Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
Vom Netzwerk:
Sinn, wenn er Hals über Kopf abreist? Momentan wirst du also mit mir vorlieb nehmen müssen.« Enttäuschung malte sich auf Marinas Gesicht. »Und jetzt decken wir am besten dein Bett auf, damit du ein bisschen schlafen kannst. Währenddessen vereinbare ich den Termin bei Edward.«
    »Warst du deswegen in der Harley Street, bevor ich nach Nairobi geflogen bin?«, fragte Camilla. »Du willst dich doch nicht etwa liften lassen? Das ist absolut überflüssig, und außerdem bist du noch viel zu jung, um überhaupt an so etwas zu denken.«
    »Wie lieb von dir. Nein, ich wollte mich nicht liften lassen. Allerdings habe ich mich nicht wohl gefühlt und mich deshalb untersuchen lassen.«
    »Was für Untersuchungen waren denn das?«
    »Ich wollte wissen, ob ich vielleicht an Blutarmut leide, weil ich in letzter Zeit immer so müde war. Doch jetzt ist alles unter Kontrolle, und im Ferienhaus kann ich mich wunderbar ausruhen. Ich liebe die frische Luft und die Stille.«
    »Das ist aber neu bei dir.«
    »Vielleicht werde ich im Alter ja ruhiger – oder sogar faul.« Die Vorstellung schien Marina zu gefallen.
    »Dreiundvierzig würde ich noch nicht als Alter bezeichnen.«
    »Vermutlich hast du Recht. Früher einmal habe ich Vierzigjährige für uralt gehalten. Inzwischen kann ich froh sein, wenn ich mit fünfzig noch zu den Lebenden zähle. Und jetzt schauen wir uns mal deine Stirn an.«
    Im Badezimmer enfernte Camilla den Verband über der scheußlichen Wunde. Die schwarzen Stiche erstreckten sich leicht schräg quer über die Stirn und endeten in einem kleinen Haken über der rechten Augenbraue. Camilla sah Marinas entsetzte Miene im Spiegel und war sich plötzlich sicher, dass sie nie wieder als Fotomodell würde arbeiten können. Mit ihrer Zukunft war es offenbar aus und vorbei. Sie war ein menschliches Wrack, eine Ausgestoßene, beraubt ihrer Schönheit, die sie immer für selbstverständlich genommen hatte. Tränen verschleierten ihren Blick.
    »Wir legen dir wieder einen ordentlichen Verband an«, schlug Marina vor. Camilla ließ sich von ihrer Mutter ins Schlafzimmer führen und frisch verbinden.
    »Was um Himmels willen sind das für Perlendinger auf deinem Bett?«, fragte Marina. »Die riechen ja fürchterlich.«
    »Ich habe sie in einem manyatta der Samburu gekauft und mir überlegt, ob ich ein paar Kleider entwerfen und sie als Dekoration benutzen soll. Jacken oder Röcke aus Wildleder mit perlenbestickten Kragen, Manschetten oder Säumen. Traditionelle afrikanische Perlen in hochwertiger europäischer Verarbeitung.« Camilla zögerte. »Ich spiele sogar mit dem Gedanken, eine Werkstatt in Kenia zu eröffnen. Vielleicht in Langani. Hannah wäre bestimmt mit von der Partie. Ich könnte Schmuckstücke wie diese in Boutiquen hier und in Paris verkaufen, denn die nötigen Beziehungen habe ich ja.«
    »Du denkst doch nicht etwa daran, nach Kenia zurückzukehren, Camilla«, entsetzte sich Marina. »Nicht nach allem, was geschehen ist. Das wäre Wahnsinn.«
    »Ich habe etwas Schreckliches erlebt, Mutter, und ich hatte große Angst. Aber es war ein einmaliger Vorfall. Im Osten von London kommen genauso viele Gewaltverbrechen vor wie in Nairobi.«
    »Ja, und deshalb machen wir auch einen Bogen um den Osten von London, Camilla.« Marinas Augen waren vor Furcht weit aufgerissen. Doch dann schlug sie einen versöhnlichen Ton an. »Lass uns später darüber sprechen, Liebling. Nun brauchst du vor allem Schlaf, und dann gehen wir einen Tee trinken oder etwas essen. Kommt darauf an, wie spät es ist und wie du dich fühlst.«
    Marina beugte sich über das Bett, küsste ihre Tochter und streichelte ihr das Haar. Dabei malte sich ein merkwürdiger Ausdruck auf ihr Gesicht, den Camilla noch nie bei ihr gesehen hatte und nicht zu deuten wusste. Allerdings war sie zu müde, um darüber nachzudenken, und schloss die Augen, dankbar, dass sie nicht allein war. Sie war schon fast eingeschlafen, als ihr auffiel, dass Marina sie weder wegen ihres Besuchs auf Langani getadelt noch abfällige Bemerkungen über Sarah oder die van der Beers gemacht hatte. Erleichert über die ungewöhnliche Zurückhaltung ihrer Mutter döste sie ein. Als sie wieder erwachte, saß Marina im Wohnzimmer und las in einer Zeitschrift. Sie aßen in einem Restaurant um die Ecke zu Abend und kehrten dann in die Wohnung zurück.
    »Ich übernachte bei dir«, verkündete Marina. »Aber du musst mir ein paar Sachen für die Nacht leihen. Ich finde, du solltest heute nicht

Weitere Kostenlose Bücher