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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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wollte sie Ihnen gerade nach oben bringen.«
    »Danke, Albert«, erwiderte sie und nahm das Bündel entgegen. Es war ein Brief von Short dabei, den sie öffnete und las, während sie die Treppe hinaufging. »Habe das Negativ vernichtet und die Geschichte sterben lassen. Sie sind mir was schuldig«, hatte er gekritzelt. In ihrer Wohnung angekommen, sah Camilla die restlichen Briefe durch und zerriss ungeöffnet einen Umschlag mit der Handschrift ihres Vaters. Als das Telefon läutete, hob sie den Hörer nur kurz an und hängte sofort wieder ein. Dann legte sie ihn neben den Apparat. Fort von hier. Sie musste dringend weg, um in Ruhe nachzudenken und wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Also nahm sie einen Koffer vom Schlafzimmerschrank und stopfte wahllos ein paar Kleider und Kosmetikartikel hinein. Auf dem Frisiertisch stand ein Foto von ihren Eltern, das sie aus dem Silberrahmen nahm und in winzige Schnipsel zerriss. Während sie überlegte, wo sie hinfahren sollte, läutete es an der Tür.
    »Du musst mitkommen, Liebes«, sagte Marina. »Unten wartet ein Taxi. Wir müssen miteinander reden.«
    »Du bist die Letzte, mit der ich jetzt reden will! Bitte, Mutter, lass mich in Ruhe. Geh jetzt. Bitte!«
    »Camilla, du musst mir eine Chance geben. Ich flehe dich an! Es ist wichtig für uns beide.«
    »Nein. Im Moment ist mir nur eins wichtig: so viel Abstand wie möglich zu euch zu gewinnen. Zu euch beiden!«
    »Bitte komm mit mir nach Burford.« Zögernd berührte Marina Camilla am Arm. »Ich habe dir viel zu erzählen.«
    »Das interessiert mich nicht.«
    »Es geht nicht um deinen Vater, sondern um dich und mich. Denn ich bin krank. Sehr krank, Camilla, und ich werde nicht wieder gesund werden. Ich weiß, dass ich im Leben alles falsch gemacht habe, aber vielleicht kann ich ja noch etwas wieder gutmachen und dir sogar helfen. Eigentlich liegt mir das gar nicht, doch ich will es wenigstens versuchen, bevor ich sterbe. Hast du mich verstanden? Hörst du mir überhaupt zu?«
    »Ist das wieder einer von deinen Tricks?«
    »Ich warte unten im Taxi auf dich.« Marina drehte sich nicht um. Camilla folgte ihr nach unten zum Wagen.
    »Bahnhof Paddington«, sagte Marina.
    Sie sprachen kein Wort, während der Zug an Vorstädten und Fabriken vorbei aufs Land fuhr, wo Kühe auf ordentlich gemähten Wiesen grasten, ohne sich um vorbeisausende Züge und Fahrgäste zu kümmern, denen sich vor Angst und Verwirrung der Kopf dreht. Das Haus in Burford war klein, und es herrschte eine friedliche Atmosphäre, die Camilla überraschte. Marina zeigte Camilla ihr Schlafzimmer, das man über eine schmale Treppe erreichte. Das Fenster ging auf einen gepflegten Garten hinaus, der von der Abendsonne erleuchtet wurde. Rings um den Rasen waren Steinplatten verlegt, auf denen Blumenkübel standen. Hinter der Gartenmauer begannen Felder, die sich auf der einen Seite bis zu einem gewundenen Fluss und auf der anderen zu einer bewaldeten Hügelkette erstreckten. Ein Mann mit Dufflecoat und Gummistiefeln stand in seinem Garten und hackte Holz. Dann nahm er einen Ast und warf ihn seinem Hund zu. Camilla musste schmunzeln, als sie das aufgeregte Gebell des Tiers hörte. Eine Weile blieb sie am Fenster stehen, denn es widerstrebte ihr, nach unten zu gehen und ein wie auch immer geartetes Gespräch mit ihrer Mutter zu führen. Ihr Koffer stand ungeöffnet auf der Fensterbank, und sie zögerte die Aussprache hinaus, indem sie alles auspackte und in einen Schrank legte, der nach Lavendel roch und ein Regalbrett voller ordentlich gefalteter Bettwäsche enthielt. Nachdem auch das Bett bezogen war, gab es keinen Aufschub mehr.
    Zu ihrer Überraschung kauerte ihre Mutter auf den Fersen vor dem gemauerten Kamin, knüllte Zeitungspapier zusammen und legte Holz darauf. Camilla sah zu, wie Marina geschickt einige Scheite zu einer Pyramide aufschichtete und ihr Werk dann anzündete. Sofort züngelten Flammen empor. Marina warf ihrer Tochter einen Blick zu, der verriet, wie stolz sie auf ihre Leistung war.
    »Im Feueranzünden bin ich inzwischen recht gut«, meinte sie. »Ein netter älterer Herr hackt das Holz für mich und stapelt es im Schuppen, damit es trocken bleibt. Könntest du uns einen Tee machen?«
    In der gemütlichen Küche befanden sich ein Tisch aus Fichtenholz und eine alte Kommode, auf der antikes Porzellan stand. Die Hintertür führte in den ummauerten Garten, den Camilla vom Schlafzimmerfenster aus gesehen hatte. Eine kleine Terrasse, von oben nicht

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