Himmel uber Langani
gleiten, bis sie es kaum noch ertrug und ein leises ungeduldiges Stöhnen ausstieß. Er legte sie auf das Feldbett, wo sie das Gesicht an seiner Schulter vergrub, damit niemand die Laute hörte, die sie nicht unterdrücken konnte. Als sie am nächsten Morgen die Augen aufschlug, stellte sie fest, dass er fort war. Wie hatte er es nur geschafft, unbemerkt zu verschwinden? Er war in der Nacht geschmeidig wie ein Leopard davongeschlichen, ohne dass sie es gespürt hätte.
» Hodi [44] . Chai [45] . Na maji [46] moto [47] .« Sie hörte, wie draußen Wasser ins Waschbecken gegossen und ein Teetablett auf den kleinen Verandatisch gestellt wurde. »Hoffentlich haben Sie gut geschlafen, Madam.«
»Danke, Musioka«, erwiderte sie. »So gut wie noch nie in meinem ganzen Leben. Und ich weiß, dass dieser Tag wunderschön wird.«
Als sie das Lager verließen, lag noch Tau in der Luft. Die ersten Sonnenstrahlen erhellten die endlose Fläche aus gelbem Gras und grünem Busch und den bleichen Himmel.
»Hört euch die Spornkuckucke an! Sie singen immer paarweise«, sagte Anthony und stellte den Motor ab. »Schaut, da drüben auf dem Busch. Eigentlich wirken sie ziemlich unscheinbar, aber man merkt ihnen an, wie ihr ganzer Körper vor Freude vibriert, wenn sie ihre Liebeslieder schmettern.«
Als er Camilla anblickte, erkannte Hannah die Spannung zwischen ihnen. Sie drehte sich um und sah das Gesicht ihres Bruders. Piet saß schweigend und stocksteif da und umfasste die Lehne seines Sitzes so fest, dass sich die Fingerknöchel weiß verfärbten. Rasch wandte sie sich ab, damit er nicht wahrnahm, dass sie seine Trauer und Eifersucht bemerkt hatte.
»Komm schon, Anthony, alter Junge«, meinte er nun. »Wo sind denn die Katzen? Bis jetzt habe ich hier oben immer Katzen gesehen. Diese Flederwische gibt es auch zu Hause in meinem shamba .«
Sie setzten die Fahrt fort und stießen kurz darauf auf einen männlichen Kudu. Er war mit einer dicken Staubschicht bedeckt, sodass man sein hübsches gestreiftes Fellkleid kaum ausmachen konnte. Es war Sarah, die als Erste die Bewegung im Busch wahrnahm, als eine Antilope mit ihren prachtvollen majestätisch spiralförmigen Hörnern das Geäst beiseite schob. Das Tier musterte sie eine Weile argwöhnisch, bevor es kehrtmachte und im Dickicht untertauchte. Während die Sonne am Himmel aufstieg und die Landschaft die wachsende Hitze in sich aufsog, kehrten sie zum Frühstück ins Lager zurück. Dabei nahmen sie eine andere Route, die sie durch ein ausgetrocknetes Flussbett führte.
»Löwen«, sagte Anthony und blieb plötzlich stehen. »Eine ganze Familie. Schaut euch diese beiden Löwinnen an. Sie sind noch ziemlich jung. Seht, sie haben noch helle Tupfen auf dem Fell. Kerngesunde, prachtvolle Tiere. Und da hinten im Schatten ist noch ein älteres Weibchen mit seinen vier Jungen.«
Die Löwinnen lagen auf der Seite. Die schwarzen Rückseiten ihrer Ohren zuckten. Die Kleinen tollten um sie herum, belauerten sich gegenseitig und purzelten übereinander, bevor sie sich einem morschen Baumstamm zuwandten, den sie abwechselnd hinaufkletterten, um von dort auf ihre Geschwister hinabzuspringen. Camilla beugte sich aus dem Fenster und lachte über ihre Kapriolen, als die Löwenbabys plötzlich innehielten, aufblickten und ängstlich zusammenzuckten. Camilla hielt den Atem an. Ein männlicher Löwe kam langsam und majestätisch geradewegs auf sie zu, blieb stehen und starrte Camilla unverwandt an. Sie war wie hypnotisiert und fasziniert von seiner offensichtlichen Überlegenheit. Sarah stützte die Kamera an den Fensterholm, um die Hände besser ruhig halten zu können, während Hannah auf dem Wagendach erstarrte.
»Runter ins Auto«, zischte Anthony. »Und kurbelt die Fenster halb nach oben. Er ist sehr nah, und wir stehen zwischen ihm und seiner Familie.«
Sie saßen im Wagen und bewunderten das kraftvolle Muskelspiel in den Schultern des Löwen und die gewaltigen Pranken, die sich anmutig und zielstrebig bewegten, als er näher und näher kam. Vor Camillas Fenster verharrte er und schlug pochend mit dem Schwanz an die Tür. Ihr Herz klopfte. Als er sich sprungbereit auf den Boden kauerte, schloss sie die Augen und befürchtete schon, er könne durch das Wagendach springen. Dann jedoch hörte sie Gelächter. Die Löwenjungen waren herbeigesaust und zerrten den Alten am Schwanz. Der Löwe erhob sich wieder, knuffte sie liebevoll und führte sie in den Schatten, wo er sich wie eine riesige Katze
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