Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
Vom Netzwerk:
mit dem gelb-weißen Volant, die Zeitschriften nach Datum geordnet zwischen den gelben Buchstützen auf dem Regal, Sandys Fotocollage an der Wand, jedes Foto in seinem eigenen ovalen Rahmen – Sandy und ihre Schwestern als Babys, als Kleinkinder, als Engel in einer Aufführung, als Pfadfinder, auf Ponys, in Bikinis an einem sonnigen Strand, Sandys Eltern, Sandys zahlreiche Katzen und Hunde. Jeden Samstagmorgen machte Sandy sauber, wischte Staub, fegte aus und brachte ihr Zimmer auf Hochglanz, ordnete alles auf den Möbeln, den Regalen wieder genauso an wie vorher. Eines Tages würde sie eine fantastische Hausfrau abgeben, würde persönlich jeden Vorhang und jeden Volant nähen, jede Wand streichen, Schablonen für jede Umrandung anfertigen, nach Anleitungen, die sie aus ihren Zeitschriften ausgeschnitten hatte. Plötzlich verspürte Debbie leichte Panik. Das würde passieren, natürlich würde es das, früher oder später würde Sandy in ein neues Heim ziehen, nachdem sie einen Andrew oder Mark, einen Steve oder Kev oder Phil kennen gelernt hatte, und dann würde Debbie allein sein. Sie hatte keine Ahnung, wie sie damit fertig werden würde.
    Die Straßen waren leer, wie gewöhnlich. Weiter entfernt auf der Hauptstraße war leichter Verkehr zu hören, hin und wieder ein Lieferwagen, der erste Bus, aber Debbie sah niemanden auf den Bürgersteigen gehen, nicht einmal einen Radfahrer auf dem Weg zur Frühschicht. Zwei von Davas Karten steckten in ihrer Fleecejacke, dazu eine kleine Taschenlampe in Form und Größe einer Kreditkarte, aber mit einem starken Strahl, der erstaunlich weit reichte. Sie hatte die Lampe in einem Souvenirladen in Starly entdeckt, als sie eine Duftkerze kaufte, die, wie Dava gesagt hatte, ihr Zimmer reinigen und Debbie helfen würde, sich auf ihre Gedanken zu konzentrieren.
    Auf den Straßen, die zum Hügel führten, brauchte sie die Lampe kaum, aber als sie den Weg am Fuße des Hügels erreichte, knipste sie sie an, wollte sich nicht wieder von einem Kaninchen oder einem streunenden Hund überraschen und zu Tode erschrecken lassen wie letztes Mal.
    Aber an diesem Morgen war nichts wie beim letzten Mal. Die Luft roch mild und frisch, das Gefühl des Bodens unter ihren Füßen gab ihr Sicherheit, und sie schritt den Weg leichtfüßig hinauf. Als die Wernsteine im Strahl der Taschenlampe auftauchten, ging sie glücklich auf sie zu, streckte die Hand aus und berührte die kalte, feuchte Oberfläche, ließ dann die Hand nach unten gleiten, wo sie eine leichte Unebenheit und Rauheit spürte. Die uralten Steine standen seit undenklichen Zeiten hier, niemand wusste, wie lange oder warum, und Debbie stellte sich vor, dass es sie vielleicht schon zu Beginn der Welt gegeben hatte. Sie spürte das in die Erde drückende Gewicht des Steins und wie die Kraft der Jahrhunderte auf sie überging. Wie konnte sie sich neulich gefürchtet haben, wo sie sich doch im verzauberten Kreis der Wernsteine befunden hatte? Sie drehte sich um und sah zum Himmel. Am Horizont war ein dünner Lichtstreif zu sehen. Plötzlich war sie ganz aufgeregt. Sie stellte sich vor, wie es bei Tagesanbruch der Sommersonnenwende am Starly Tor oder in Stonehenge sein musste. Tja, das würde sie im Juni herausfinden, wenn sie mit all den anderen dort sein und tanzend die Geburt des Lichtes feiern würde. Von irgendwo weiter unten hörte sie ein schwaches Pfeifen. Die Hundebesitzer kamen auch früh hier herauf, aber es war immer noch zu dunkel, um Gestalten zu erkennen.
    Sie stieg weiter nach oben, an den Büschen und dem Unterholz vorbei, wo sie sich so gefürchtet hatte, aber diesmal im Licht der Taschenlampe nichts als unschuldige Wurzeln und Äste, Dornen und Gestrüpp und Buschwerk und Kaninchenlöcher sah. Weiter hinauf. Allmählich kam sie außer Atem. Dava hatte ihr gesagt, sie müsse zu spüren lernen, wann ihr Körper im Gleichgewicht war, ihr Gewicht im Einklang mit ihrer Größe, ihren Gefühlen, ihrem Geist, müsse lernen, selbst alles an sich zu spüren. Seit sie nur noch Vollwertkost aß, hatte sie bereits ein paar Pfund abgenommen, obwohl es ihr bisher nicht gelungen war, Schokoriegel und Kekse aufzugeben, von denen sie jetzt einen auswickelte und zu essen begann. Dr. Deerborn hatte gesagt, sie habe keine Ahnung, ob Schokolade Hautunreinheiten wirklich verschlimmerte, das sei bisher auch noch nirgends nachgewiesen, hatte aber vorgeschlagen, Debbie solle den Verzehr allmählich einschränken. Na gut, sie hatte ihn

Weitere Kostenlose Bücher