Himmel uber Langani
Piet im Stich zu lassen. Aber unter diesen Umständen war es für mich unmöglich, weiter dort zu arbeiten. Nicht nachdem sie mich hinausgeworfen hat.«
»Es tut mir so Leid, Lars.«
»Ich habe ihnen fürs Erste einen Verwalter besorgt«, fuhr er fort. »Bill Bartons Sohn ist wieder hier und möchte die Farm übernehmen. Deshalb sucht Mike Stead, sein Verwalter, einen neuen Job. Er wird bei Piet anfangen und möglicherweise sogar bleiben, falls sie sich verstehen. Vielleicht kehren ja auch Jan und Lottie zurück, was das Beste wäre. Hier bin ich also. Ohne Arbeit und ohne Perspektive.«
Er trank sein Bier aus. Sarah hatte Mitleid mit diesem ehrlichen, großherzigen Menschen. Wie hatte Hannah so dumm sein können, ihn wegzuschicken, sodass Piet nun ohne seinen vertrauten Freund und Verwalter zurechtkommen musste? Was würde Hannah tun, wenn Viktor – wie Sarah befürchtete – ihrer überdrüssig wurde? Sarahs Gedanken überschlugen sich, doch sie wusste nicht, wie sie sie in Worte fassen sollte.
»Was hast du jetzt vor, Lars?«, fragte sie schließlich.
»Wahrscheinlich gehe ich wieder nach Norwegen.«
»Für immer? Das kannst du doch nicht tun. Du gehörst nach Afrika.«
»Da bin ich nicht mehr so sicher«, erwiderte er trocken. »Jetzt fliege ich erst mal nach Hause. Ich hatte seit drei Jahren keinen Urlaub mehr.«
Das war richtig. Während alle anderen auf Safari gingen, Kurse besuchten oder Geschäftsreisen machten, hatte er stets auf Langani die Stellung gehalten, ohne dass jemand auf den Gedanken gekommen wäre, ihn nach seinen Wünschen zu fragen. Vielleicht würde ein Aufenthalt in Europa ihm ja gut tun. Und womöglich kam Hannah in seiner Abwesenheit wieder zur Vernunft. Sarah ließ Lars kurz im Speisezelt zurück und machte sich auf die Suche nach Allie, die fassungslos den Kopf schüttelte, als sie ihr die Geschichte erzählte.
»Dieses Mädchen ist ja vollkommen übergeschnappt! Allerdings ist sie nicht die Einzige, die auf den einsamen Wolf hereingefallen ist. Seine verwegene Art wirkt leider auf viele Frauen unglaublich anziehend. So eine Gemeinheit! Wir wollen den armen Lars über Nacht hier behalten und ihm helfen, seine Sorgen zu vergessen. Ein Abendessen, ein paar Gläser Whisky und ein Gespräch von Mann zu Mann mit Dan. Bestimmt wird er dankend annehmen.«
Lars schien sich über die Einladung zu freuen. Sein Abschied von Langani war ziemlich überstürzt vonstatten gegangen. Er hatte einfach seine Habe in den Landrover geworfen. Bücher, Kleider und alles, was sich sonst noch während seiner Zeit auf der Farm angesammelt hatte, lag nun ungeordnet auf dem Rücksitz. Da er normalerweise nicht zu spontanen Entschlüssen neigte, machte ihm seine jetzige Lage schwer zu schaffen. Nach dem Essen holte Dan die Whiskyflasche hervor. Bald waren die beiden Männer sturzbetrunken, klopften sich lauthals singend auf den Rücken und schwelgten in Erinnerungen an glückliche Tage. Allie und Sarah wechselten einen Blick und gingen zu Bett. Das Aufräumen konnte auch bis morgen warten.
Am nächsten Morgen brach Lars in aller Frühe auf. Er war zwar verkatert, aber besserer Stimmung und versprach, sich so bald wie möglich zu melden. Zu Sarah sagte er, er wolle zuerst ein paar Tage auf der Farm seines Onkels in Kiambu verbringen und anschließend nach Norwegen fliegen. Wenn er konkrete Zukunftspläne habe, werde er Sarah Bescheid geben. Sie blickte ihm nach und hoffte, dass sie sich wiedersehen würden. Sicher war Piet am Boden zerstört. Am liebsten hätte sie in Langani angerufen, doch dann hätte sie erzählen müssen, dass Lars direkt zu ihr nach Buffalo Springs gefahren war, was Hannah ihr vielleicht übel nehmen würde. Mit einem Seufzer griff sie nach ihrer Kamera. Wahrscheinlich war es das Beste, wenn sie in den Busch fuhr und endlich mit der Arbeit anfing. Schließlich konnte sie auch dabei weiter nachdenken. Also suchte sie ihre Aufzeichnungen zusammen und machte sich mit Erope auf die Suche nach den Elefanten.
Einige Tage später stattete sie der Samburu-Lodge einen Besuch ab, um sich an der Bar ein eiskaltes Bier zu gönnen – eine willkommene Abwechslung von den häufig lauwarmen Getränken aus dem mit Kerosin betriebenen Kühlschrank im Camp. Als sie auf der Veranda stand und das Kommen und Gehen der Touristen beobachtete, fühlte sie sich wie eine richtige Einheimische und war sehr stolz darauf. Später rief sie in Langani an, hatte aber nur Mike Stead, den neuen Verwalter, am Apparat,
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