Himbeereis mit Aussicht
bis ihr die Tränen kamen. Sie saß mit Bruno im Wintergarten, sah sich die herrliche Aussicht an und hatte erfolglos mit ihrer Heiterkeit gerungen, ehe sie aus ihr herausbrach.
„Ist das Ihr Ernst?“, fragte sie zur Sicherheit noch einmal nach. „Die jungen Mädchen versuchen tatsächlich mit den jungen Männern vom Sportstudio Kontakt aufzunehmen?“
Bruno nickte. Er war mit sich zufrieden. Das Thema, das er angeschnitten hatte schien seine Aushilfe tatsächlich zu interessieren. Jetzt musste er dieses Interesse nur noch mit mehr Einzelheiten am Leben halten.
„Mit Zetteln?“, fragte Ramona zur Sicherheit noch einmal nach.
„Eher Plakate“, präzisierte Bruno. „Schließlich muss man die Nachricht ja auch aus der Entfernung lesen können!“
Ramona musste erneut lachen als sie sich vorstellte, wie junge Mädchen und junge Männer sich mit Hilfe von wenigen geschriebenen Worten unterhielten.
„Und wo liegt jetzt Ihr Problem, Bruno?“
Jetzt musste der Cafébesitzer improvisieren. Denn eigentlich hatte er ja gar kein Problem. Ganz im Gegenteil, er fand es ausgesprochen kreativ, wie junge Leute im Zeitalter von Handy und Computer versuchten auf altmodische Weise das andere Geschlecht kennenzulernen.
„Das Problem liegt darin“, begann Bruno mit extra viel Bedauern in der Stimme, „dass ich nicht weiß, wie ich mich hier verhalten soll. Schließlich ist das hier mein Lokal und ich bin bis zu einem gewissen Grad für meine Kunden verantwortlich. Ich möchte nicht, dass mir die Eltern der Mädchen die Bude einrennen, weil ich es zugelassen haben, dass sich hier Romanzen anbahnen!“
„Unwahrscheinlich“, winkte Ramona ab. „Die Eltern werden Ihnen eher die Füße küssen, dass die Mädchen für ihre ersten romantischen Gehversuche einen so geschützten Raum wie Ihre Eisdiele haben.“
„Meinen Sie wirklich, Ramona?“
„Wenn meine Tochter sich für einen jungen Mann interessieren würde, wäre ich froh, wenn sie es auf diese Weise macht. Das ist auf jeden Fall besser, als sich in den dunklen Ecken der Stadt herumzutreiben, oder in anonymen Internetforen.“
Bruno fiel fast die Kinnlade herunter. „Sie haben eine Tochter?“
Ramona bemerkte Brunos offensichtliche Enttäuschung nicht. „Ja, sie wird dieses Jahr achtzehn.“
Brunos Kinnlade sackte noch einen Zoll tiefer. „Achtzehn?“
Das war es dann mit seinen romantischen Anwandlungen! Die Frau hatte Familie!
„Ja, ich bin froh, dass sie so vernünftig ist und so selbstständig. Sonst wären wir beide die ganzen Jahre nicht so gut zurechtgekommen.“
Bruno horchte auf, wir beide ?
„Zum Glück musste ich mich bisher noch nicht mit potentiellen Verehrern herumschlagen. Aber wenn ich mir Ihre Situation so ansehen, Bruno, habe ich das Gefühl, ich müsste mich langsam auf so etwas einstellen!“
„Mit einer fast erwachsenen Tochter wäre das sicher nicht verkehrt“, stimmte Bruno zu. Und da er kaum glauben konnte, dass seine Aushilfe wirklich schon so eine große Tochter hatte, fragte er einfach ganz dreist nach.
„Sie müssen fast noch ein Kind gewesen sein, als sie Mutter wurden.“
„Ich stand kurz vor dem Abitur“, gab Ramona zu. „Und wenn Peter nicht so früh gestorben wäre, hätte ich meine Ausbildung noch nachholen können. Aber so musste ich alleine für mich und meine Kleine sorgen!“
Auch wenn die kurze Erklärung bedauerlich war, schöpfte Bruno daraus wieder Hoffnung. Anscheinend war keine männliche Konkurrenz zu fürchten!
* * *
Rosas Nachrichtenblock war in den letzten drei Tagen zu einem dicken Stoß Papier angewachsen mit dessen Hilfe sie versuchte, den Kontakt zwischen Eisdiele und Sportstudio zu vertiefen. Was allerdings nur begrenzt möglich war, da nicht besonders viel an Nachricht auf einen Zettel passte. Aber zum Glück konnte sie ja immer noch improvisieren und so behalf sie sich zusätzlich mit Zeichensprache und Strichmännchen auf den Papierblättern. Natürlich hielt sich auch die Zeitspanne, in der sie mit der Gegenseite Nachrichten austauschte in Grenzen. Zum einen, weil sie ihren Ansprechpartner nicht ganz vom Training abhalten konnte, zum anderen, damit niemand von den anderen Mädchen mitbekam, was sie da machte.
Ihre Idee, wie sie sich mit einem jungen Mann auf der Gegenseite verständigte, sollte sich nicht herumsprechen. Schließlich wollte sie nicht, dass ein anderes Mädchen sie kopierte und sie dadurch ihren Ansprechpartner verlor. Vor allem nicht jetzt, da einer der beiden
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