Himmel der Suende
sie und ihr Pflichtbewusstsein kenne“, antwortete Axel, „würde sie später wieder Jagd auf mich machen. Doch darüber können wir uns Sorgen machen, wenn es so weit ist.“
„Du würdest deine Freiheit wieder verlieren.“ Der Gedanke schnürte ihr die Kehle zu.
Er schaute sie traurig und voller Ernst an. „Die Alternative wäre, alles zu verlieren.“
„Gut. Aber da gäbe es noch ein Problem“, sagte Maggie. „Wie kommen wir hier heraus?“
„Versuche dich in einen Wolf zu verwandeln“, sagte Axel. „Deine Pfoten müssten schmaler sein als deine Handgelenke.“
Maggie schüttelte den Kopf. Darauf hätte sie auch selbst kommen können. Sie schloss die Augen und erinnerte sich an das Gefühl, das sie hatte, als sie in Rumänien in den Wald gelaufen war. Sie erinnerte sich an die Freude an der Bewegung, die Sehnsucht nach Schnelligkeit, den Durst nach Freiheit und dem Ausleben ihrer Kraft.
Doch nichts geschah.
Sie versuchte es noch einmal. Sie stellte sich einen Wolf vor. Den Wolf, der sie war, nachdem sie sich verwandelt hatte. Die verstärkten Sinne, die Instinkte, das Gefühl. Aber sosehr sie sich auch zurückversetzte in die Situation, die sie erlebt und so sehr genossen hatte, sie verwandelte sich nicht.
„Es funktioniert nicht“, sagte sie schließlich niedergeschlagen. „Ich hätte Sybaris fragen sollen, womit und wie ich es auslöse.“
„Mach dir keine Vorwürfe, Magdalena“, sagte Axel sanft. „Es ist nicht deine Schuld, dass wir hier gefangen sind. Es ist meine. Ich hatte geschworen, dich zu beschützen.“
„Bitte, sag das nicht, Axel“, sagte sie. „Niemand ist auf heimtückischen Verrat vorbereitet. Du konntest nicht damit rechnen, dass dein einstmals bester Freund sich gegen dich stellt.“
Er lachte bitter. „Doch, eigentlich konnte ich das. Weil, irgendwie ist es ja schon ein wenig die Geschichte meines Lebens - und nicht das erste Mal. Auch T’Azar war mein Bruder.“
„Weißt du“, sagte sie nachdenklich, „nachdem ich jetzt den zweiten davon kennengelernt habe, bin ich der Meinung, du solltest aufhören, sie als deine Brüder zu betrachten. Das macht zwar den Verrat nicht besser, aber mildert vielleicht den Schmerz.“
„Aber sie sind meine Brüder, Magdalena.“
„Eigentlich nicht“, sagte Maggie. „Ihr seid alle von den Elohim erschaffen worden, ja, aber das macht euch nicht zu Brüdern. Nicht im eigentlichen Sinne.“
„Was willst du damit sagen, Magdalena?“
„Dass du weder die Verantwortung für ihre Verbrechen trägst noch die Schuld daran“, sagte sie. „Und dass du an ihrem Hass, ihrer Machtgier, ihrer ganzen Lebensverachtung keinen Anteil hast. Du bist anders, Axel ... Azazel ... und dafür liebe ich dich.“
Als Anya in den dunklen Kerker gebracht wurde, spürte sie die Spannung in Sergej und Man’El. So als wären sie gerade bei etwas unterbrochen worden. Glücklicherweise spürte der Subur das nicht, stieß sie in das Verlies und schloss die Tür wieder hinter ihr ab.
„Anya!“, rief Sergej. „Ist alles in Ordnung? Haben sie dir wehgetan?“
Sie kauerte sich zu ihm auf den Boden und schlang die Arme um ihn.
„Es ist alles okay“, sagte sie und spürte daran, wie er sich verkrampfte, dass er wusste, dass sie die Wahrheit verschwieg.
„Wieso haben sie von dir abgelassen?“, fragte Man’El.
„Sie wollen ein Ritual vorbereiten“, antwortete Anya.
„Sehr gut“, sagte Man’El. „Das verschafft uns Zeit. Löse meine Ketten.“
„Das kann ich nicht“, erwiderte Anya.
„Warum nicht?“, fragte Sergej überrascht.
„Es ist ihr verboten“, antwortete Man’El an ihrer Stelle. „Sam’Yaza hat den Bann seines Di’Mai über sie gelegt.“
„Was ist mit meinen Fesseln, Anya?“, fragte der Bodyguard. „Man’El hat sie schon halb durch.“
Sie versuchte es, aber es gelang ihr nicht einmal, ihre Hände in Richtung der Stricke zu bewegen.
„Es tut mir leid“, sagte sie und fühlte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen.
„Nicht weinen, Kleines“, sagte Sergej. „Alles wird gut. Mach dir keine Vorwürfe. Wir schaffen das schon.“
Dann blickte er zu Man’El. Der nickte und kroch über den Boden zu Sergejs Rücken, um gleich darauf den Knoten mit seinen Zähnen zu bearbeiten. Anya konnte im Schein des spärlichen Lichtes erkennen, dass er schon ein gutes Stück davon geschafft hatte.
„Wie wollen sie an die Schlüssel gelangen?“, fragte Man’El zwischen zwei Bissen.
„Sam’Yaza hat etwas gesagt von
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