Himmel uber Langani
fallen ließ, mit den goldenen Augen blinzelte, gähnend den Kopf in den Nacken legte und seine gefährlichen Zähne fletschte.
»Kehren wir um«, meinte Anthony schließlich. »Ich glaube, etwas Beeindruckenderes kriegen wir heute nicht mehr zu sehen.«
Im Lager wehte der Duft von gebratenem Speck durch die Luft. Unter den Bäumen war der Frühstückstisch gedeckt. Die Vögel in den umliegenden Ästen warteten hoffnungsvoll darauf, dass für sie etwas abfiel.
»Noch nie im Leben habe ich solchen Hunger gehabt«, verkündete Camilla. »Ende der Woche werde ich so fett sein wie ein Elefant.«
»Dann müssen sie eben bei den verrückten Klamotten, die du immer trägst, die Säume auslassen. Vielleicht könnte man auch die Titelseiten der Zeitschriften vergrößern, damit du noch draufpasst«, neckte Anthony sie.
»Ich weiß nicht, ob ich weiterhin verrückte Klamotten tragen und in Zeitschriften auftauchen will«, erwiderte Camilla.
Ihr Tonfall wirkte beiläufig, als meine sie das nicht ganz ernst. Doch Sarah spürte, dass sich ihre Stimmung verändert hatte, und sie bemerkte Anthonys argwöhnischen Blick. Vielleicht war es für ihn doch nur eine Urlaubsliebelei. Und Piet? Wie würde Piet reagieren, wenn ihr gemeinsamer Ausflug vorbei war? Eine verlegene Pause entstand.
»Noch Kaffee?« Anthony ließ den Blick über die Anwesenden schweifen. »Gut. Es ist heißes Wasser zum Duschen da, und unter den Bäumen am Flussufer stehen Stühle. Geht nicht runter zum Wasser. Eine meiner Kundinnen wäre fast gefressen worden, als sie so leichtsinnig war, dort unten ihre Kaffeetasse ausspülen zu wollen.«
»Ganz sicher wäre sie gefressen worden, hättest du nicht dein eigenes Leben riskiert und das Mistvieh abgelenkt«, ergänzte Piet. »Das Mädchen saß in der Falle. Das Krokodil hatte sie schon am Arm gepackt. Eine Minute später, und sie wäre weggeschleppt worden. Aber Anthony ist runtergesaust und hat dem Biest mit einem Holzscheit auf den Kopf geschlagen. Dann ist er ins Wasser gesprungen und hat einen Riesenradau veranstaltet, bis das Krokodil losgelassen hat. Er hat ihr das Leben gerettet.«
»Ich möchte nicht, dass sich so etwas rumspricht. Sonst finden sich bald keine jungen Damen mehr, die den Mut haben, mit mir auf Safari zu gehen.« Anthony war das Lob sichtlich peinlich. »In dieser Entfernung kann euch nichts passieren. Aber wenn es noch ein bisschen heißer wird, werdet ihr garantiert ein paar Riesenkrokodile zu Gesicht bekommen. Mittags gibt es eine Bloody Mary und einen Preis für jeden, der mehr als zwanzig verschiedene Vogelarten im Lager entdecken kann.« Er stand auf und entfernte sich in Richtung Küche.
Über die nahe oder ferne Zukunft wurde kein Wort mehr verloren. Bei ihren Ausflügen begegneten sie Herden gewaltiger Elefanten und Büffel und zierlichen Gazellen. Die Schwänze der Gazellen befanden sich in ständiger Bewegung, sodass Camilla schon befürchtete, sie könnten abfallen, wenn die Tiere älter wurden. Abends am Lagerfeuer lauschten sie Anthonys Anekdoten aus dem Busch. Nachts konnten sie hören, wie die Löwen in der Ferne brüllten und die Flusspferde plantschend im Fluss badeten. Hannah bemerkte, dass Camilla von Tag zu Tag strahlender aussah. Piet hingegen wirkte manchmal sehr still, auch wenn er unterwegs stets über die Wildtiere und Vögel in Begeisterung geriet, mit denen er bald sein Geld verdienen würde. Am dritten Morgen erblickte er in der Ferne etwas Goldenes, und als Anthony auf den winzigen sich bewegenden Punkt zufuhr, entdeckten sie ein Gepardenweibchen mit einem Jungen, das sich gerade an eine Gazelle anschleichen wollte. Allerdings war die Raubkatze noch zu jung und unerfahren – weshalb die Gazelle in großen, scheinbar schwerelosen Sprüngen das Weite suchte und die Menschen gleichzeitig erleichtert und enttäuscht aufseufzten.
Um die heißeste Zeit des Tages saßen sie mit ihren Ferngläsern am Fluss, lasen in mitgebrachten Büchern oder zogen sich zu einem Mittagschläfchen in ihre Zelte zurück. Die abendlichen Ausflüge endeten für gewöhnlich an einer Flussbiegung, wo sie sich an kaltem Bier oder einer Flasche Wein gütlich taten, beobachteten, wie die Elefanten zwischen den Bäumen auftauchten und wie die Sonne, einem Feuerball gleich, hinter den Hügeln versank. Nachts entführte Anthony Camilla von der ersterbenden Glut des Feuers in ihre eigene Welt. Gerne sah sie ihm zu, wenn er, auf einer umgedrehten Transportkiste sitzend, mit seiner
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