Himmel uber Langani
ich bewundert habe. Ich glaube, so etwas nennt man bedingungslose Liebe. Er war mein Held.« George war ihr Leuchtturm in einem Meer voller unberechenbarer Strudel gewesen. Und dann hatte auch er sich als Betrüger entpuppt. Er war ein zutiefst unglücklicher Mann, der eine gescheiterte Ehe als Alibi benutzt hatte.
»Nur auf meine beiden Schulfreundinnen konnte ich mich voll und ganz verlassen«, fügte Camilla hinzu. »Aber als ich Schwierigkeiten hatte, habe ich ihre Freundschaft benutzt, um mich vor einer schmerzhaften Lektion zu drücken. Und kürzlich habe ich einen schrecklichen Fehler gemacht.«
Als sie ihn fragend ansah, betrachtete er sein Weinglas. Er fürchtete, dass direkter Blickkontakt ihren Redefluss hemmen und ihr bewusst machen könnte, dass sie sich gerade einem fremden Menschen öffnete. Sie sollte lernen, ihm zu vertrauen. Er wusste, dass er sie liebte, so unvernünftig das auch sein mochte. Noch immer konnte er kaum fassen, welche Wirkung sie auf ihn ausübte. Es war albern, aber er hatte sogar weiche Knie, wenn er mit ihr zusammen war. Dabei hätte sie seine Tochter sein können, und außerdem kannte er sie kaum. Doch das spielte keine Rolle für ihn.
»Sie haben so etwas an sich, dass ich Ihnen einfach mein Herz ausschütten muss.« Als ein Lächeln ihre blauen Augen zum Strahlen brachte, konnte er sich vorstellen, wie sie als Kind ausgesehen hatte. »Ein moderner Beichtvater sozusagen.« Sie lachte auf. »Meinetwegen können Sie jetzt auch den Rest erfahren. Um das Maß voll zu machen, habe ich mich auch noch wegen eines Mannes bis auf die Knochen blamiert. Ich dachte, er liebt mich, und bin zu spät dahinter gekommen, dass es für ihn nur eine flüchtige Affäre war. Hier bin ich also. Abgewiesen, aus dem Rennen, an Leib und Seele zerschunden und ein Schatten meiner selbst.«
»Sie gehen zu hart mit sich ins Gericht«, widersprach er. »Jeder macht ab und zu Fehler, und das Leiden daran ist wie Sodbrennen, nachdem man etwas Saures gegessen hat. Es ist nun mal eine menschliche Schwäche, sich Dinge einzureden. Auch mir passiert das, so zum Beispiel heute Abend. Ich habe mir gesagt, dass Sie bestimmt nichts Besseres zu tun haben, als mit mir essen zu gehen.«
»Tja, da bin ich«, erwiderte sie, nicht wissend, was sie mit diesem seltsamen Eingeständnis anfangen sollte. »Und offenbar hatten Sie auch nichts Besseres zu tun. Danke, dass Sie mir zugehört haben. Aber das ist wohl der Preis, den man zahlen muss, wenn man sich privat mit seinen Patienten abgibt.«
»Die meisten Patientinnen wollen privat nichts mit mir zu tun haben. Denn jeder, der uns zufällig über den Weg laufen würde, könnte ja annehmen, dass sie geliftet sind. Außerdem wirft man mir immer vor, dass mein Leben nur aus Arbeit besteht.«
»Und stimmt das?«
»Ich bessere mich«, erwiderte er und bat dann um die Rechnung. »Ich bringe Sie jetzt lieber nach Hause, junges Fräulein. Und Sie versprechen mir, dass Sie früh zu Bett gehen und morgen um sieben in der London Clinic erscheinen.«
»Ich schwöre«, antwortete sie ernst. »Das ist das Mindeste, was ich tun kann, nachdem ich Ihnen jetzt die Ohren voll geheult habe. Normalerweise bin ich nicht so, und ich will nicht, dass Sie mich bemitleiden. Das wäre mir gar nicht recht.«
»Meine Gefühle für Sie sind ganz anderer Natur«, entgegnete er.
Camilla stand auf. Als sie gerade gehen wollten, hörte sie, wie jemand ihren Namen rief.
»Camilla, wo um Himmels willen hast du denn gesteckt? Du gehst nicht an dein gottverdammtes Telefon und hast dir offenbar auch nicht die Mühe gemacht, meinen Brief zu lesen! Dir ist ein toller Auftrag durch die Lappen gegangen.« Es war Tom Bartlett.
»Ich glaube, du kennst Edward Carradine«, sagte Camilla. »In ein paar Wochen wird er meine Stirn in Ordnung bringen, und dann bin ich wieder wie neu.«
»Eine gute Nachricht.« Tom wandte sich wieder an Camilla. »Aber wenn du dich nicht mehr bei deinem Agenten meldest, brauchst du dir um dein Gesicht ohnehin keine Gedanken mehr zu machen.«
»Ich hole unsere Mäntel.« Edward zog sich taktvoll zurück.
»In dieser Branche haben die Leute ein kurzes Gedächtnis.« Tom war wirklich aufgebracht. »Wo zum Teufel warst du bloß? Ich nehme doch an, dass es in deinem Versteck ein Telefon gab.«
»Ich war auf dem Land. Mutter fühlt sich nicht wohl, und ich habe ihr Gesellschaft geleistet.«
»Hast du nächste Woche Zeit für einen Fototermin bei Biba? Jemand ist in letzter Minute
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