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Himmel der Suende

Himmel der Suende

Titel: Himmel der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riccarda Blake
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Tatsächlich holte sie Sybaris’ Vorsprung schon in wenigen Sekunden auf. Und ihr Herz hatte gerade einmal angefangen, nur ganz leicht schneller zu schlagen. Ihr Atem ging tief und regelmäßig, und sie verspürte nicht die leiseste Anstrengung.
    Da legte Sybaris noch einmal an Tempo zu. Ihr stromlinienförmiger Wolfskörper streckte sich, und ihre kräftigen Läufe holten weiter aus. Schon bald lag sie wieder mehr als ein Dutzend Meter vor Maggie. Also legte Maggie sich noch mehr ins Zeug, beugte sich noch weiter vor ... und holte wieder auf.
    Da merkte sie, dass sie angefangen hatte, auf allen vieren zu laufen. Die Erkenntnis ließ sie beinahe straucheln, aber ihre Instinkte halfen ihr dabei, das Gleichgewicht zu halten. Sie schaute an sich herab und sah statt ihrer Arme ...
    Vorderläufe!
    Große, weiß bepelzte Pfoten.
    Wolfspfoten!
    Sie schaute nach vorn und sah den Rücken ihrer eigenen Schnauze, ebenfalls mit schneeweißem Fell bedeckt.
    Maggie hatte sich in eine Wölfin verwandelt!
    Der Schreck war groß - aber die Begeisterung größer.
    Muskeln, die anders verliefen, als sie es gewohnt war, und die ihr dennoch gehorchten... kraftvoll, belastbar, geschmeidig ... stark! Sie fühlte sie unter ihrem Fell, spürte, wie sie arbeiteten, ohne dass es sie Mühe kostete. Ihr Rennen fühlte sich an wie sonst gemütliches Gehen.
    Jetzt hatte sie Sybaris eingeholt und stieß ein freudiges Heulen aus, das die Alte augenblicklich erwiderte. Schulter an Schulter rasten sie durch den Wald. Nicht nur schneller als Menschen, sondern auch sehr viel schneller als natürliche Wölfe. Maggie fühlte sich jetzt schon beinahe so schnell, wie wenn sie mit Axel flog. Die Bäume und Büsche zischten geradezu an ihr vorüber. Dennoch waren ihre Gedanken klar, ihre Instinkte messerscharf. Sie hörte, wie sie der wildfreien Begrüßung der anderen Wölfe schnell näher kamen, und konnte sie jetzt sogar schon wittern.
    Es ist wunderbar, dachte sie.
    Ja, das ist es, antwortete Sybaris’ Stimme. Sie hörte sie nicht über die Ohren, sie hörte sie in ihrem Kopf. Sogar im wahrsten Sinne des Wortes.
    Wie geht das?, fragte sie.
    Heute nennt man es wohl Telepathie, erwiderte Sybaris, ohne auch nur einen winzigen Schritt langsamer zu werden. Es funktioniert nur, wenn wir beide als Wölfe unterwegs sind.
    Wie kommt es, dass ich ein Wolf bin?, wollte Maggie wissen.
    Ich wünschte, ich könnte jetzt ganz furchtbar schlau be haupten, dass ich die Macht dazu habe, aber so funktionieren die Dinge in den wenigsten Fällen. Tatsächlich scheint diese Fä higkeit eher ein Unfall zu sein, antwortete Sybaris. Es ist wahr scheinlich die Wirkung der Mischung der verschiedenen Reak tionen auf die beiden Male, die erst Axel und dann ich dich magisch geheilt haben, und dem Wolfszauber.
    Es ist... umwerfend, dachte Maggie.
    Dann erreichten sie das Rudel. Es hatte sich auf einer Lichtung im Halbkreis um einen etwa mannshohen Felsen niedergelassen. Jetzt, da die beiden Wölfinnen ankamen, kamen sie zu ihnen gerannt und begrüßten sie voller Enthusiasmus.
    Axel setzte gerade zur Landung an.
    Waren wir so schnell?, fragte Maggie.
    Er ist langsam geflogen, weil er trotz meiner Entwarnung sicherstellen wollte, dass das keine Falle ist. Aber trotzdem war das für das erste Mal eine ziemlich reife Leistung, kleine Schwester.
    Kleine Schwester? Hätte Maggie in diesem Moment ein Menschengesicht gehabt, wäre sie mit Sicherheit rot geworden, so stieß sie nur einen welpenfreudigen Fieps-Laut aus. Ein wenig peinlich war ihr das schon, und sie hoffte inständig, sie hatte nicht auch noch mit dem Schwanz gewedelt.
    Stell dir vor, wieder ein Mensch zu sein, und stell dich dabei auf die Hinterpfoten. Der Rest geht von selbst, sagte Sybaris, und Maggie tat es.
    Dieses Mal spürte sie die Verwandlung deutlich. Aber sie war nicht schmerzhaft.
    Axel stutzte, als er sie sah, dann lächelte er.
    „Du bist immer wieder für eine Überraschung gut, Magdalena“, sagte er. Dann zwinkerte er mit einem Auge. „Nur in Sachen Kleidung wirst du dir noch etwas einfallen lassen müssen.“
    Sie erschrak und sah an sich herunter. Sie war nackt.
    Splitternackt.
    Wieso? Sybaris trug ihren weiten, verschlissenen Umhang. Die Alte grinste, trat an Maggie heran und griff oberhalb der Schultern um sie herum. Als sie die Hände wieder nach vorn brachte, hielt sie eine weiße Leinenrobe, die sie Maggie umlegte. Maggie hatte aufgegeben, sich zu fragen, wie Sybaris das machte, und zog den

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