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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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sich all ihre Torheiten anhören, ohne ein Urteil über sie zu fällen, und sie danach genauso lieben wie bisher.

    Sie hatte das Gefühl gehabt, auf Schritt und Tritt über Lars zu stolpern. Meistens musterte er sie mit steinerner Miene, und manchmal malten sich auch Wut und Schmerz in seinem Gesicht. Sosehr Hannah sich auch bemühte, ihm aus dem Weg zu gehen, gelang es ihr einfach nicht.
    »Er verfolgt mich«, beklagte sie sich bei Piet. »Kannst du ihm nicht sagen, er soll mich in Ruhe lassen ?«
    »Wie verfolgt er dich denn?«, fragte Piet. »Und wann?«
    »Jeden Morgen drückt er sich im Büro herum«, erwiderte Hannah.
    »Er hat morgens im Büro zu tun«, lautete Piets sachlicher Einwand.
    »Außerdem treffe ich ihn in den Lagerhäusern und in der Milchküche. Einfach überall.«
    »Hannah, ihr arbeitet schon seit Jahren zusammen, und das müsst ihr auch weiter tun. Er ist mein Verwalter, verdammt, eine wichtige Tatsache, die du nicht vergessen darfst. Er hat seine Aufgaben, und du hast deine. Also rede nicht ständig über Viktor. Zeig ein bisschen Taktgefühl und sei vernünftig, Schwesterherz. Mach deine Arbeit.«
    Hannah setzte sich ins Büro und versuchte, sich auf die wöchentliche Buchhaltung zu konzentrieren. Doch eines grauen Morgens weigerte sich ihr Verstand schlichtweg, sich mit Zahlen zu beschäftigen, sodass sie es nach einer Stunde aufgab und nach draußen ging, um die Hunde zu rufen. Auf halbem Wege die Auffahrt hinauf begegnete sie Lars, der gerade aus einem Schuppen kam.
    »Wo willst du hin?«, fragte er.
    »Ich dachte, ich mache einen Spaziergang mit den Hunden.«
    »Ich komme mit«, erwiderte er. »Wir müssen miteinander reden.«
    Sie wusste nicht, wie sie seinen Vorschlag ablehnen sollte. Eine Weile schlenderten sie schweigend nebeneinander her.
    »Hast du vor, in nächster Zeit Sarah zu besuchen?«, erkundigte er sich.
    »Nein, momentan möchte ich hier nicht weg. Ich bleibe lieber zu Hause.«
    »Wahrscheinlich, um auf seine Rückkehr zu warten«, entgegnete er. »Damit er weiter mit dir spielen, dir wehtun und einen Keil zwischen uns treiben kann, um dich zu guter Letzt fallen zu lassen.«
    »Mein Gott, Lars, ich weiß nicht, was in dich gefahren ist«, erwiderte sie. »Meine Haltung zu Viktor geht dich überhaupt nichts an. Ich weiß, was du für mich empfindest, aber ich habe dir doch erklärt, dass ich noch nicht bereit dazu bin. Deine Aufgabe ist es, diese Farm zu verwalten, und nicht wie ein Polizist in meinem Privatleben herumzuschnüffeln.«
    »So siehst du mich also!«, gab er zornig zurück. »Als Angestellten, dem du die kalten Schulter zeigen kannst, wenn dein feiner Gigolo aus Nairobi auftaucht und dich in sein Bett zerrt.«
    Sie blieben stehen und starrten sich erbittert an. Selbst die Vögel und Zikaden waren verstummt, und keine Brise regte sich in der stickig-schwülen Luft.
    »Wage es nicht, so mit mir zu sprechen, Lars Olsen!«, schrie sie ihn in heller Wut an. Das Blut rauschte ihr in den Ohren, und ihr Gesicht war zornrot. »Ich bin eine erwachsene Frau und entscheide selbst, was ich mit meinem Leben anfange. Wenn du weiter hier arbeiten willst, musst du das respektieren.«
    »Respektieren? Hast du etwa Respekt vor mir? Nach dem Überfall habe ich versucht, für dich da zu sein, dir an den schlechten Tagen beizustehen und dich zu trösten, wenn du Albträume hattest. Aber offenbar hast du das längst vergessen. In jener Nacht wäre ich fast umgekommen, doch dir ist das egal. Offenbar bin ich dir gleichgültig, Hannah, denn du behandelst mich wie einen Dienstboten. Du hast Recht, es wäre besser, wenn ich ginge, aber ich will Piet nicht im Stich lassen. Und zwar nicht, weil er mein Arbeitgeber ist, sondern mein Freund. Du solltest auch einmal an ihn denken.«
    »Dieses Land gehört mir genauso wie ihm«, entgegnete sie. »Und Verwalter gibt es wie Sand am Meer. Wenn du also vorhast, mich weiter mit deiner schlechten Laune zu behelligen, weil ich einen anderen liebe, solltest du wirklich gehen. Mir wäre es sogar lieber so. Dann würde hier wenigstens wieder Normalität einkehren.«
    Sie bereute die Worte, sobald sie sie ausgesprochen hatte. Erschrocken blickte sie ihm nach, als er kehrtmachte und in Richtung Haus marschierte. Dann pfiff sie die Hunde heran, die sich während des Streits im Schatten eines Busches ausgeruhrt hatten. Sie trotteten auf sie zu, und Hannah spazierte weiter den Hügel hinunter. Sie nahm sich vor, ein klärendes Gespräch mit ihm zu führen,

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