham. Nein. Drogen sind nicht das Problem. Was uns aufgefallen ist und Anlass zu wirklicher Sorge bietet, sind die Quacksalber. Im günstigsten Fall knöpfen sie leichtgläubigen Menschen, die es sich kaum leisten können, eine Menge Geld ab, und auch das ginge uns eigentlich nichts an. Aber eine Anzahl dieser so genannten Therapeuten ist alles andere als harmlos. Der Punkt ist, dass, wie Sie wissen, weder Chris noch ich – noch die meisten anderen Allgemeinärzte in Lafferton – etwas gegen gut ausgebildete alternative Therapeuten haben, die auf bewährten Gebieten tätig sind. Daher haben wir Sie, Aidan und Nick, dazugebeten … Ich habe Patienten mit Rückenproblemen zu Nick geschickt, ich habe welche zu Aidan geschickt, weil ich weiß, dass Akupunktur unter bestimmten Bedingungen hilfreich sein kann. Aber Sie beide wissen, was Sie tun, und halten sich an das Prinzip aller konventionellen Ärzte: ›Richte keinen Schaden an.‹«
    Aidan Sharpe räusperte sich. »Danke, Cat – tut mir

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