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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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Leid, Sie zu unterbrechen, aber ich bin Ihnen dankbar für das Gesagte, und Nick sicherlich auch. Wir sind vernünftig ausgebildet und qualifiziert, wie Sie zu Recht sagen, aber ich fürchte, dass unsere Arbeit trotzdem einer Menge feindseliger Kritik ausgesetzt ist.«
    Er hatte eine seltsam präzise und formelle Ausdrucksweise. Das hing vermutlich mit der Exaktheit und Präzision seiner Tätigkeit zusammen, dachte Cat. Sie hatte mit Aidan Sharpe lange über traditionelle chinesische Akupunktur gesprochen und bemerkt, dass diese Heilkunst ein sorgfältig ausgeführtes wissenschaftliches System der Körperkartographie mit der Notwendigkeit eines intuitiven, fast künstlerischen Gespürs für Diagnose verband. Cat gab nicht vor, die Theorie dahinter zu verstehen oder zu akzeptieren – sie stand im Widerspruch zu vielem, was ihr beigebracht worden war –, aber sie erkannte an, dass Akupunktur eine lange und ehrbare Geschichte hatte – und oft wirkungsvoll war.
    Nick Haydn saß mit ausgestreckten Beinen auf einem der Sofas, ein großer, breit gebauter Rugbyspieler mit gewaltigen Händen, ein Therapeut, der den Körper seines Patienten mit Energie und Kraft beeinflussen konnte, eine ganz andere Arbeitsweise als die von Sharpe, gegen den er, wie Cat bemerkte, eine gewisse Abneigung zu hegen schien. Nun ja, sie befanden sich an den entgegengesetzten Enden des Spektrums, sowohl als Menschen wie auch als Therapeuten. Nick trug ein sauberes, aber verknittertes Sweatshirt mit dem Aufdruck »Guinness ist gut für dich« über ausgebeulten Kordhosen, Aidan Sharpe einen gut geschnittenen Anzug und eine Fliege mit Paisleymuster. Nicks Haar war lockig und hätte einen Haarschnitt vertragen können, Aidans war ordentlich gekämmt; Nick war sauber, brauchte aber eine Rasur; Aidan hatte einen Spitzbart. Cat mochte und respektierte beide. Es war gut, dass sie sich ergänzten.
    »Wie kommen Sie ausgerechnet jetzt darauf? Starly ist seit Jahren ein Treffpunkt für Hippies und New-Age-Anhänger«, sagte Nick. »Die nehmen mir keine Patienten weg – mein Terminkalender ist immer voll.«
    Aidan Sharpe nickte zustimmend.
    »Aus zwei Gründen. Erstens hatte ich neulich einen Notruf von einem jungen Mädchen, das da oben wegen seiner Akne einen dieser Quacksalber aufgesucht hat. Er hat ihr pflanzliche Tabletten und eine übel riechende Salbe gegeben. Sie bekam eine ernsthafte allergische Reaktion auf eines oder beides, und ihre Mitbewohnerin musste mich rufen. Es geht ihr wieder gut, aber ich habe das Zeug von einem Kollegen im Kreiskrankenhaus Bevham untersuchen lassen. Die Tabletten waren harmlos – hauptsächlich getrocknete Petersilie –, aber die Salbe enthielt verschiedene Substanzen, die ich an niemandes Haut ranlassen würde.«
    »Wer in Gottes Namen hat ihr das Zeug gegeben?« Gerald Tait war verärgert. »Das ist der Grund, warum die EU neue Bestimmungen für frei verkäufliche Medikamente erlassen hat, gefährliche Substanzen, die von geldgierigen Gaunern verkauft werden.«
    »Aber diese EU-Vorschrift schüttet das Kind mit dem Bade aus«, warf Aidan ein, »weil die Leute dann einige der durchaus nützlichen Präparate nicht mehr kaufen können.«
    »Besser das, als dass Schaden angerichtet wird.«
    »Das Problem ist, dass Leute wie dieser Mann in Starly sich nie an die Bestimmungen halten werden.«
    »Wer ist der Kerl überhaupt? Wissen wir das?«
    »Er schmückt sich mit dem Namen ›Dava‹.«
    »Dava wer?«, fragte Nick.
    »Oh, so was Konventionelles wie einen Nachnamen hat er nicht.«
    Nick schnaubte verächtlich.
    »Es kommt noch schlimmer.« Cat warf einen Blick auf ihre Notizen. »Ein Psychochirurg fängt da oben an zu praktizieren.«
    Gerald Tait blickte in die Runde. »Davon habe ich noch nie gehört. Was um Himmels willen ist ein ›Psychochirurg‹?«
    »Darf ich etwas einwerfen?« Aidan rückte seine Fliege gerade, obwohl sie vollkommen korrekt saß. Ich weiß, was mich an Fliegen stört, dachte Cat, sie sehen nicht nur albern aus, sondern erinnern mich an all diese aalglatten Gynäkologen, denen ich begegnet bin.
    »Ich weiß zufällig ein wenig über Psychochirurgie. Allerdings muss ich zugeben, ich hatte keine Ahnung, dass uns hier in der Gegend einer beehrt. Ich finde das erschreckend. Es ist ein überwiegend im Ausland praktiziertes Verfahren und natürlich eine Art Trick, der für gewöhnlich recht clever ausgeführt wird, aber jeder, der einem Zauberer auf die Schliche kommen kann oder sich mit

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