Himmel uber Langani
Massai- und Samburufrauen zeigt, wie man hochwertige Schmuckstücke für Londoner Luxusboutiquen anfertigt? Bestimmt eine tolle Geschäftsidee.«
»Hier ist ein moran [49] , der gerne eine Strähne von deinem Haar hätte, Camilla.« Anthony schien Hannahs Bemerkung nicht gehört zu haben. Er wies auf einen jungen Samburu, der Camilla mit unverhohlener Bewunderung musterte. »Außerdem bietet er mir einen guten Preis für dich als Braut.«
»Was ist mit mir?«, fragte Sarah. »Bin ich etwa nicht sein Typ?«
»Du bist nicht blond«, erwiderte Anthony.
»Eindeutig das beste Angebot, das ich den ganzen Tag hatte. Genau genommen die ganze Woche.« Camilla lachte ein wenig zu laut auf. Im nächsten Moment hätte sie sich für diese eindeutige Anspielung ohrfeigen können.
»Wir fahren über die Samburu-Lodge zurück«, verkündete Anthony. »Piet möchte in Langani anrufen, um nachzufragen, ob er etwas aus Nanyuki mitbringen soll. Währenddessen können wir uns auf die Veranda setzen und die Touristen beobachten.«
Im Hotel wurden sie von lautem Geschirrgeklapper und dem Stimmengewirr essender und trinkender Gäste empfangen. Kolonnen von Minibussen trafen ein, stoppten in einer Staubwolke vor dem Eingang und spien Grüppchen von verschwitzten Menschen in nagelneuer Safarikleidung aus.
»Das wäre nichts für mich«, meinte Hannah. »Aber ich bin froh, es gesehen zu haben. Camilla, Anthony, Piet, das war das schönste Geburtstagsgeschenk, das ich mir wünschen konnte. Und wenn ich mir dieses Hotel anschaue, weiß ich, dass unsere gemütliche kleine Lodge auf Langani viel schöner werden wird.«
Da bemerkte sie, dass Piet, der am Empfang telefonierte, finster das Gesicht verzog. Als er zurückkehrte, wirkte er ziemlich verstört.
»Lars ist nicht da, aber ich habe mit Simon gesprochen. Es hat Ärger gegeben, und zwar vor zwei Tagen. Erst dachte ich, ich sollte vielleicht sofort hinfahren, aber eigentlich ist es überflüssig.«
»Was ist passiert?« Hannah presste die Hände an die Wangen.
»Die Einzelheiten erzähle ich euch im Lager«, erwiderte Piet. »Überlassen wir diese lärmenden Horden hier sich selbst, damit die Tiere etwas zu lachen haben. Simon klang ganz ruhig. Wir können wirklich froh sein, dass wir den Jungen haben. Er sagte, Lars kümmere sich um das Problem, und mehr könne man im Moment sowieso nicht tun. Die Polizei war schon da, aber wir wissen ja, dass die inzwischen keine große Hilfe mehr ist.«
»Die Polizei? Sag jetzt nicht, dass schon wieder jemand die Drahtzäune geklaut hat«, meinte Hannah. »Was ist los, Piet?«
»Fahren wir zurück zum Lager«, wandte Piet sich an Anthony. »Dort besprechen wir alles bei einem Drink.«
Er schwieg eisern, bis alle sich um das Feuer versammelt hatten. Dann rückte er seinen Stuhl näher an Hannah heran und trank einen Schluck Whisky, bevor er zu sprechen begann.
»Letzte Nacht haben wir fünf deiner Milchkühe verloren, Han. Jemand hat ihnen die Kehle durchgeschnitten und sie einfach liegen gelassen. Für mich sieht das nach einem Racheakt aus. Das waren keine Wilddiebe oder Leute, die es auf das Fleisch abgesehen hatten. Die Sache gefällt mir gar nicht.«
»O nein!«, rief Hannah aus. »Fünf von meinen Kühen! Welche denn? Das darf doch nicht wahr sein.«
»Wir hatten schon immer Probleme mit durchgeschnittenen oder gestohlenen Drahtzäunen und den verdammten Massaiherden, die in unsere Weiden eindringen. Ab und zu ist auch Vieh bei Überfällen verschwunden.« Piet verzog grimmig das Gesicht. »Aber warum sollte jemand fünf Kühe töten, ohne das Fleisch mitzunehmen? Das ist merkwürdig. Und ziemlich beängstigend.«
»Glaubst du, dass uns ein gekündigter Mitarbeiter Ärger machen will?«, fragte Hannah, die immer noch sichtlich Mühe hatte, die Nachricht zu verdauen. »Was ist mit dem Viehhirten, den Lars vor ein paar Monaten gefeuert hat? Vielleicht will er sich ja auf diese Weise an uns rächen.«
»Er war nur ein alter Säufer, Han. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er zurückgekommen ist, um aus Böswilligkeit deine Kühe umzubringen. Der Täter hat ihnen die Kehle durchgeschnitten und ihnen den Bauch aufgeschlitzt. So etwas hätte der alte Matui nie getan.«
»Das sind doch alles nur Vermutungen«, widersprach Hannah ungeduldig. »Offenbar glaubst du, dass sich nach der Unabhängigkeit alles schlagartig verändert hat. Aber das wird noch Jahre dauern. Falls es überhaupt je geschieht.«
»Es gibt doch auch sicher erfolgreiche
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