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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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geblieben, hätte man sie an den Bäumen aufgehängt.«
    »Das ist nicht wahr!« Piets Stimme klang ungläubig.
    »Doch, es ist wahr. Allerdings will das in der afrikaansen Gemeinschaft niemand zugeben. Und die Briten werden uns niemals als ihresgleichen ansehen, egal, welche Vereinbarungen sie treffen. Wenn die uhuru kommt, werden sie uns nicht einmal einen Tag Zeit lassen.«
    »Ich bin überzeugt, dass das nicht stimmt.« Camillas Gesicht war sehr blass. »Mein Vater befasst sich mit Abfindungssummen und der Frage der Staatsangehörigkeit. Er wird dafür sorgen, dass alle fair behandelt werden.«
    »Wir sind Buren, meine Liebe. Die Briten mögen uns nicht, und es ist ihnen egal, ob wir bleiben oder gehen. Es schert sie auch nicht, was in unseren Pässen steht. Und wohin sollen sie uns repatriieren? Nach Holland oder Großbritannien? Dahin könnten wir niemals gehen. Nach Südafrika? Sie würden keinen Penny dafür bezahlen, das wir uns in einem Land der Apartheid niederlassen. Sie werden uns den Rücken zukehren und froh sein, dass sie uns los sind!«
    »So habe ich dich noch nie reden hören, Pa.« Hannahs Stimme klang angstvoll.
    »Und es ist auch nicht der richtige Moment, um damit anzufangen«, erklärte Lottie wütend. »Ich werde läuten und Mwangi bitten, den nächsten Gang zu bringen.«
    »Ich bin sicher, dass Sie solche Dinge nie erleben werden.« Camillas Gesicht hatte sich vor Aufregung gerötet, und sie erhob sich halb von ihrem Stuhl. »Mein Vater arbeitet direkt für den Minister, der für die Kolonien verantwortlich ist. Bestimmt ist man sich in seiner Dienststelle dieser Probleme bewusst. Sie würden niemals jemanden so behandeln, wie Sie befürchten.«
    »Sieht ganz so aus, als würdest du in die Fußstapfen deines Vaters treten und ebenfalls Diplomatin werden, junge Dame«, meinte Jan mit unverkennbarem Sarkasmus.
    »Reg dich nicht auf.« Piet streckte beschwichtigend die Hand aus, damit Camilla sich wieder setzte. »Ich bin mit all den jungen Kikuyu, Massai und Nandi in dieser Gegend aufgewachsen. Vor ein paar Jahren haben sie mich sogar zu ihrem Blutsbruder gemacht. Es ist, als wäre ich … Na ja, ich bin wie ein Bruder für sie. Ich habe mit ihnen gefischt, gejagt und gegessen seit ich ein toto war. Glaub mir, es ist anders als in Pas Generation. Wir jungen Leute haben eine andere Beziehung zu …«
    »Diesen Kerlen kann man nicht über den Weg trauen! Sie denken nicht so wie wir. Und sie haben eine andere Auffassung von Loyalität. Ich habe dich schon einmal davor gewarnt, Piet. Du bist ein verdammter Narr, wenn du so was glaubst, mein Sohn. Das wird zu einer Katastrophe führen.«
    »Schluss mit diesem Gerede!« Lottie schlug mit der Faust auf den Tisch, sodass die Gläser klirrten und das Geschirr klapperte. »Piet, du kannst allen Wein einschenken. Janni, wir werden jetzt unsere Gläser erheben und auf unsere wunderbaren Kinder und ihre Freunde anstoßen. Und auf eine heitere, freudvolle Zukunft für uns alle.«
    Jan schwieg. Es tat ihm Leid, dass er Camilla gegenüber einen so harschen Ton angeschlagen hatte. Sie war noch ein Kind, erst achtzehn Jahre alt, wie seine eigene Tochter. Lottie hatte Recht. Er hätte dieses Thema nicht anschneiden sollen. Sie prosteten einander zu, doch Hannah war den Tränen nahe, und Sarah hatte einen Kloß im Hals, der ihr das Schlucken erschwerte. Als sie die Gläser wieder abstellten, spürte Camilla, wie Piet unter dem Tisch nach ihrer Hand suchte und ihre Finger drückte. Nach dem Abendessen setzten sie sich an das Kaminfeuer und spielten Scharade. Mit seinen unbeholfenen Versuchen, die Begriffe schauspielerisch darzustellen, erntete Jan viel Gelächter. Sarah gewann mühelos und unterhielt anschließend die Runde mit verschiedenen Lauten von Tieren und ihrer Mimik. Schließlich stand Jan auf und legte ihr den Arm um die Schultern.
    »Genug, du verrücktes Fräulein! Es ist Zeit fürs Bett. Morgen muss ich sehr früh aufstehen und eine Weide kontrollieren, da Piet seine Arbeit wegen einiger hübscher Damen vernachlässigt. Danach werde ich zu dem Treffen auf Murrays Farm gehen. Ich wünsche euch jungen Leuten eine gute Nacht.«
    »Das Licht wird in einer halben Stunde ausgehen.« Lottie umarmte alle und strich Camilla liebevoll über die Wange. »Unterhaltet euch nicht die ganze Nacht lang.«
    In Hannahs Zimmer lag der Überwurf, der sonst über die Bettdecke gebreitet war, bereits zusammengefaltet auf dem Koffer am Fußende ihres Betts. Sie liebte das

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