Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
Vom Netzwerk:
prachtvolle Umgebung. Ein mildes Licht beschien die Wipfel der Doum-Palmen, und der Himmel nahm langsam eine lavendelfarbene Tönung an, durchzogen von roten Streifen. Sie waren einer Elefantenfamilie gefolgt, die unter der Führung einer majestätischen alten Matriarchin namens Judith stand. Im Laufe des Tages hatte Judith ihre Gruppe von der Hauptherde abgesondert und in eine Gegend geführt, wo sie die Weidebedingungen für günstiger hielt. Für gewöhnlich versammelten sich die Elefanten bei Sonnenuntergang und begrüßten einander mit fröhlichem Trompeten, wenn sich die Familien wieder vereinten. Allerdings war Judiths kleiner Trupp nur langsam vorangekommen, und Sarah nahm an, dass er den Sumpf erst nach Einbruch der Dunkelheit erreichen würde.
    »Am besten gehen wir jetzt zurück zum Auto, Sarah«, sagte Erope. »Es ist zu dunkel, um gute Fotos zu machen.«
    Widerstrebend verließ Sarah ihren Aussichtspunkt und machte sich auf den Weg zum Landrover. Als sie dort ankamen, war es schon dunkel, und ein riesiger gelber Mond hing tief am nächtlichen Himmel. Sarah hatte das Auto tief im Schatten eines Gebüschs abgestellt, um zu verhindern, dass sich das Wageninnere in einen Glutofen verwandelte. Sie stiegen ein, kurbelten die Fenster hinunter und blieben in der Dunkelheit sitzen, um Tee aus ihrer Thermosflasche zu trinken.
    Gerade wollte Sarah den Motor anlassen, als sie ein Geräusch hörte: Schüsse, die aus der Richtung kamen, wo sie soeben noch gewesen waren. Dann drang der schrille Schmerzensschrei eines Elefanten an ihr Ohr, gefolgt vom empörten Trompeten seiner Begleiter, dem Poltern fliehender Tiere und lautem Stimmengewirr. Sarah erstarrte vor Schreck. Doch im nächsten Moment wurde sie von rasender Wut ergriffen. Ihre geliebte Herde war in Gefahr! Hastig startete sie den Motor und legte den Gang ein, um sich an die Fersen der Wilderer zu heften. Aber Erope legte ihr warnend die Hand auf den Arm. Seine Finger schlossen sich um ihr Handgelenk, als er sie zwang, die Zündung wieder abzuschalten. Zornig funkelte sie ihn an, aber er legte nur den Finger auf die Lippen und schüttelte den Kopf. Also blieb sie kochend vor ohnmächtiger Wut sitzen und lauschte dem Gemetzel. Es dauerte eine Weile, bis sie den Grund für Eropes Beharrlichkeit begriff. Der Lastwagen der Banditen kam um die Kurve gebogen. Als er sich näherte, erkannte Sarah, dass sich mindestens zehn schwer bewaffnete Männer an Bord des Fahrzeugs befanden. Es waren shifta von der somalischen Grenze. Hätten die Wilderer sie und Erope bemerkt, hätte das ihren Tod bedeutet. Durch das Dickicht sahen sie zu, wie der Lastwagen langsam vorbeirollte. Einige der Männer hatten die Gewehre im Anschlag. Als Sarah zwei Paar Stoßzähne hinten auf dem Wagen erkannte, wurde sie wieder von Panik ergriffen. Welches Mitglied ihrer wundervollen Elefantenfamilie war wohl abgeschlachtet worden? Aber Erope umklammerte ihren Arm, bis er sicher sein konnte, dass die Wilderer endgültig verschwunden waren. Dann starteten sie den Wagen. Vorsichtig und ohne Licht fuhren sie den holperigen Pfad hinunter zu der Stelle, wo sie Judith und ihren kleinen Trupp zurückgelassen hatten.
    Sie hielten am Ende des Pfads und kletterten hinunter in die Senke, wo die Elefanten zuletzt gewesen waren. Der ferne Mond tauchte die Landschaft in sein unbarmherziges Licht. Als sie den Tatort erreichten, fiel Sarah weinend auf die Knie. Die große alte Dame lag, eine Schusswunde in der Stirn, auf der Seite. Ihre Augen waren verschleiert, doch noch voller Empörung aufgerissen, und Spuren, die wie Tränen aussahen, liefen ihr übers Gesicht. Dort, wo ihre Stoßzähne gewesen waren, klafften Wunden, die schon von Ameisen und anderen Aasfressern befallen wurden. Daneben lag Jacintha, ein jüngeres Weibchen. Auch ihr hatte man die Stoßzähne herausgerissen.
    Sarah streckte die Hand aus, um die runzelige Haut zu berühren. Im nächsten Moment hörte sie hinter sich das laute Knacken von Zweigen. Als Erope sie aufgeregt zu sich winkte, stand sie auf und folgte ihm hinter einen dichten Busch am Rande der Lichtung. Wie gebannt sah sie zu, als die anderen Familienmitglieder geisterhaft aus dem Gestrüpp ins helle Mondlicht traten. Sie scharten sich um ihre toten Gefährtinnen, versuchten sie aufzurichten, fuhren mit den Stoßzähnen unter ihre Leiber und schoben mit den Füßen an. Als sie erkannten, dass die beiden tot waren, verharrten sie reglos wie gewaltige Mahnwachen, die Gefallenen auf dem

Weitere Kostenlose Bücher