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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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telefonisch zu erreichen, und machte sich große Sorgen. Marina hatte ihm gewiss einen Zettel hinterlassen. Ungeduldig kramte sie nach dem Schlüssel, der auf den Grund ihrer Handtasche gerutscht war. Sie hörte die Stimme ihres Vaters, doch im Wohnzimmer war niemand zu sehen. Wahrscheinlich telefonierte er. Also ging sie den Flur entlang und klopfte leise an die Schlafzimmertür, die einen Spalt weit offen stand. George Broughton Smith drehte sich überrascht um. Er trug den seidenen Morgenmantel offen. Sein Anzug hing über einem Stuhl, Hemd und Unterwäsche waren auf dem Boden verstreut. Verdattert starrte er seine Tochter an. Sie sah ihm fragend ins Gesicht. Was hatte er nur? Dann wanderte ihr Blick durch das Zimmer. Auf dem Bett ihres Vaters lag ein junger, blonder, attraktiver Mann, der sie entgeistert anschaute und dann blitzartig seinen nackten Körper mit dem Laken bedeckte.

Kapitel 16
    Dublin, September 1965
    R aphael holte Sarah vom Flughafen ab. Er strahlte über das ganze Gesicht, als er sie durch die Schranke kommen sah.
    »Gott sei Dank, dass du wohlbehalten zurück bist«, rief er aus und drückte sie an sich. »Ich muss dir sagen, dass deine Mutter und ich seit deinem Anruf aus Nairobi außer uns vor Angst waren. Wie geht es dem jungen Mann, der angeschossen wurde? Und was ist mit Camilla?«
    »Ich denke, Lars ist bald wiederhergestellt«, erwiderte Sarah. »Aber Camilla muss zum plastischen Chirurgen. In ein oder zwei Tagen wissen wir mehr.« Sie umarmte ihre Eltern und war froh, wieder bei ihnen zu sein. »Und was machen wir jetzt?«, fragte sie.
    Sie blickte ihre Mutter an. Betty hatte die Lippen fest zusammengepresst, um Tränen der Erleichterung zu unterdrücken. Untergehakt gingen sie zum Auto.
    »Wir haben eine Überraschung für dich«, meinte Raphael. »Großvaters Haus in Sligo gehört wieder uns. Die Mieter sind fort, und wir wohnen jetzt schon seit einer Woche dort.«
    »Das ist ja wundervoll! Ich liebe dieses alte Haus, den Strand und die Dünen. Aber was wollt ihr damit machen, wenn ihr nach Kenia zurückkehrt?«
    Betty blieb ruckartig stehen und sah ihre Tochter an. »Wir gehen nicht mehr zurück, Sarah. Dad und ich haben beschlossen, in Irland zu bleiben. Ich weiß, das kommt sehr unerwartet für dich. Wir erklären dir alles auf dem Weg nach Sligo.«
    Sarah traute ihren Ohren nicht. Starr vor Schreck saß sie hinten im Wagen. Währenddessen dachte sie an das Haus in Mombasa, die Palmen und die Gerüche und Geräusche des tropischen Meers.
    »Ich fasse es einfach nicht«, protestierte sie, als sie zum Mittagessen in einem Landgasthof Halt machten. »Warum wollt ihr alles in Kenia aufgeben, wo ihr wirklich gebraucht werdet? Es ist eure Heimat, das Land, das ihr liebt – das wir alle lieben. Und wenn ihr schon weg aus der Stadt wollt, könntet ihr dort doch so viel mehr bewirken, Dad. Stattdessen wollt ihr eine alte Ruine in der Einöde renovieren, wo es immer regnet und kalt ist.« Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Eltern in diesem trüben Land leben wollten, aus dem sie selbst sich so dringend fortsehnte.
    »Ich hatte schon immer die Absicht, mich hier zur Ruhe zu setzen. Es kommt nur ein bisschen früher als geplant.« Raphael hielt inne, um seine Pfeife zu stopfen. Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Kenia hat sich sehr verändert, und ich kann wegen des Malariarisikos nicht mehr an der Küste leben. Wenn wir zurückkehren würden, müssten wir noch einmal von vorne anfangen. Eine neue Umgebung, ein neues Krankenhaus, neue Freunde und Kollegen. Wenn ich mir das in meinem Alter noch einmal antun muss, dann lieber in Irland.«
    »Ach, Dad, jetzt redest du wie ein Tattergreis! Du hast doch noch viele Jahre vor dir, ganz gleich, wo und womit du sie verbringst.«
    »Ja, das hoffe ich auch. Aber es gibt noch einen weiteren Grund«, erwiderte er. »Dein Bruder hat sein Praktikum nun hinter sich und möchte zu mir nach Sligo kommen. Tim und ich werden gemeinsam die Praxis des alten Dr. Macnamara übernehmen, der sich zur Ruhe setzen will. Der Zeitpunkt passt, und es wird mir eine große Hilfe sein, meinen Sohn als Kompagnon zu haben.«
    Sarah öffnete die hintere Wagentür, stieg ein und wickelte ihre Jacke um sich wie ein Bollwerk gegen weitere Hiobsbotschaften. »Ich wusste, dass da noch mehr dahinter steckt«, meinte sie. »Du willst für Tim eine Praxis einrichten, stimmt’s?«
    »Nein, Tim ist eindeutig nicht der Anlass«, entgegnete Betty. »Er würde es vermutlich

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