Himmel uber Langani
Arbeitersiedlung gäbe es shauri . Eine Prügelei. Wir sollten besser hinfahren, bevor die Sache aus dem Ruder gerät.«
Wortlos verließ Piet die Veranda. Kurz darauf hörte Sarah den Landrover über die kiesbestreute Auffahrt holpern und sah das Aufblitzen der Scheinwerfer in den Bäumen. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie sich Hannah anvertrauen sollte. Aber der Gedanke, ihre Dummheit einer Frau zu beichten, die selbst bis über beide Ohren verliebt war, erschien ihr doch zu peinlich. Also stürmte sie in ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Das war es also gewesen. Falls Piet auch nur den Anflug eines Gefühls für sie empfunden haben sollte, hatte sie diesen nun im Keim erstickt. Wie eine Furie war sie auf ihn losgegangen, hatte in ihrer eifersüchtigen Wut Camilla schlecht gemacht und sich bis auf die Knochen blamiert. Mit einem Stöhnen warf sie sich aufs Bett und schlug in ohnmächtiger Wut mit beiden Fäusen auf ihr Kopfkissen ein.
Kapitel 19
Kenia, November 1965
B eim Frühstück fehlte von Piet jede Spur. Offenbar war er bereits auf der Farm unterwegs, was Sarah nur recht sein konnte. Sie wusste nicht, wie sie ihm nach der Blamage der letzten Nacht gegenübertreten sollte. Lars und Hannah saßen so weit wie möglich voneinander entfernt.
»Spiegeleier mit Würstchen und Speck für Memsahib Sarah?«, fragte Mwangi, der ihre Lieblingsspeisen kannte.
»Nur Kaffee, Mwangi, vielen Dank.« Sarah zwang sich zu einem Lächeln. »Und vielleicht ein Stückchen Toast.«
»Fühlst du dich nicht wohl, Sarah?« Hannah musterte sie forschend. »Du siehst blass und müde aus.«
»Du wirkst tatsächlich ein wenig mitgenommen«, stimmte Lars zu. »Aber du solltest besser etwas essen. Es ist eine lange Fahrt nach Isiolo, vor allem, wenn es wieder regnet. Übrigens muss ich nach Nanyuki, um einzukaufen. Also kann ich dich mit dem Wagen mitnehmen.«
»Danke. Mir geht es gut. Wirklich. Ich habe nur schlecht geschlafen. Was war letzte Nacht eigentlich in der Arbeitersiedlung los?«
»Hoffentlich war es nicht das, was dich wach gehalten hat«, sagte Hannah. »Es war nicht weiter wichtig. Außerdem ist das Problem inzwischen gelöst.«
»Gab es wirklich eine Prügelei?«
»Du weißt ja, wie sie sind.« Hannah zuckte die Achseln. »Abergläubisch bis auf die Knochen. Kamau und David haben vor ihrem Quartier ein totes Huhn gefunden. Der Kopf war abgeschnitten, und die Eingeweide waren überall verstreut. Eine Art Zauber, wie sie glaubten. Kamau hat sich ziemlich darüber aufgeregt.«
»Als Piet und ich ankamen, schrien alle durcheinander und warfen sich wilde Anschuldigungen an den Kopf«, fügte Lars hinzu. »Vermutlich angeheizt von ein paar Litern schwarz gebranntem Alkohol. David behauptete, Simon habe seinen Vater mit einem Fluch belegt. Dann brach eine Schlägerei aus. Der arme Simon hat alles abgestritten, aber da er neu hier ist, musste er als Sündenbock herhalten. Offenbar ist David eifersüchtig auf ihn.«
»Ich dachte, David wäre stolz darauf, dass er jetzt Koch ist«, meinte Sarah überrascht.
»Das ist er auch«, erwiderte Lars. »Allerdings haben er und Kamau Simon von Anfang an abgelehnt. Sie finden immer noch, dass er die beste Stelle in der Lodge ergattert hat, während sie als altgediente Kräfte übergangen wurden. Jedenfalls hat Simon offenbar an diesem Abend zusammen mit Kipchoge in seiner Hütte getrunken und kann deshalb schlecht für die Tat verantwortlich sein. Er versuchte, das David klar zu machen, doch ich glaube, alle waren zu betrunken. Sie sind immer noch nervös wegen der Übergriffe auf das Vieh, und David hatte einfach Lust auf eine Schlägerei. Als wir ankamen, hatte Simon ein blaues Auge und war ziemlich verängstigt. Der Himmel weiß, wer den albernen Vogel getötet hat und warum. Jedenfalls sah es nach einem typischen Opferritual aus. Piet glaubt, dass David es vielleicht selbst getan hat, um Simon in Schwierigkeiten zu bringen. Doch genau werden wir es wohl nie erfahren. Jedenfalls herrscht jetzt wieder Ruhe. Zumindest für die nächste Zeit.«
»Der arme Simon«, sagte Sarah. Dennoch war sie erleichtert, denn der Zwischenfall hatte zumindest verhindert, dass sie sich weiter zum Narren machte.
»Ich wollte zu dir, als Lars und Piet abgefahren sind, aber du warst schon verschwunden«, meinte Hannah.
»Ich bin früh zu Bett gegangen.« Sarah errötete verlegen. »Aber ich konnte nicht schlafen. Die vielen Veränderungen, du weißt schon. Außerdem war ich schon
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