Himmel der Suende

Titel: Himmel der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riccarda Blake

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verstehe ich nicht“, gab Maggie zu. „Du könntest sogar Luzifer vernichten, aber keinen ihrer Elohimsöhne oder -töchter?“
    Er nickte. „Es waren ihre Söhne und Töchter, die mich erschaffen haben. Sie sind nicht nur, wie Sybaris schon sagte, mächtiger als Luzifer, sie haben mich auch so erschaffen, dass mir die Macht fehlt, sie zu vernichten, selbst wenn ich durchaus dazu in der Lage bin, Einzelne von ihnen zu bannen. Letzteres ist das Risiko, das sie eingegangen sind, um mich mächtig genug für Luzifer zu machen.“
    „So wie Engel keine Menschen töten dürfen?“, fragte Maggie.
    „Genau so“, bestätigte er.
    Maggie stieß einen lang anhaltenden Seufzer aus.
    „Also wirst du immer auf der Hut sein müssen?“, fragte sie leise.
    „Ja“, sagte er. „Aber das ist kein zu hoher Preis für unsere Liebe. Für unsere ewige Liebe.“
    „Dann fliegen wir nach Kampong Chhnang“, sagte sie.
    „Wir fliegen nach Kampong Chhnang“, bestätigte er.

10. KAPITEL
    Alte Zeiten
    Es war vollkommen still um sie herum.
    Anya schlug die Augen auf - und schloss sie gleich wieder vor Schreck. Sie schwebte mitten im All. Völlig schwerelos. Sie hatte keine Ahnung, wie sie hierhergekommen sein mochte, und wunderte sich darüber, dass sie atmen konnte. Zweifellos war das wieder einer ihrer Albträume. Nach einigen Momenten fasste sie sich und schlug die Augen wieder auf. Weit unter sich sah sie einen blau leuchtenden Planeten - die Erde. Um sie herum funkelten Sterne, deren Konstellationen hier oben allesamt ganz anders aussahen, als sie es gewohnt war. Sie wandte sich um und sah ihre eigenen, weit gespreizten Flügel. Definitiv ein Traum. Dahinter die Sonne. Gleißend weiß.
    Aus ihren Augenwinkeln heraus nahm sie eine Bewegung wahr. Etwas oder jemand näherte sich ihr. Dann erkannte sie das Auf-und-ab-Gleiten von Flügeln. Kurz darauf das Gesicht.
    Es war Man’El.
    Bis auf einen Lendenschurz war er nackt, und erst da fiel ihr auf, dass auch sie nur ein schmales seidenes Tuch um die Hüfte trug.
    Warum und wie hast du mich hierher gebracht und was ist mit Sergej geschehen, wollte sie fragen, doch stattdessen lächelte sie und flog ihm mit ausgebreiteten Armen entgegen.
    Das ist kein Traum, Ani’El, sagte Man’Els Stimme in ihrem Kopf. Es ist eine Erinnerung. Eine Erinnerung an eine Zeit, lange, lange vor dem Jetzt.
    Unfähig, ihre eigenen Handlungen zu steuern, und als würde sie alles nur von innen heraus beobachten, traf sie auf den Engel, schlang ihre Arme um ihn und küsste ihn voller Leidenschaft. Er packte sie und drückte sie an sich. Das Gefühl seiner Haut auf der ihren war so vertraut. Ebenso herbeigesehnt wie erfüllend.
    Sie hörte sich seinen Namen gegen seine warmen Lippen flüstern und fuhr mit den Fingerspitzen durch sein volles Haar.
    Die Küsse fühlten sich richtig an - sehr viel realer als in einem Traum - und ganz sicher so, als wären es nicht die ersten, die sie miteinander tauschten.
    Er löste sich mit einem Lächeln von ihr, nahm sie bei der Hand, und sie zog ihn in Richtung Erde. Entfernung war eine merkwürdige Sache hier draußen im All. Sie hatte nicht das Gefühl, besonders schnell zu fliegen, aber dennoch kamen sie der großen blauen Kugel erstaunlich zügig näher. Bald schon konnte sie den Unterschied zwischen Wasserflächen und Festland erkennen und wurde ein weiteres Mal überrascht. Die Kontinente waren nicht so angeordnet, wie Anya das von einer herkömmlichen Weltkarte her kannte. Vielmehr gab es nur eine einzige, dafür aber riesige Landmasse.
    Pangäa - der Urkontinent. Anya erinnerte sich daran, einmal einen Bericht darüber gelesen zu haben. Wenn das wirklich Pangäa war, war sie in ihrem Traum über 150 Millionenjahre in der Zeit zurückgereist.
    Ich sagte doch bereits, das ist kein Traum, hörte sie wieder Man’Els Stimme in ihrem Kopf. Das ist eine Erinnerung. Wir beide waren damals wirklich dort.
    Sie tauchten in die Atmosphäre ein. Die Luft war warm und feucht. Sehr viel wärmer, als Anya Luft in Erinnerung hatte. Obwohl sie wusste, dass dies die Erde war, fühlte es sich an, als sei es ein völlig anderer Planet. Die Farben waren anders, das Grün leuchtete irgendwie satter - sogar die Luft selbst schimmerte in smaragdfarbenen Tönen. Auch die Pflanzen waren andere - riesige, baumgroße Farne und Schlingpflanzen in den unterschiedlichsten Formen und Größen.
    Am exotischsten jedoch war die Tierwelt. Es gab keine Säugetiere. Nicht eines. Dafür aber armlange