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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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noch einen Gefallen tun?«, fragte sie, immer noch schmunzelnd.
    »Brauchst du ein bisschen Geld, bis du das alles hinter dir hast?« Er zog sein Scheckbuch aus der Schreibtischschublade.
    »Nein, nein, das ist es nicht«, erwiderte sie, überrascht und gerührt von seinem Angebot. »Ich war heute Morgen bei Ricky Lane. Jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn im Stich gelassen habe. Ich hoffe, dass er trotzdem den Auftrag in New York bekommt.«
    »Er hat dich unter Druck gesetzt, was?«, meinte Tom scharfsinnig. »Ein kleiner Mistkerl. Allerdings ein begabter kleiner Mistkerl. Ja, ich sorge dafür, dass er trotzdem hinfliegt, wenn dir das so wichtig ist. Und jetzt fahr nach Hause und vereinbare einen Termin bei Carradine. Ich würde ihm raten, sein Bestes zu geben. Er hat sein Zauberskalpell schon bei vielen Leuten angewendet, die ihren Namen lieber nicht öffentlich genannt sehen wollen.«
    »Könntest du Ricky gleich anrufen?« Camilla erschauderte bei der bloßen Vorstellung, dass wieder eine Klinge ihre Stirn berühren könnte.
    »Nein, das werde ich nicht, zum Teufel. Er soll bis morgen schmoren. Und lass dir den Pony richtig schneiden, bevor du etwa noch einem Bekannten begegnest. Du siehst aus, als hätte eine afrikanische Ratte an deinen Haaren geknabbert.«
    Als Camilla wieder auf die Straße trat, hatte der Regen aufgehört. Im bleichen Sonnenlicht schlenderte sie langsam dahin und betrachtete die gelblich verfärbten Bäume, die ersten kahlen Äste und die kupferfarbenen und goldenen Blätter, die im fahlen Septemberhimmel wehten. Sie lebte noch. Sie alle waren noch am Leben. Wieder in ihrer Wohnung, begann sie ihren Koffer auszupacken. Widerstrebend räumte sie die Safarikleidung weg, hielt sich die Perlenketten und Armbänder der Samburu unter die Nase und schnupperte den Geruch nach Rindern und Holzrauch. Den Geruch Afrikas. Nachdem sie alles verstaut hatte, legte sie sich aufs Sofa und kuschelte sich in eine Decke. Kurz darauf fielen ihr die Augen zu, und schon bald schlief sie zum ersten Mal seit der schrecklichen Nacht des Überfalls tief und fest.
    Von einem schrillen Läuten geweckt, schrak sie hoch. Sogleich wurde sie wieder von der ihr inzwischen wohl vertrauten Angst gepackt. Mit zitternden Händen griff sie nach dem Hörer.
    »Liebes? Ich habe die Zeitungen gelesen und versuche seit gestern, dich zu erreichen. Seit wann bist zu zurück?«
    »Mutter!«
    »Ich würde dich gerne sehen, bevor du nach New York fliegst, Camilla. Ich bin ja so erleichtert, dass dir nichts passiert ist.« Marina schien den Tränen nah. »Im Express stand etwas von einem Raubüberfall, bei dem jemand angeschossen wurde. Ich bin ja so froh, dass du es nicht warst.«
    »Ich fliege nicht nach New York, Mutter. Bei dem Überfall habe ich eine Schnittwunde im Gesicht abgekriegt und muss in ärztliche Behandlung, bevor ich wieder arbeiten kann. Ansonsten geht es mir gut.«
    »O mein Gott, Camilla. Bist du sicher! Bestimmt stehst du unter Schock. Ich bin gerade aus dem Wochenendhaus in Burford zurückgekehrt, aber ich komme sofort zu dir, Liebes. Ich fahre gleich los.«
    »Nein, nein, Mutter, bitte, ich brauche nicht …«
    Doch Marina hatte schon aufgelegt. Camilla nahm sich fest vor, ruhig und gelassen zu bleiben und der Hysterie, die in ihr aufzusteigen drohte, keine Chance zu geben. Sie ging ins Bad, öffnete das Spiegelschränkchen über dem Waschbecken und nahm noch eine gelbe Pille. Mit Hilfe dieses Zaubermittels würde sie Marinas Besuch überstehen, ohne sich aufzuregen. Hätte sie doch Gelegenheit gehabt, mit ihrem Vater zu sprechen, um ihm anzuvertrauen, wie sehr ihr das schreckliche Erlebnis immer noch zu schaffen machte! Sie sehnte sich danach, seine Stimme zu hören und ihm zu beichten, wie schwer Anthony sie gekränkt hatte. Nicht eine Minute wäre sie auf den Gedanken gekommen, mit ihrer Mutter über diese Dinge zu sprechen. Als sie in den Spiegel blickte, wirkte ihr Gesicht angespannt. Sie straffte die Schultern, schloss kurz die Augen und versuchte sich zu sammeln. Dann läutete es an der Tür, aber sie war bereit. Marina wirkte völlig außer Atem. Ihr Gesicht war sehr bleich, und Schweißperlen standen ihr auf der Stirn.
    »Könntest du mir ein Glas Wasser bringen, Liebes? Vier Treppen, das ist doch lächerlich.« Rasch umarmte sie ihre Tochter. »Ich werde nie begreifen, warum du in dieser Wohnung bleibst. Ich könnte dir helfen, etwas Passenderes zu finden. Wenn du dir ein paar Tage Zeit

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