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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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Sessellehne an. Ihr Schmerzensschrei ließ ihn wieder zur Vernunft kommen, und er half ihr beim Aufstehen.
    »Offenbar haben wir beide einen Fehler gemacht«, sagte er. »Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Ich fürchte, ich bin es gewöhnt, dass junge Damen aus einem anderen Grund zu mir kommen. Sie haben sich ja am Kopf verletzt. Unter dem Verband blutet es. Lassen Sie mich mal sehen.«
    Camilla rappelte sich auf, griff nach Mantel und Handtasche und stürmte aus dem Zimmer. Als sie sich, wohlbehalten im Aufzug angekommen, im Spiegel betrachtete, hätte sie das elende Geschöpf, das ihr entgegenblickte, fast nicht wiedererkannt. Ihr Kleid war vorne aufgerissen, ihre Wange mit Lippenstift verschmiert. Der sorgfältig zurechtgekämmte Pony war verrutscht und gab den Verband frei. Blut rann ihr die Schläfe hinunter, und sie wischte es hastig mit einem Taschentuch weg. Im nächsten Moment öffnete sich die Aufzugtür, und sie stand vor Short und seinem Fotografen. Ein greller Blitz zuckte und Camilla wusste sofort, was geschehen war.
    »O Gott, bitte veröffentlichen Sie das nicht, Keith«, flehte sie. »Bitte, ich habe einen Fehler gemacht. Es war ein Missverständnis.«
    Schweigend machte er ihr Platz, als sie sich an ihm vorbei in die Vorhalle drängte. Verzweifelt drehte Camilla sich zu ihm um, aber er lächelte nur und ging zur Bar, um mit seinem Fotografen letzte Hand an den Bericht zu legen.
    In ihrer Wohnung zog sie sich aus und ließ sich ein Bad einlaufen. Einige Fäden waren gerissen, die Wunde blutete und begann bereits über der rechten Augenbraue anzuschwellen. Wahrscheinlich würde sie sich noch einmal nähen lassen müssen und ganz sicher eine Beule bekommen. Nachdem sie die gerötete Stelle mit Watte und warmem Wasser gereinigt hatte, legte sie einen frischen Verband an. Als sie zu schlafen versuchte, war sie plötzlich wieder in Langani. Im Lampenlicht sauste das panga auf sie zu, während sie sich in panischer Hast den Schmuck von den Händen zerrte. Also schlug sie die Augen wieder auf. Doch die Schreckensbilder blieben. Gleichzeitig hörte sie den verzweifelten Aufschrei ihres Vaters, als sie ihn bei dem Rendezvous mit seinem Liebhaber ertappt hatte. Ein Wiedersehen mit ihm kam für sie nicht in Frage, auch wenn es ihr nicht gelungen war, Johnson Kiberu zur Unterstützung des Projekts in Langani zu bewegen. Sie fühlte sich zerschlagen und war völlig ratlos.
    Den ganzen nächsten Tag verließ Camilla die Wohnung nicht. Ihre Stirn pochte, und sie fühlte sich vor Schmerzen und Scham wie benommen. Das Telefon läutete einige Male, aber sie hob nicht ab. Sie wusste, dass sie eigentlich Edward anrufen und einen Termin vereinbaren musste, um ihre Wunde noch einmal nähen zu lassen, doch sie konnte ihre Apathie nicht überwinden. Ihr Körper fühlte sich zentnerschwer an, sodass jede Bewegung zur Qual wurde. Schließlich zog sie sich an und machte sich etwas zu essen, saß dann aber am Tisch, ohne einen Bissen hinunterzubringen. Auch das Fernsehen konnte sie nicht ablenken, und sie ging eine Weile ruhelos im Zimmer auf und ab. Zu guter Letzt goss sie sich ein großes Glas Wodka mit Eis ein und spürte ein Brennen in der Kehle, als sie es in zwei verzweifelten Schlucken hinunterstürzte und gleich nachschenkte. Im nächsten Moment schrillte wieder das Telefon, und sie hob ab, obwohl sich ihr der Kopf drehte. Sarahs ängstliche Stimme klang ganz weit weg, und Camilla wusste nicht, was sie erwidern sollte. Mühsam stieß sie die Antworten hervor, um zu verbergen, wie einsam und verlassen sie sich fühlte. Sie wollte kein Mitleid. Doch als sie den Hörer auflegte, hatte sie keine klare Erinnerung mehr daran, was sie eigentlich gesagt hatte. Im Bad nahm sie eine Beruhigungstablette. Eine Stunde später läutete erneut das Telefon. Es war ihre Mutter. Camilla legte auf und ging zu Bett.
    Am nächsten Morgen kochte sie sich einen starken Kaffee und suchte ihre Zigaretten. Doch das Päckchen war leer. Heute würde Keith Shorts wöchentliche Kolumne erscheinen. Beim Gedanken an das Foto und den gehässigen Kommentar darunter wurde ihr ganz flau. Sie schlüpfte in Jeans und einen Pulli, zog sich eine Mütze tief in die Stirn und machte sich auf den Weg zum Kiosk. Allerdings erwähnte die Zeitung weder die ausländische Delegation noch die nächtliche Besucherin. Voller Erleichterung stand Camilla auf dem grauen Gehweg. Als sie zurückkehrte, wurde sie vom Hausmeister erwartet.
    »Ihre Post ist da, Miss. Ich

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