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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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Ziel meiner Wünsche. Wir waren so glücklich. Und als ich bemerkte, dass ich schwanger war …«
    »Ich kann nicht mehr weiterreden«, fiel Camilla ihr ins Wort. »So gern ich auch mit dir zusammen bin, Mutter, möchte ich mich nicht mit sämtlichen Einzelheiten, allen Gewissensbissen, Schuldzuweisungen und Ausflüchten belasten. Was geschehen ist, ist geschehen. Es gehört der Vergangenheit an, und ich habe keine Lust, immer wieder unser verpfuschtes Leben durchzukauen. Das will ich nicht, und ich weigere mich auch, ihn zu sehen. Falls du mit diesen Bedingungen einverstanden bist, bleibe ich, so lange ich kann.«
    Marina war von der kühlen Betrachtungsweise ihrer Tochter entsetzt. Sie fand es tragisch, dass Camilla das Leben ihrer Eltern aus einem so verzerrten Blickwinkel sah. Allerdings hatten sie und George sich das selbst zuzuschreiben. Es würde keine Versöhnung zwischen Vater und Tochter geben. Marina spürte, wie in ihrem Herzen etwas zerriss. Vielleicht würde sie ja nie wieder Zeit mit ihnen gemeinsam verbringen. Das war die gerechte Strafe für all die unglücklichen Jahre, an denen sie die Schuld trug. Sie nahm sich fest vor, in diesen letzten Monaten ihres Lebens nicht noch einmal zu versagen.
    Die Zeit in dem Häuschen auf dem Lande war sehr harmonisch verlaufen. Mutter und Tochter unternahmen kurze Spaziergänge, lasen, sahen fern und genossen die ländliche Stille. Manchmal litt Marina an Erschöpfung und Atemnot, und jeder Knochen im Leib tat ihr weh. Dann verbrachte sie einen Teil des Tages im Bett oder am Kaminfeuer. Obwohl das Haus völlig überheizt war, fror sie ständig, selbst wenn sie sich in eine Wolldecke wickelte. Da ihre Finger zu dick für ihre Ringe geworden waren, trug sie keinen Schmuck mehr, und ihre Haut wirkte beinahe durchsichtig. Hin und wieder las Camilla ihr vor, bis sie einschlief. Anschließend zog sie eine Jacke und Stiefel an und verließ die beengende Atmosphäre des Hauses, um durch die Felder zu wandern. Sie spürte den leichten frühwinterlichen Sprühregen auf dem Gesicht – und einen Eisklumpen im Herzen. Was sollte sie nur tun, falls Marinas Zustand sich verschlechterte? Dann musste sie ihren Vater anrufen und ihn bitten herzukommen. Sie fühlte sich schuldig, weil sie Georges Besuche unterbunden hatte, solange sie sich in dem Wochenendhaus aufhielt. Außerdem ging sie nie ans Telefon, weil sie auf keinen Fall mit ihm sprechen wollte. Immer wenn sie an ihn dachte, erinnerte sie sich an sein erschrockenes Gesicht, als er sich am Tag der Enthüllung zu ihr umgedreht hatte. Und es gelang ihr nicht, den Widerwillen zu verscheuchen, den sie beim Anblick des nackten jungen Mannes auf dem Bett empfunden hatte. Allerdings hatte sie nicht die Absicht, ihrer Mutter Vorhaltungen zu machen, auch nicht, als Winston Hayford anrief und Marina sprechen wollte.
    »Was steht es mit deinem Verehrer aus Ghana?«, fragte Camilla nach dem Telefonat.
    »Manchmal treffe ich mich mit ihm«, erwiderte Marina und sah sie ruhig an. »Aber ich kann nicht mehr mit ihm tanzen gehen.«
    »Hattest du eine Affäre mit ihm?« Obwohl die Frage gestellt war, erkannte Marina, dass Camilla eigentlich gar keine Antwort darauf wollte.
    »Er ist ein sehr enger Freund, und ich hoffe, das wird er auch bleiben. Außerdem ist er ein guter Arzt, den ich oft um Rat gebeten habe. Apropos Ärzte, Camilla. Ich wünschte, du würdest zu Edward gehen. Der Bluterguss über deinem Auge gefällt mir gar nicht, und die ganze Umgebung der Wunde scheint entzündet zu sein. Hast du nicht sowieso einen Termin bei ihm?«
    »Ich werde das bald erledigen«, erwiderte Camilla, die wusste, dass ihr Vater dann kommen würde, um sie zu vertreten.
    Camilla hatte den Termin bei Edward verstreichen lassen, obwohl die Wunde, die sie sich bei ihrer Begegnung mit Johnson Kiberu zugezogen hatte, tatsächlich entzündet war. Sie untersuchte sie im Badezimmerspiegel, beschmierte sie dick mit antiseptischer Salbe und verpflasterte sie so gut wie möglich. Es war Zeit, nach London zurückzukehren.
    In ihrer Wohnung fand sie einen Stapel Briefe vor, darunter auch ein verärgertes Schreiben von Tom Bartlett. Darin hieß es, er habe sie immer wieder angerufen und erwarte nun, dass sie sich endlich bei ihm meldete. Camilla hatte nur wenig Lust, sich mit ihrem Agenten auseinander zu setzen, obwohl die momentane Auftragsflaute Zukunftsängste und Ungewissheit in ihr auslöste. Aber ihr Körper war bleischwer, und sie hatte einfach nicht die Kraft

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