Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
Vom Netzwerk:
gute Idee gewesen, Edward einzuladen. Er erwähnte George mit keinem Wort. Als Marina allmählich Ermüdungserscheinungen zeigte, war es schon nach zehn. Die Pflegerin brachte sie zu Bett, doch Edward machte noch keine Anstalten zu gehen.
    »Ich sage ihr rasch gute Nacht. Wenn Sie noch bleiben möchten, können Sie sich ja damit die Zeit vertreiben.« Notgedrungen schenkte Camilla ihm ein Glas Brandy ein.
    Er bedankte sich mit einem Nicken. Es ärgerte Camilla, dass er so selbstverständlich annahm, sie wolle noch aufbleiben und mit ihm plaudern, aber sie wusste nicht, wie sie ihn hinauskomplimentieren sollte. Als sie zurückkam, hatte er es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht und die langen Beine ausgestreckt. Camilla hatte Marinas Zimmertür geschlossen und legte nun eine Platte auf.
    »Schön, dass Sie französische Kammermusik mögen«, sagte er. »Ich werde Ihnen das traumhafte Trio von Ravel schicken. Hätten Sie vielleicht Lust, mich irgendwann zu einem Konzert in die Wigmore Hall zu begleiten? Ich bin häufig dort, denn von meiner Praxis sind es zu Fuß nur fünf Minuten. Was ist denn mit Ihrem Knöchel passiert? Sind Sie wieder mit einem harten Gegenstand in Konflikt geraten?«
    »Welche Frage soll ich zuerst beantworten?«
    »Die letzte.«
    »Ich bin gestern Abend auf der Straße ausgerutscht. Es hat geregnet, und der Bürgersteig war glitschig. Ich wollte ein Taxi anhalten.«
    Sie hatte den Eindruck, dass er ihr nicht glaubte.
    »Ich konnte die Vorstellung nicht ertragen, den ganzen Abend allein hier zu sitzen. Also bin ich noch einmal ausgegangen«, fuhr sie fort.
    »Sie sind wirklich eine Nachteule«, meinte er. »Wann schlafen Sie eigentlich? Immer wenn wir uns treffen, waren sie am Vorabend auf einer Party oder in einem Nachtclub. Ich habe in der Zeitung von Ihrem Lebenswandel gelesen. Es ist zu hoffen, dass Sie nur selten Fototermine am frühen Morgen haben.«
    Achselzuckend schenkte sie sich einen Brandy ein und nahm dann ihm gegenüber in einem Sessel Platz. Er richtete sich auf, um auf Augenhöhe mit ihr zu sein, und musterte sie eindringlich. Obwohl er schwieg, schwebte die Frage unausgesprochen in der Luft. Camilla seufzte auf.
    »Offen gestanden bin ich ausgegangen, nachdem mein Vater angerufen hatte. Ich habe aufgelegt, weil ich feige war und nicht wusste, was ich sagen sollte.« Kurz berührte sie die Narbe auf ihrer Stirn, die das panga hinterlassen hatte. Edward fragte sich, ob das bei ihr inzwischen zu einer unbewussten Gewohnheit geworden war.
    »Ich habe es nicht mehr hier ausgehalten.« Sie erhob sich und sah ihn finster an. »Denn ich fürchtete, dass er wieder anrufen könnte. Also bin ich geflüchtet. Möchten Sie noch einen Brandy?«
    »Ich möchte dich küssen.«
    »Was?« Camilla traute ihren Ohren nicht.
    Edward stellte sein Glas weg und stand auf, um sie in die Arme zu nehmen. Als er sie langsam und zärtlich küsste, streifte sein Atem ihre Wange und Augenlider. Seine Lippen waren fest und sehr warm. Camilla öffnete den Mund ein wenig, spürte seine Zunge und schmeckte Brandy. Sein Kuss wurde leidenschaftlicher, und kurz ließ sie sich treiben, bis ihr plötzlich Anthonys Bild vor Augen stand. Ruckartig kehrte sie in die Wirklichkeit zurück und streckte abwehrend die Hand aus. Sofort wich er zurück, ging zum Fenster und blickte hinaus in den Regen, durch den verschwommen die Scheinwerfer der vorbeifahrenden Autos zu sehen waren.
    »Tut mir Leid«, sagte er. »Ich hätte nicht …«
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, meinte Camilla. »Ich bin einfach noch nicht bereit dafür. Es gibt da eine Sache, die ich erst verarbeiten muss. Ich habe schon genug Schaden angerichtet und will dir keine falschen Hoffnungen machen.«
    »Hoffentlich war es kein Schock für dich, dass ich dich küssen wollte. Schließlich bin ich viel älter als du und ein Freund deiner Eltern. Du hast mich sicher nie unter diesem Aspekt betrachtet.« Er wich ihrem Blick aus, und sie begriff, wie verunsichert er sich fühlen musste. Offenbar fürchtete er, sich zum Narren zu machen.
    »Es hat nichts mit deinem oder meinem Alter zu tun«, erwiderte sie. »Ich habe die Nase voll von Jungen, die nicht wissen, was sie wollen, und nur auf eine oder zwei Wochen Spaß aus sind. Aber ich muss noch lernen, damit zurechtzukommen, dass ich mich in Kenia wegen eines Mannes lächerlich gemacht habe. Vermutlich ist es nur verletzte Eitelkeit, doch es fällt mir nicht leicht zu verkraften, dass er nur mit mir ins

Weitere Kostenlose Bücher