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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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Ende. Als Hannah mit dem Hörer in der Hand dastand, wurde sie von Wut und Enttäuschung ergriffen. Piet, der ihre Verzweiflung spürte, legte wieder die Arme um sie. Doch beim Anblick ihres Gesichts blieben ihm die tröstenden Worte im Halse stecken. Den restlichen Nachmittag und Abend ließ er Hannah nicht mehr aus den Augen, verschob die Arbeiten im Gelände, die er eigentlich hatte erledigen wollen, und begleitete sie in die Molkerei und die Ställe.
    »Vergiss nicht, dass ich im Nebenzimmer bin, falls du heute Nacht etwas brauchst«, sagte er, als sie vor dem Kamin ihr einfaches Abendessen einnahmen. »Du brauchst nur zu rufen, Schwesterherz. Mwangi und Kipchoge schlafen fürs Erste im Haus. Ich habe neben der Speisekammer Pritschen für sie aufgestellt. Außerdem patrouillieren zwei von Jumas Söhnen das Gelände.«
    »Ist es nicht wundervoll, dass wir unser Heim in eine Festung verwandeln müssen?«, höhnte Hannah. Doch als sie Piets Miene bemerkte, wurde ihr Tonfall versöhnlicher. »Ich weiß, es ist nur so lange, bis sie diese Dreckskerle schnappen«, fügte sie hinzu. »Es ist das Beste, ich gehe jetzt zu Bett.«
    »Han, nimm das.« Piet reichte ihr einen geladenen Revolver. »Nur für alle Fälle. Vielleicht fühlst du dich dann sicherer. Du kannst ihn unter dein Kopfkissen legen.«
    Wortlos griff sie nach der Waffe, ging in ihr Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich ab. Als sie endlich allein war, wurde sie von einem Ansturm der Gefühle überwältigt und sank auf dem Bett zusammen. Sie sehnte sich nach jemandem, bei dem sie sich anlehnen konnte, denn sie fürchtete, es nicht mehr allein zu schaffen. Sie kam sich schrecklich feige vor. Nachdem sie sich die Tränen getrocknet hatte, setzte sie sich in ihren Lieblingssessel. Doch schon im nächsten Moment sprang sie wieder auf, weil sie sich so dicht am Fenster bedroht fühlte. Bevor sie das Licht löschte, kramte sie hektisch eine Taschenlampe aus der Nachttischschublade hervor und schob sie neben die Pistole unter ihr Kopfkissen. Auch die Geräusche im Haus nahm sie jetzt anders wahr. Jedes Quietschen und Knarzen schien eine Gefahr anzukündigen. Schließlich schaltete sich wie immer der Generator ab, und die Lichter gingen aus, sodass Hannah in völliger Dunkelheit dalag. Um vier Uhr morgens war sie noch immer wach und so verkrampft vor Angst, dass ihr alle Glieder schmerzten. Sie fühlte sich wie auf einem Folterinstrument, das Körper und Verstand unbarmherzig streckte. Außerdem war sie wütend auf sich selbst. Wenn es ihr nicht gelang, sich an die neue Situation zu gewöhnen, ihren Alltag wieder aufzunehmen und in dem Bett zu schlafen, in dem sie in ihren einundzwanzig Lebensjahren den Großteil ihrer Nächte verbracht hatte – dann hatten die Täter gewonnen. Und sie war fest entschlossen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Endlich fiel sie in einen traumlosen Schlaf, aus dem sie erst wieder erwachte, als das Morgenlicht durch eine Ritze im Vorhang strömte. Wieder einmal stellte sie fest, wie überwältigend schön die Welt war.

    Inspektor Jeremy Hardy traf kurz nach dem Frühstück ein. Sein gerötetes Gesicht verzog sich besorgt, als er Hannahs eingesunkene Augen und ihre Blässe bemerkte.
    »Leider kann ich nichts Neues berichten«, verkündete er, nachdem man ihm eine Tasse Kaffee angeboten hatte. »Bis jetzt ist auf den anderen Farmen nichts Vergleichbares passiert. Also scheint es keinen politischen Hintergrund zu geben.«
    »Vielleicht. Aber ich weiß, dass sich die Murrays, die Griffiths’ und die Krugers Sorgen machen. Und ich gehe jede Wette ein, dass es zu weiteren Überfällen kommt, Jeremy, wenn Sie diese Mistkerle nicht schnappen.« Hannah wollte nicht wahrhaben, was er ihr mitzuteilen versuchte.
    »Ich habe bereits mit Piet darüber gesprochen, und er hält meine Theorie für plausibel.«
    »Welche Theorie?«, wollte Hannah wissen.
    »Ihr Vieh wurde auf eine sehr eigenartige Weise getötet. Außerdem scheint jemand versucht zu haben, ganz in der Nähe der Lodge einen Brand zu legen. Und dann noch der Überfall auf Sie. All diese Taten waren direkt gegen Langani gerichtet. Deshalb könnten Sie es mit jemandem zu tun haben, der Ihnen persönlich eins auswischen will.«
    »Aber wir hatten in letzter Zeit keine wirklichen shauris« , beteuerte Hannah. »Wir mussten nur einen betrunkenen alten Schäfer entlassen. Doch Piet hat ihm drei Monatslöhne Abfindung gezahlt, weil ihm der arme Narr Leid tat. Seitdem haben wir ihn noch

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