Himmel uber Langani
und nahmen das kalte Bier, das Allie ihnen anbot. »Dan ist in Nairobi und besucht irgendeine Behörde. Wie immer versuchen wir gerade, zusätzliche Mittel aufzutreiben. Ich war so schlau, mir eine Ausrede einfallen zu lassen, um nicht mitzumüssen. Sie wissen ja, wie ich die Stadt hasse.«
»Sarah hat gerade in Dublin ihren Abschluss in Zoologie gemacht. Sie ist in Kenia aufgewachsen, und jetzt fragt sie sich, ob sie vielleicht Arbeit in der Forschung bekommen kann.«
»Wir würden ja gerne jemanden einstellen«, meinte Allie, »aber ich weiß nicht, ob unsere Finanzen das zulassen. Es hängt hauptsächlich davon ab, ob Dan diese Woche Erfolg hat. Haben Sie ein bestimmtes Interessensgebiet, Sarah? Wir arbeiten hier mit Elefanten.«
Zwei Stunden später hatte Sarah das Gefühl, dass sie einen guten Eindruck hinterlassen hatte. Allie hatte ihr eine Reihe von Fragen gestellt und schien mit den Antworten zufrieden. Doch vor allem die Fotos hatten ihre Aufmerksamkeit geweckt. Anthony hatte Sarah überredet, ihre Porträtaufnahmen aus Dublin und einige Bilder mitzubringen, die sie während der zwei Wochen an der Küste gemacht hatte.
»Sie haben ein gutes Auge fürs Detail«, sagte Allie. »Und außerdem ein visuelles Verständnis für Afrika. Das kann bei der Forschungsarbeit sehr nützlich sein. Ich weiß zwar nicht, ob wir Ihnen weiterhelfen können, aber ich höre mich auf jeden Fall um. Vielleicht hat Dan ja eine Idee, wenn er zurück ist. Wo können wir Sie erreichen?«
»Wir verbringen noch ein paar Tage im Lager«, erwiderte Anthony. »Danach finden Sie Sarah auf der Langani-Farm.«
»Ach ja. Sie sind ja dabei, dort ein privates Wildreservat einzurichten. Hoffentlich werden weitere Landbesitzer Ihrem Beispiel folgen. Kann sein, dass wir uns bald wiedersehen, Sarah.« Obwohl Allie sich offenbar nicht festlegen wollte, war ihr Händedruck freundschaftlich. »Ich freue mich immer über Ihren Besuch, Anthony.«
»Sie mag dich«, sagte Anthony, als sie davonfuhren. »Manchmal hat sie Haare auf den Zähnen, aber sie ist ein wundervoller Mensch. In den letzten Jahren ist ihre Arbeit mit den Elefanten auf viel Anerkennung gestoßen.«
Sarah nickte und hoffte, dass sie die Chance bekommen würde, als Assistentin bei den Briggs’ anzufangen. Nach ihrer Rückkehr ins Lager wurde sie von Camilla und Hannah mit Fragen überhäuft, aber sie hielt sich bedeckt, da sie sich nicht zu früh freuen wollte. Nun gewannen die Ausflüge für Sarah eine völlig neue Bedeutung. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit hauptsächlich den Elefanten zu, beobachtete ihr Verhalten und befragte Anthony über ihre Gewohnheiten und ihr Leben in der Gruppe. Außerdem fotografierte sie die Tiere, machte sich Notizen und betete jede Nacht darum, dass der morgige Tag eine Nachricht oder einen Anruf von Dan und Allie Briggs bringen würde.
Am Morgen von Hannahs einundzwanzigstem Geburtstag brachen sie ein wenig später auf als gewöhnlich und nahmen ihr Frühstück in einem Picknickkorb mit. Als die Sonne in den weiten Himmel aufstieg und die Erde in der Hitze die ersten Risse bekam, begegneten sie einem einsamen Löwenmännchen, das sich unter einem Busch ausruhte und die unbedeutenden Besucher verächtlich beäugte. Sarah schraubte das stärkste Objektiv auf die Kamera und beugte sich weit aus dem Fenster, sodass der majestätische Schädel des Löwen den Sucher füllte.
»Welch ein Anfang für ein neues Lebensjahr«, sagte sie. »Du weißt, dass das ein Omen ist. Ein gutes Omen für uns alle.«
»Ich finde es das allerbeste Omen, dass wir dieses Jahr gemeinsam beginnen«, meinte Hannah. »Und so soll es auch in Zukunft bleiben, ganz gleich, was geschieht.«
Langsam fuhren sie weiter und begegneten nur hie und da einem Zebra mit schimmerndem, gesundem schwarzweißem Haarkleid. Manchmal flitzten wilde Hühner vor ihnen durch den Staub, Tauben, Nashornvögel und Webervögel flatterten umher. Ihr Gesang erfüllte die Luft. Unter dem Blätterdach eines kleinen Hains breitete Anthony das Picknick aus. Eine Horde Weißpinseläffchen beobachtete sie aus dem Geäst und musterte unter erwartungsvollem Geschnatter das Festmahl. Im Fluss saß ein Fischadler auf einem toten Baumstumpf. Im bewegten Wasser hielt er nach möglicher Beute Ausschau und rief mit seinem lang gezogenen klagenden Schrei seine Gefährtin herbei. Die fünf Freunde verbrachten den Tag mit gemütlichem Geplauder und schwelgten in Erinnerungen. Als sie sich später am Abend nach dem
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