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Himbeersommer (German Edition)

Himbeersommer (German Edition)

Titel: Himbeersommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Saskia Beyer
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den armen Werner kümmert, macht mir Zeichen, dass es eindeutig Zeit für einen Break ist.
Tobias, der ihre Gestik auch gesehen hat, nickt und wendet sich an unsere Freunde und Nachbarn.
„Ich fürchte, heute ist irgendwie der Wurm drin. Vielleicht sollten wir die Feier an dieser Stelle beenden.“
Allgemeine Zustimmung, und die ersten machen sich sogleich auf den Weg. Sie wirken irgendwie erleichtert. Ich nicht.
Ich stehe in der Ecke und sehe Tobias zu, wie er die Gläser zusammenräumt. Und Jacky und Werner helfen ihm. Mir wird bewusst, wie zerbrechlich eine Beziehung ist. Kann ich ihm diesen Verrat jemals verzeihen? Liebt er mich überhaupt noch wirklich?
Und vor allem: Kann ich mit ihm wieder glücklich werden, auch ohne Kinder?
     

 
     
***
     
Je mehr es regnet, desto mehr nehmen meine Zweifel an uns zu.
Der Umzug ist gerade mal eine knappe Woche her. Ich hatte bisher so viel auf der Baustelle zu tun, dass ich fast noch keine Kisten ausgepackt habe.
Meine Mutter hat mir am Telefon sofort angehört, dass etwas Furchtbares passiert sein muss!
„Es ist wirklich nichts, Mama.“ Ich habe versucht, sie abzuwimmeln. Jetzt steht sie vor der Tür. Mit einer Kuchentüte in der Hand.
„Zwei Sahneschnittchen, du kannst dir eins aussuchen.“ Sie versucht mich nur aufzuheitern und kommt einfach herein.
     
Meine Mutter ist eine seltsame Person. Sie wohnt in einer Einraum-Wohnung am Alex, die aussieht, als wären die 68er gerade mal zwei Jahre her. Weiße Kugellampen, orange-braune Tapeten und ein Foto, das sie mit meinem Vater bei einem Rockkonzert zeigt. Aktuell hat sie zwei Liebhaber. Beide verheiratet. „Kindchen, du hast zwei Kilo zugenommen, habt ihr keinen Sex mehr?“, fragt sie mich und kneift mir in die Hüfte. „Sag was los ist. Hat er eine andere?“
Ich starre die Glühbirne über mir an.
„Nein. Er kann keine Kinder kriegen und hat mir das ewig nicht gesagt.“
Mama sieht mich an, als habe ich einen Scherz gemacht.
„Und das ist alles?“, will sie fast schon amüsiert wissen.
„Nora, du bist doch überhaupt nicht der Mutti-Typ. Du wolltest nie Kinder, erst seit ein paar Jahren. Und auch nur, weil es alle machen.“
„Das stimmt nicht. Ich will schon länger ein Baby. Gut, früher nicht, aber jetzt schon sehr.“ Ich versuche, nicht in Tränen auszubrechen.
Jetzt sieht meine Mama mich an und sagt etwas, was ich nie vergessen werde.
„Nora. Ich habe es bereut. Wirklich. Versteh mich nicht falsch, ich liebe dich über alles. Und deine Schwester auch. Aber was das für ein Stress war, als ihr klein wart, die ganze Schreierei. Was glaubst du, warum Papa gegangen ist?“
„Papa ist wegen uns gegangen?“
„Nein, also ich meine, ja, auch. Er hat sich sein Leben so einfach nicht vorgestellt. Und ich auch nicht.“
Wir haben uns aufs Sofa gesetzt, ein großer Fleck von der Party gestern ist nicht zu übersehen. Und wird vermutlich für immer bleiben.
„Kinder sind keine Beziehungsretter. Im Gegenteil. Wie viele Väter lassen denn ihre zweijährigen Würmer sitzen. Das Geschrei, das hält doch kein Mensch aus“, sagt sie und zündet sich eine Zigarette an.
Ich starre sie an und sehe eine verbitterte Frau vor mir sitzen. Und ich will so nicht werden.
     
Da klingelt es. Ich stehe schnell auf und öffne den Polen die Tür, die das Parkett im Kinderzimmer auswechseln sollen.
„Wo ist Kinderzimmer?“, sie kommen polternd herein.
„Oben, im 1. Stock“, sage ich mit butterweicher Stimme und werfe meiner Mutter einen enttäuschten Blick zu. Dann führe ich die Polen nach oben.
„Ich habe fünf“, sagt der kleinere Pole lächelnd. „Soll ich machen Sandmann-Tapete?“
„Nein. Parkett“, erwidere ich ziemlich garstig. Der eine macht das Zeichen für dicke Luft zum anderen. Der grinst.
Ich geh schnell zu meiner Mutter runter und bitte sie, die Handwerker zu beaufsichtigen. Ich muss los. Eine Baubesprechung. Sie will protestieren, aber ich gehe. So sind Kinder eben. Undankbar bis zuletzt.
     
Ich habe einen Termin mit Magda und Ines, den ich fast vergessen hätte. Sie wollen in ihrem Häuschen noch ein, zwei Wände anders setzen, freuen sich sehr, mich zu sehen.
„Diese Wand hätten wir doch gerne da“, sagt Magda und sieht mich forschend an. „Wir sind eben manchmal etwas unentschlossen, sorry.“
„Kenn ich.“ Ich lächle traurig. „Ich leider auch.“
Magda und Ines werfen sich einen Blick zu, denn ich starre einfach nur aus dem Fenster, auf den welkenden Himbeerbusch.
Da klingelt es, Ines

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