Himmel uber Langani
erfahren, als ich mit meinen Gästen zum Mittagessen in der Keekorok-Lodge war. Ich wünschte, ich wäre noch da gewesen und hätte euch helfen können. Am liebsten würde ich die Schweinekerle eigenhändig umlegen. Sag mir, dass es dir gut geht.«
»Alles bestens. Mein plastischer Chirurg glaubt, dass ich bald wieder wie neu bin. Ich freue mich so, von dir zu hören.« Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, und das Blut brauste durch ihre Adern, dass ihr schwindelig wurde. Doch sie versuchte, sich zu beherrschen. Eigentlich erwartete sie, dass er ihr mitteilen würde, er werde gleich nach der Safari nach London kommen.
»Seit eurer Abreise war ich im Camp. Es ist mir gelungen, Langani anzufunken und mit Hannah zu sprechen. In drei Wochen bin ich wieder in Nairobi. Dann können wir uns länger unterhalten.«
»Hast du immer noch vor, im November herzukommen? Das fände ich wirklich schön – die beste Medizin, die ich mir vorstellen kann.«
»Tja, ich hoffe schon. Bis jetzt habe ich noch keine genauen Daten festgelegt. Aber ich gebe dir so bald wie möglich Bescheid.«
»Oh, das freut mich aber.« Sie war so glücklich gewesen, als sie seine Stimme gehört hatte, doch nun stiegen Zweifel in ihr auf. »Also tschüss. Umarmungen und Küsse«, sagte sie bemüht lässig.
»Ich küsse dich auch. Salaams [52] .«
Vor Enttäuschung traten Camilla die Tränen in die Augen. Er hatte ausweichend geklungen, und sie befürchtete, dass er sich nie ändern und ihr nie gehören würde. Sie beschloss, Hannah anzurufen, und wählte die Nummer der internationalen Vermittlung. Doch in Kingani war besetzt. Verzweifelt probierte sie es immer wieder, bis sie nach zwei Stunden endlich durchkam.
»Wie schön, dass du dich meldest!« Sie hörte Hannahs Stimme an, dass ihr ein Stein vom Herzen fiel. »Wir haben uns solche Sorgen gemacht. Gestern habe ich zwei Mal angerufen, aber niemand ist rangegangen.«
»Wie läuft es bei euch in Langani? Wie fühlst du dich dort? Hat die Polizei schon etwas herausgefunden? Wie geht es Lars?«
Doch von der Farm gab es wenig Neues zu erzählen, und auch die Ermittlungen traten offenbar auf der Stelle. Lars würde bald aus dem Krankenhaus entlassen werden. Es war offensichtlich, dass Hannah ihn vermisste. Piet schuftete wie ein Galeerensklave und hatte allen Ernstes vor, die Lodge bereits Anfang Januar zu eröffnen. Sie beide waren fest entschlossen, sich nicht unterkriegen zu lassen.
Nachdem Camilla aufgelegt hatte, fühlte sie sich einsam und wie gefangen in einem Netz, Millionen Kilometer von dem Ort entfernt, nach dem sie sich sehnte. Marina rief an und lud sie über das Wochenende nach Burford ein. Doch Camilla wollte allein sein und sich noch einmal die wenigen Minuten vergegenwärtigen, in denen sie Anthonys Stimme gehört hatte.
»Vielleicht nächste Woche, Mutter«, erwiderte Camilla. »Ich möchte jetzt einfach ein bisschen meine Ruhe haben. Heute fühle ich mich schon viel besser.«
Am späten Nachmittag verließ sie die Wohnung, überquerte raschen Schrittes den Platz und tauchte in das Passantengewühl von Knightsbridge ein. Bei Vidal Sassoon ließ sie ihr Haar in Form bringen, dass es ihr in einer präzisen Linie über die Stirn fiel. Im Nacken wurde es sehr kurz geschnitten, um ihren langen Hals und ihre Kopfform zu betonen.
»Sieht spitze aus. Ich empfehle Ihnen schon seit Monaten, es abzuschneiden, und jetzt sehen Sie selbst, dass ich Recht hatte. Tut mir Leid, dass Sie sich wegen dieses tragischen Vorfalls dazu entscheiden mussten. Schauen Sie sich den Hinterkopf an.« Sassoon hielt einen Spiegel hoch. »So kurz geschnitten wirkt Ihr Haar wie eine goldene Kappe. Trotz des Problems mit Ihrer Stirn sind Sie wunderschön wie eine Elfe. Vorher haben Sie eher an Veronica Lake oder einen anderen Filmstar aus den Vierzigern erinnert. Jetzt sind Sie wie ausgewechselt.«
Nachdem Camilla bezahlt hatte, überlegte sie, ob sie von hier aus anrufen sollte. Aber am Empfang ging es hoch her, und so beschloss sie, das Risiko einzugehen. Draußen war es fast dunkel. Wenn ihr Vater zu Hause war, konnten sie ja den Abend gemeinsam verbringen. Wenn nicht, würde sie sich einen Film ansehen, denn für eine Verabredung mit einem ihrer Freunde war sie nicht in der richtigen Stimmung. Als sie die Straße erreichte, in der ihre Eltern wohnten, erkannte sie Georges altes Auto unter einem Baum und wurde von freudiger Erwartung ergriffen. Bestimmt hatte er seit seiner Rückkehr aus Amsterdam versucht, sie
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