Himmel der Suende
es aber Zeit“, knurrte Sergej und begann über den schmutzigen Boden dorthin zu robben, wo der Engel lag. Als er ihn nach endlos erscheinenden Minuten und dem Verlust von bächeweise Schweiß erreicht hatte, drehte er sich so herum, dass Man’El mit seinen Zähnen an die Knoten über seinen auf den Rücken gebundenen Händen kommen konnte.
„Worauf wartest du?“, fragte er, als Man’El nach einer weiteren Minute nicht angefangen hatte.
„Ich überlege“, sagte Man’El.
„Was gibt es da zu überlegen?“
„Vielleicht sollten wir Sam’Yaza gewähren lassen.“
„Was?!“ Sergej war entsetzt.
„Es besteht die Möglichkeit, dass er sie unbeabsichtigt zu ihren wahren Erinnerungen zurückführt... und sie ihn dann besiegt.“
„Bist du wahnsinnig?“
„Nein, ich meine das im Ernst“, sagte Man’El. „Du hast keine Vorstellung von ihrer Kraft, wenn sie einmal entfesselt ist.“
„Falls sie entfesselt wird“, erwiderte Sergej ungeduldig. „Falls nicht, wird sie sterben. Und wenn sie nicht diese Ani’El ist, wird sie auf jeden Fall sterben. Und das werde ich nicht zulassen, hast du das verstanden?“
„Was willst du tun, wenn ich mich weigere, dir zu helfen?“
Sergej wälzte sich herum und schlug seine Stirn gegen das Nasenbein des Engels.
„Das ist es, was ich tun werde, wenn du mir nicht hilfst“, knurrte er. „Ich breche dir jeden einzelnen Knochen im Leib. Dazu brauche ich meine Hände nicht.“
Man’El funkelte ihn mordlüstern an.
„Das wagst du nur, weil ich in Ketten liege.“
Sergej stieß noch einmal zu.
„Ich lasse nicht zu, dass sie gequält wird“, sagte Sergej. „Ob sie nun ein Mensch ist oder nicht. Also beißt du diese verdammten Knoten durch oder ins Gras. Deine Wahl.“
Man’El schnaubte durch die blutende Nase.
„Also gut“, sagte er schließlich.
Sergej drehte sich wieder herum, und Man’El fing an, den Knoten mit seinen Zähnen zu bearbeiten.
„Das ginge einfacher, könnte ich noch durch meine Nase atmen“, beschwerte er sich.
„Du könntest noch durch deine Nase atmen, hättest du gleich getan, was ich gesagt habe“, knurrte Sergej. „Und jetzt halt die Klappe und kau!“
Anya war zu heiser, um noch zu schreien. Sie kniete inzwischen auf der Sitzfläche des Elfenbeinthrons, und Sam’Yaza nahm sie mit harten und festen Stößen von hinten. Ihr masochistisch geprägter Körper reagierte mit Lust auf seine brutale Härte, aber ihr Geist mit Abscheu und Hass. Doch sosehr sie auch versuchte, sich zu wehren, es gelang ihr nicht, gegen die Verzauberung Sam’Yazas anzukämpfen. Fast schon hoffte sie, er und Man’El hätten die Wahrheit gesagt und sie wäre wirklich diese Ani’El, damit der Rausch oder die Verzückung, die Sam’Yaza angedroht hatte, sie wieder zu ihrem alten Selbst werden ließ, damit sie ihn bekämpfen konnte ... und vernichten. Doch auch wenn ihr Leib mit Lust auf die Gewalt reagierte, mit der er sie nahm, waren die Orgasmen rein mechanische. Da war keine Befriedigung... schon gar keine Verzückung.
Vielleicht könnte sie ihren Hass so groß werden lassen, dass er anstelle des Rauschs befreite, was auch immer da in ihr sein sollte, das zu befreien Sam’Yaza sich vorgenommen hatte. Aber auf eine seltsame Weise fühlte sie dazu einfach zu viel Mitleid für ihn. Sie hatte gemerkt, dass seine Stöße immer frustrierter geworden waren, immer verzweifelter. Und wenn das stimmte, was er gesagt hatte, dann hatte sie ihn und seine Gefährten vielleicht wirklich verraten, und nicht sie war das Opfer, sondern eigentlich er.
Damit konnte sie natürlich nicht und auf keine Weise entschuldigen, was er ihr gerade antat, aber sie konnte ihn auch nicht so sehr hassen, wie es nötig gewesen wäre, das Tor zu ihrer Seele aufzustoßen ... falls sie wirklich diese Ani’El sein sollte.
„Ich sehe, du machst keinerlei Fortschritte.“ In Theias Stimme lag Verachtung. Sie stand plötzlich neben dem Thron. „Es bringt dir nicht einmal den Spaß, den du dir davon erhofft hast. Und die Schlüssel schon gleich gar nicht.“
„Es braucht Zeit.“
„Die wir nicht haben, wie du selbst sagst“, gab sie zurück. „Ashmo’Deush wird heute Abend erscheinen, und wenn wir unser Versprechen nicht einhalten, wird er sich von dem Pakt zurückziehen. Oder schlimmer.“
„Was meinst du?“ Ganz plötzlich hatte er aufgehört, Anya zu ficken.
„Kannst du dir das nicht denken?“, fragte sie. „Er weiß jetzt, wo unser Versteck ist. Und wenn wir ihm
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