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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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Mannschaft den Tagesablauf plante. Sein Umgang mit seinen Männern war ungezwungen und freundschaftlich. Er kannte ihre Familiengeschichten ebenso wie ihre Stärken und Schwächen und wusste, wann sie sich zuletzt betrunken oder die Geburt eines Kindes gefeiert hatten.
    An einem schwülen Nachmittag – ihr Aufenthalt neigte sich dem Ende zu – stellte Sarah ihren Klappstuhl auf eine Klippe über dem Fluss. Sie saß noch nicht lange dort, als sie Glockenklang hörte, eine metallische Melodie, die die Ankunft einer Herde rotbrauner Rinder mit weit ausladenden Hörnern und großen Buckeln ankündigte. Tatsächlich erschienen die Tiere bald in einer Staubwolke. Einander beiseite rempelnd, drängten sie sich zum schlammigen Wasser vor, wobei sie kleine Gesteinslawinen auslösten und die Pflanzen ausrissen, denen es gelungen war, in der lockeren Erde am Steilufer Wurzeln zu schlagen. Den Rindern folgte ein Hirte, der seine Herde mit Pfiffen, Rufen und dem Zusammenschlagen zweier Stöcke zur Tränke trieb. Als er stehen blieb, hob Sarah die Kamera. Sofort riss der Mann den Speer hoch und schleuderte ihr zornige Worte entgegen, die sie nicht verstand. Dann griff er nach einem kleinen Stein, den er offenbar nach Sarah werfen wollte. Als sie sich erhob, sah sie, dass Anthony ein paar Meter weiter stromabwärts aufgetaucht war. Er rief dem Mann etwas zu und winkte mit der Hand. Darauf folgte ein Gespräch, bei dem der Samburu einige Minuten lang redete und, um seine Worte zu unterstreichen, den Speer in den Boden stieß. Hin und wieder antwortete Anthony mit einem einsilbigen und beruhigenden Brummen.
    »Heutzutage muss man um Erlaubnis fragen, wenn man sie fotografieren will«, sagte er schließlich und kam auf Sarah zu.
    »Tut mir Leid, daran hätte ich denken müssen. Was soll ich jetzt tun?«
    »Gar nichts. Vermutlich ist er ohnehin hier, um uns in sein manyatta [48] einzuladen. Manchmal lässt er seine jungen Krieger für meine Gäste tanzen, und anschließend versuchen die Frauen, Perlenschmuck, muffige Kürbisflaschen und stumpfe alte Speere zu verkaufen. Für die Vorstellung verlangen sie ein bisschen Geld, sie verdienen etwas an ihrem Kunstgewerbe, und alle sind zufrieden.«
    »Ist das teuer? Kann ich sie dabei fotografieren?«
    »Ach, Sarah, das ist doch nur Theater für die Touristen.« Inzwischen hatte Hannah sich zu ihnen gesellt. »Außerdem sollte man ihnen nicht erlauben, ihre vielen ngombes im Reservat zu weiden. Die Kühe fressen alles kahl oder zertrampeln es. Schau dir nur das Ufer dort an. Es rutscht allmählich in den Fluss. Ein typisches Beispiel für Erosion.«
    »Man kann dieses Reservat nicht lebendig erhalten, wenn man den Stämmen hier verbietet, ihre traditionellen Wasserstellen zu nutzen.« Auch Piet war von der Debatte angelockt worden. »Außerdem wirbeln die Minibusse der Pauschalreisenden mehr Staub auf und richten größere Schäden an, als es die Herden der Samburus je schaffen würden – vor allem, wenn die Wagenkolonnen die Straßen verlassen.«
    »Da hat er Recht«, sagte Anthony. »Darüber wirst du dir auf Langani Gedanken machen müssen, wenn du möchtest, dass in unserem Wildreservat alles klappt.«
    »Unter anderem ist das ein Grund, warum wir Wildhüter brauchen«, meinte Piet. »Aber diese Tänze für die Touristen finde ich auch eher peinlich. Ich stimme Hannah zu, dass es nur Theater ist.«
    »Tanzen sie auch so, wenn sie unter sich sind?«, fragte Sarah.
    »Es dauert keine drei Tage, wenn du das meinst. Und es kippt auch keiner mit Schaum vor dem Mund oder in erotischer Trance um«, erwiderte Anthony. »Mehr als eine Stunde ist nicht drin, aber der Tanz ist derselbe wie immer. Und du darfst nach Herzenslust fotografieren.«
    »Kannst du etwas arrangieren? Bitte.«
    »Dann lege ich es auf morgen Nachmittag«, sagte Anthony. »Übrigens fahre ich jetzt zur Samburu-Lodge, um mich per Funk mit meinem Büro in Verbindung zu setzen. Möchte jemand mitkommen und sich ein paar Touristen anschauen?«
    »Ich bleibe hier«, antwortete Sarah. »Deine Mitarbeiter haben mir erlaubt, Fotos von ihnen zu machen.«
    Als sie davonging, sah sie aus dem Augenwinkel, wie Piet reglos dastand und Anthonys Wagen nachblickte, der Camilla aus dem Lager entführte. Sie setzte sich auf ihren Klappstuhl und musste, einen Kloß in ihrer Kehle herunterschlucken.
    »Ach, mach dir keine Sorgen, Sarah«, meinte Hannah. »Er braucht eben ein wenig Zeit, um sich umzustellen. Inzwischen ist das hauptsächlich

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