Himmel uber Langani
hat er das Interesse an uns verloren.« Auch Anthony lachte. »Wilde Burschen, diese jungen Männchen! Sie wollen zeigen, wie stark sie sind. Kommt, suchen wir uns ein weniger gefährliches Plätzchen.«
Auf der restlichen Fahrt kamen sie aus dem Staunen nicht mehr heraus. Zwei Spießböcke verharrten im Gras, als wollten sie für sie Modell stehen, und wandten ihnen ihre schwarzweißen Gesichter und die hohen, gedrechselten Hörner zu. Später mussten sie wegen zwei Netzgiraffen anhalten und hatten Gelegenheit, ihre präzise geometrische Zeichnung und ihre langen, federnden Schritte zu bewundern. Schwärme von Perlhühnern kreuzten ihren Weg und ließen unter schwarzweißem Gefieder blaue Unterfedern aufblitzen. Eine Büffelherde hob die schweren Köpfe und schnaubte dem Wagen mürrisch nach. Einige Grevy-Zebras trotteten geschwind von der Straße und stellten ihre gestreiften Flanken und die abgerundeten Ohren zur Schau. Langsam ließ die Hitze des Tages nach, als die Sonne hinter den schartigen Hügeln unterging und den Himmel in ein scharlachrotes Licht tauchte. Über den Palmen ging der erste Stern auf, und über dem Fluss hing die Mondsichel.
Im Lager hießen sie beleuchtete Zelte willkommen. In den Bäumen hingen Laternen. Stühle reihten sich um ein Feuer, das so angelegt war, dass die Flammen in die Nacht emporzüngelten, während der Rauch von den Zelten weg und zum Fluss zog. Sie nahmen Platz, ließen sich von Samson Getränke servieren, streckten die Beine aus und lehnten sich zurück, um die Sterne zu betrachten, während das letzte Tageslicht einer undurchdringlichen Finsternis wich. Das heiße Wasser in den Duschzelten roch nach Holzrauch, und Camilla schloss die Augen, während die lang ersehnte Dusche den Staub des Tages wegspülte. Dann strich sie sich das nasse Haar aus dem Gesicht und wickelte sich ein Handtuch um den Kopf. Sie fühlte sich wie neugeboren und empfand eine bislang ungeahnte Zufriedenheit.
»Wie hältst du es auch nur eine Minute lang in Nairobi aus?«, fragte Sarah Anthony beim Abendessen.
»Je mehr Zeit man hier draußen verbringt, desto schwerer ist es, wieder in die Stadt zurückzukehren und …« Anthony verstummte und überlegte, wie er sich ausdrücken sollte.
»Sicher meinst du das alberne Getue von Leuten, die in Großstädten und Vororten leben«, ergänzte Camilla. »Und auf die Gefahr hin, dass es theatralisch klingt: Ich glaube nicht, dass ich je wieder dort leben will.«
»Das sind zwar ziemlich harte Worte, aber die Beschreibung trifft deine natürliche Umgebung recht gut«, meinte Anthony lachend. »Allerdings habe ich dich in London erlebt, Camilla. In deinen Lieblingslokalen, den Restaurants, wo man für einen Teller Spaghetti und einen Fingerhut voll Espresso ein Vermögen zahlt, und in deinen Lieblingsdiskotheken. Du hast deinen eigenen Friseur und einen Salon, wo du dir Schlammpackungen verabreichen lässt, wie der Jumbo, dem wir vorhin begegnet sind. Wenn du dich hier zurechtfinden müsstest, wärst du genauso unglücklich wie unser Dickhäuter auf der Suche nach dem Bus Nummer zehn.«
»Ich fahre niemals Bus. Und wenngleich ich nicht weiß, was unser Freund der Dickhäuter denkt, glaube ich, dass du mich unterschätzt«, gab Camilla rasch zurück. »Ich werde dir schon noch das Gegenteil beweisen.«
Nach dem Essen setzten sie sich erneut ans Feuer, plauderten und freuten sich, wieder zusammen zu sein. Der Tee wurde für sechs Uhr bestellt. Piet war der Erste, der aufstand und den anderen eine gute Nacht wünschte. Hannah und Sarah folgten seinem Beispiel. Schließlich erhob sich auch Camilla und griff nach dem leichten Umschlagtuch, das an der Lehne ihres Stuhls hing.
»Ich begleite dich zu deinem Zelt«, sagte Anthony. Er nahm ihren Arm und blieb stehen, um sie im Licht der Sterne zu betrachten. »Camilla, Camilla, die ganze letzte Nacht und den heutigen Tag habe ich dich beobachtet, mir dein wunderschönes Gesicht angesehen, mich an jede Einzelheit erinnert und mich nach dir verzehrt. Ich kann nicht länger warten.«
Wortlos drehte sie sich um und ging los. Sie hörte, dass seine Schritte ihr folgten. In ihrem Zelt löschte er die Laterne, nahm sie in die Arme, küsste sie auf Mund und Augenlider und flüsterte ihr ins Ohr. Dann stand er hinter ihr und hob ihr langes Haar an. Sein heißer Atem liebkoste verführerisch ihren Nacken. Er öffnete ihr Buschhemd, sodass ihre Brüste freilagen, und ließ die Hände über ihren Bauch und ihre Flanken
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