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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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hast.«
    Zu ihrem Erstaunen gelang es Hannah, ihm die Vorfälle auf der Farm zu schildern. Sie erzählte, wie sie sich in die Arbeit geflüchtet hatte, um die traumatischen Ereignisse zu verdrängen. Während sie, endlich einmal in gelöster Stimmung, ihren Tagesablauf beschrieb, saß Piet schweigend daneben und war froh, seine Schwester im angeregten Gespräch und mit leuchtenden Augen zu sehen. Viktor lauschte, hakte hin und wieder nach und zeigte sich an allem interessiert, was sie sagte. Hannah fühlte sich geschmeichelt. Er hatte sie als schöne Kriegerkönigin bezeichnet. Also war sie doch nicht nur ein kräftig gebautes Burenmädchen, dessen Lebensaufgabe es war, für Männer wie Willie Kruger und seinen Bruder oben in Eldoret Kinder zu gebären. Hier war ein Mann, der in Europa studiert hatte, ein Dichter und Architekt, der in Nairobi zur besseren Gesellschaft gehörte und ihr nun den Hof machte. Gebannt blickte sie in seine schwarzen verführerisch blitzenden Augen.
    »Aber du kannst doch nicht ständig arbeiten«, sagte er gerade. »Du musst dir auch Zeit nehmen, zu lachen und dich zu amüsieren und nicht immer so ernst zu sein. Ich werde dir zeigen, wie das geht.«
    »Im Moment ist das keine gute Idee«, protestierte Hannah schmunzelnd. »Mir brennen die Augen, und ich muss jetzt ins Bett.«
    »Geht mir ebenso«, meinte Piet. »Gleich morgen früh gehen wir in die Schreinerei und sehen uns die Tische und Stühle an. Gute Nacht.«
    »Der Generator schaltet sich in etwa zwanzig Minuten ab«, warnte Hannah. »Also musst du in deinem Zimmer die Laterne anzünden.«
    »Mehr Licht als dich brauche ich nicht. Du könntest ganz Langani erleuchten.« Viktor stand auf und küsste sie auf die Wange. »Gute Nacht. Danke für eure Gastfreundschaft.«
    Am Morgen besichtigten sie die von Viktor entworfenen Möbelstücke. Der Architekt besaß die Fähigkeit, seine Vorstellungen in einfachen Worten zu erläutern und die Handwerker zu Höchstleistungen anzuspornen, indem er ihnen kluge Anregungen gab und ihre Fehler taktvoll und mit Humor korrigierte. Hannah war enttäuscht, als er erklärte, dass er nicht zum Mittagessen bleiben könne.
    »Ich hatte einen Anruf aus Nairobi«, sagte er. »Mein großes Talent wird heute Nachmittag dort gebraucht, und zwar in einer ziemlich langweiligen Sitzung. Aber wenn du möchtest, komme ich wieder.«
    Ein Brief von Sarah traf ein. Sie hatte ihren Eltern noch nicht mitgeteilt, dass sie nach Kenia zurückkehren wollte, um bei den Briggs’ zu arbeiten. Allerdings wusste sie, dass sie diese Eröffnung nicht mehr lange hinausschieben konnte, und fürchtete sich vor ihrer Reaktion. Von Camilla gab es keine Nachrichten. Vermutlich beschäftigte sie zurzeit hauptsächlich die Frage, ob eine Narbe in ihrem Gesicht zurückbleiben würde. Dennoch hoffte Hannah, dass sie George Broughton Smith bald um Unterstützung für Langani bitten würde. Sie gaben bereits zu viel Geld für zusätzliche Wachleute aus. Außerdem mussten weitere Zäune errichtet und mehr Wildhüter zum Schutz gegen Wilderer eingestellt werden. Piet verbrachte den ganzen Tag auf der Farm oder auf der Baustelle, während Hannah über der Buchhaltung brütete und nach Mitteln und Wegen suchte, um die Kosten für die Innenausstattung der Lodge zu drücken. Nachts fand sie noch immer kaum Schlaf. Schon beim kleinsten Geräusch starrte sie ängstlich in die Finsternis und sah in jedem Schatten eine Bedrohung, die ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Deshalb war sie erleichtert, als sie endlich nach Nairobi fahren und Lars aus dem Krankenhaus abholen konnten.
    »Mir geht es prima«, verkündete Lars, offensichtlich froh, wieder nach Hause zu dürfen. Nachdem Hannah ihm in Langani aus dem Wagen geholfen hatte, umarmte sie ihn. Piet klopfte seinem Freund auf den Rücken und bat Mwangi, ihnen kaltes Tusker-Bier zu bringen.
    Am Nachmittag fuhren sie zur Lodge und über die Farm, wobei Piet Lars über jüngst erzielte Fortschritte und neu aufgetretene Probleme informierte. Als Hannah später ins Büro kam, sah er dort gerade die Bücher und Bestelllisten durch.
    »Du hast uns das Leben gerettet, Lars. Das werde ich dir nie vergessen«, begann sie.
    Er spürte, dass sie noch etwas auf dem Herzen hatte. Sie aber stockte, überlegte es sich dann anders und wandte sich ab, um einen Papierstapel durchzublättern.
    »Was wolltest du mir denn noch sagen?«, fragte er. Sie schüttelte den Kopf, doch er ließ nicht locker. »Mach den Mund auf.

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