Himbeersommer (German Edition)
Fahrradrücksitz, mit wehenden Haaren.“
Tobias nickt angespannt. „Habe ich.“
„Also, ich habe eine Idee, die uns retten könnte! Wir suchen uns einen Spender, also einen Samenspender, aus dem Bekanntenkreis, jemanden, den wir kennen, der klug ist und okay aussieht und der soll mir … also kein Sex, … mit einer Spritze…“.
„Was?!“ Tobias wird ganz blass.
„Magda und Ines, du weißt schon, die Bauherrinnen aus Haus 5, die haben es auch so gemacht. Zweimal. Und sind total happy damit. Einen anonymen Samenspender finde ich irgendwie gruselig.“
Tobias starrt unsere Umzugskisten an, als wären sie Monster.
„Und wer soll so etwas mitmachen? Nora, derjenige wird tausend Ansprüche an uns stellen. Rechtlich ist das sehr kompliziert!“
Er steht auf, räumt sein Glas ordentlich in die Spülmaschine, obwohl er noch gar nichts gegessen hat, und geht ohne ein weiteres Wort raus. Ich starre traurig den Hering an. Wenigstens hat der keine Augen mehr, glotzt nicht zurück.
Je mehr sich Tobias von mir entfernt, desto bewusster wird mir, wie wichtig er mir ist. Es darf nicht sein, dass ein Eiweiß unsere Beziehung zerstört.
Tobias hat sein Jogging-Outfit angezogen, kommt zu mir, kniet sich nieder und nimmt mich liebevoll in den Arm.
„Wir lassen nicht zu, dass das unsere Beziehung zerstört, okay?“
Erschrocken sehe ich ihn an, bin nur noch fähig zu nicken. Er hat also wirklich über eine Trennung nachgedacht?!
„Also, an wen hast du gedacht? Aber nicht Dirk!“
Schniefend muss ich grinsen. „Nein, auf keinen Fall Dirk. Keine Ahnung, so weit hab ich noch gar nicht überlegt. Ich wollte es erstmal mit dir besprechen. Ich will auch nicht, dass du Angst haben musst, dass ich dir heimlich ein Kind anhänge.“
Es ist ihm anzusehen, dass er diesen Gedanken schon hatte. „Wenn es ohne Sex geht…“
„Auf jeden Fall ohne Sex. Ich will nur mit dir schlafen, mit sonst keinem“, sage ich im Brustton der Überzeugung.
Natürlich stelle ich es mir ab und zu mit dem spanischen Kellner in meinem Lieblingslokal vor. An der Costa del Sol, am Sandstrand, nach ein, zwei Caipis, wie sich unsere Körper im Meer umschlingen …
„Und Jens bitte auch nicht. Der ist zwar Anwalt, aber total unsportlich und hat Mundgeruch“, unterbricht mich Tobias und scheint sich richtig zu ekeln.
Ich küsse ihn und liebe ihn gleich noch mehr. „Du bist das Beste, was mir je begegnet ist. Welcher andere Mann würde sich sonst auf so eine verrückte Idee einlassen.“
Tobias lächelt schwach, denkt nach.
„Und was, wenn derjenige dann das Kind ständig sehen will oder das Sorgerecht anficht?“
„Kann man das nicht vertraglich regeln?“, frage ich den Anwalt meines Vertrauens. Aber Tobias kennt sich in Familienrecht nicht genug aus. „Muss ich mich mal erkundigen.“
„Hätte auch seine Vorteile“, werfe ich lächelnd ein. „Wir hätten ständig einen kostenlosen Babysitter.“
Ich sehe Dollarzeichen in seinen Augen. Er nickt und ich setze noch eins drauf.
„Ich finde der genetische Vater muss dir schon sehr ähnlich sehen. Blond, blauäugig, sportlich.“
Tobias ist jetzt vollends überzeugt. „Von diesen Prachtexemplaren gibt es zwar nicht so viele, aber du hast vollkommen recht. Das ist es. Dann ahnt später keiner, dass es nicht mein Kind ist. Ich habe nämlich keine Lust auf Erklärungen. Außer uns beiden darf nie jemand von der Sache erfahren. Außer uns und dem Spender. Deal?“
„Deal. Und Jacky, ja?“, sage ich und lächle ihn bittend an.
Tobias lächelt zurück. „Von mir aus auch Jacky.“
Wir kuscheln uns mit einem Glas Bordeaux aufs Sofa und da ist sie wieder - diese beruhigende Nähe, die ich in letzter Zeit so oft vermisst habe. Und wunderbarerweise scheinen wir uns innerlich noch nicht entfremdet zu haben. Wir nehmen die Löffelchenstellung ein und gehen mein zerfleddertes Adressbuch durch.
Da, wie wär`s mit Alex, genannt die Birne. Er hat eine etwas verunglückte Figur, treibt zu wenig Sport – und fällt dadurch bei Tobias auch sofort durch.
„Willst du etwa, dass mein Sohn im Freibad gemobbt wird, weil er aussieht wie ein nasser Sack?“ Wir kichern wie alberne Teenager.
„Dann hätten wir da noch Stuart. Rotblond, Irische Abstammung, Jurist. Aber nein, denk dran, der lacht so quietschend wie ein Meerschweinchen. Ob das vererbbar ist?“ Wir amüsieren uns köstlich. Und finden an jedem etwas auszusetzen. Weder Anton noch Robert noch Markus noch Ralf kommen in Frage. Und mehr Blonde,
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