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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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Schlachtfeld die letzte Ehre erwiesen. Währenddessen kauerten Sarah und Erope angespannt in dem Versteck, in das sie sich bei der Rückkehr der Elefanten geflüchtet hatten. Obwohl die Nacht immer kühler wurde, rührten sie sich nicht, denn es war ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, um herauszufinden, ob die Elefanten ihnen freundlich gesinnt waren. Wenn sie entdeckt wurden, liefen sie Gefahr, binnen weniger Sekunden zertrampelt zu werden, und der Wind stand nicht günstig für einen Fluchtversuch. Also saßen sie steif und durchgefroren da und beobachteten voller Ehrfurcht und Trauer das stille Ritual. Die Nachtstunden vergingen langsam. Angelockt vom Blutgeruch, erschienen Hyänen und Schakale, aber die Elefantenwache bildete eine massive Mauer und vertrieb die Aasfresser. Kein Tier hätte gewagt, es mit ihnen aufzunehmen. Als der Morgen graute, gingen die beiden ältesten Weibchen in den Wald, rissen kleine Büsche und Bäume aus der Erde und schleppten sie zurück, um sie wie ein Leichentuch über die Toten zu breiten. Anschließend schoben sie mit den Füßen Staub, Kies, Grassoden und Erdklumpen über ihre Gefährtinnen, bis diese vollständig bedeckt waren. Selbst die jüngeren Familienmitglieder beteiligten sich, und als die Sonne aufging, waren die beiden Elefanten unter zwei Hügeln verschwunden.
    Beim ersten Morgenlicht hob Sarah die Kamera. Das Klicken hallte überlaut in ihren Ohren. Die Elefanten wandten sich dem Gebüsch zu, wo sie mit ihrem Objektiv kauerte. Sarah fürchtete, sie könnten wütend werden und sie angreifen, doch sie rührten sich kaum. Die Jungen standen in der Mitte, umringt von den größeren Kühen, und alle drehten sich in Sarahs Richtung, während sie ihre Totenwache auf Film bannte. Als Sonnenstrahlen durch die Baumwipfel fielen, verschwanden die Überlebenden lautlos im Busch. Sarah und Erope warteten eine Weile, bis sie sich aus ihrem Versteck wagten, noch immer sprachlos über dieses Schauspiel von Tapferkeit und Treue. Sarah kauerte sich in den Sand, fotografierte die Hügel und wünschte, sie hätte auch Bilder von den Vorgängen der letzten Nacht machen können. Sie war sicher, dass die Tiere ihre Gegenwart gespürt und ihr gestattet hatten, ihr Begräbnisritual zu beobachten. Als sie fertig war, legte sie eine Akazienblüte auf jedes Grab, um die Toten zu ehren.
    Eropes Miene war finster. Im Wagen merkte sie, wie zornig er war. Vornübergebeugt kauerte er auf seinem Sitz, murmelte Worte in seiner Stammessprache und schlug immer wieder mit der Faust gegen die Tür. Er hatte keinerlei Verständnis für diese Habgier und dieses sinnlose Gemetzel.
    Erope hatte eine Missionsschule besucht, und seine Forschungsberichte waren aufschlussreich und in ordentlicher Handschrift verfasst. Wenn er sich nicht im Lager in Buffalo Springs aufhielt, lebte er in seinem manyatt a. Er ließ seine Uniform zurück und wohnte, wie sein Volk es schon seit Jahrhunderten tat, in einer dunklen Hütte aus Lehm und Flechtwerk, wo es nach Ziegen, Kuhdung und Holzrauch roch. Vor seiner Begegnung mit den Briggs’ hatte er eine Weile in Nairobi gearbeitet. Allerdings verspürte er nicht die geringste Lust, dorthin zurückzukehren. Trotz seiner Schulbildung und seines Kontakts mit der westlichen Lebensart hatte er sich die traditionellen Fähigkeiten bewahrt, die nötig waren, um in seiner ausgedörrten Heimat zu überleben. Sarah beneidete ihn um die Unbefangenheit, mit der er sich in zwei verschiedenen Welten bewegte. Stets wusste er, was im Forschungscamp oder in seinem manyatta von ihm erwartet wurde.
    Wie Dan und Allie hatte Sarah ihren Abschluss an einer renommierten Hochschule gemacht. Doch trotz ihres Studiums wären die drei ohne das seit Urzeiten bewährte Wissen eines Mannes wie Erope hier in der Wildnis verloren gewesen. Sarah hoffte, dass er sich dessen bewusst war. Gerne hätte sie ihm ihre Anerkennung gezeigt, doch sie wusste nicht, wie sie sie ausdrücken sollte. Also lächelte sie ihm nur zu und tätschelte dankbar seinen Arm. Zu ihrer Freude strahlte er und nickte ihr zu.
    »Zum Glück ist euch nichts zugestoßen!«, rief Allie erleichtert aus, als sie endlich das Camp erreichten. »Wir sind losgefahren, um euch zu suchen, aber wir hatten keine Ahnung, wohin die Herde gestern gezogen ist. Dann nahmen wir an, ihr hättet eine Autopanne. Dan wollte schon bei der Wildschutzbehöre einen Suchtrupp anfordern.«
    »Ihr müsst euch trotzdem an sie wenden«, erwiderte Sarah. »Es hat einen

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