Himmel uber Langani
leicht sein.«
»Und du, mein Kind, solltest nicht stundenlang darüber nachgrübeln, ob Piet dich nun genauso liebt wie das andere Mädchen. Nimm dir, was er zu bieten hat, und freu dich daran. Der Rest wird sich zeigen.« Sie versetzte Sarah einen freundschaftlichen Rippenstoß. »Jeden Tag danke ich Gott dafür, dass ich Dan habe. Ich liebe ihn auch mit seinen Warzen, er ist der Richtige, und ich möchte mein Leben mit keinem anderen verbringen. Aber was richtig guten Sex angeht … Tja, Ende der Predigt.«
Lachend setzten sie ihre Fahrt zum manyatta fort, während die Sonne hoch über ihren Köpfen stand. Sarah betrachtete Allie lächelnd und war froh über das Vertrauen und die Freundschaft, die allmählich zwischen ihnen wuchs. Ich habe die richtige Entscheidung getroffen , dachte sie. Es war gut, nach Kenia zurückzukehren. Piet ist der Mann meines Lebens, ganz gleich, wie lange ich auf ihn warten muss .
Kapitel 23
Kenia, Dezember 1965
S arahs Hände waren feucht, als sie durch das Tor von Langani fuhr. Sie hatte sich Mühe gegeben, nicht ständig an das Wiedersehen mit Piet zu denken, doch nun ließ sich die bange Erwartung nicht mehr verscheuchen. Nach der letzten Kurve kam das Dach des Farmhauses in Sicht. Geißblatt rankte sich die Schornsteine hinauf, und hinter der Rasenfläche erstreckte sich Lotties Garten mit seinen bunt leuchtenden Beeten. Die Hunde liefen dem Wagen entgegen. Hannah stand wartend auf der Vortreppe. Mit Lottie.
»Oh, Lottie! Lottie, was für eine wunderschöne Überraschung!« Sarah versuchte, die beiden gleichzeitig zu umarmen. »Hannah hat mir gar nicht erzählt, dass du wieder zu Hause bist!«
»Sie musste mir schwören, es geheim zu halten.« Lottie schob Sarah ein Stück von sich weg, um sie besser ansehen zu können.
»Und das ist mir auch geglückt.« Hannah freute sich diebisch, dass ihr kleines Täuschungsmanöver gelungen war.
»Ist Jan auch hier?« Doch die Antwort stand Lottie ins Gesicht geschrieben.
»Er will immer noch versuchen, über Weihnachten herzukommen. Oder wenigstens zu Silvester.« Hannahs Lächeln wirkte aufgesetzt.
Veranda und Wohnzimmer waren mit Weihnachtsgirlanden und Lampions dekoriert. Alles wirkte festlich und heimelig, und Sarah erkannte wieder einmal, wie sehr sie dieses gastfreundliche Haus und die Familie liebte, die für sie jahrelang wie ihre eigene gewesen war. Die Hunde umtänzelten sie, und als sie sich bückte, um sie zu begrüßen, wurde sie von zwei starken Armen umfasst.
»Piet!« Bevor sie noch etwas sagen konnte, drückte er sie mit aller Kraft an sich und küsste sie auf den Mund.
»Ist es nicht prima, dass Ma zu Hause ist? Als du angerufen hast, um uns zu sagen, wann du kommst, hätte ich mich fast verplappert.«
»Dann hätte ich ihn ermordet!« Hannah lachte.
»Wir haben Champagner gekauft, um Mas Ankunft zu feiern, doch sie hat darauf bestanden, auf dich zu warten.« Piet schenkte allen ein Glas ein. »Aber jetzt trinken wir auf unsere Zukunft. Auf alle, die zu unserem Erfolg beigetragen haben.«
»Und auf Pa, der bald hier sein wird.« Hannah prostete ihrer Mutter zu.
»Kommt der Bwana auch?« Mwangi war aus der Küche erschienen.
»Er bereitet alles für die Reise vor, Mwangi«, erwiderte Lottie.
»Eeeh!«, rief Mwangi aus, der Laut, mit dem die Kikuyu Freude oder Erstaunen zum Ausdruck brachten. »Wie schön. Ich werde es allen sagen.«
»Es wird mein erstes Weihnachten in Langani sein«, meinte Sarah. »Genau genommen auch das erste, das ich nicht zu Hause verbringe, wo das auch immer momentan sein mag.«
»Zu Hause ist dort, wo deine Familie ist. Bei den Menschen, die du am meisten liebst«, verkündete Lottie. »So wird es immer bleiben, ganz unabhängig von der geografischen Lage. Und jetzt ist dein Zuhause hier bei uns, Sarah. Wir sind deine Familie.«
Während des Mittagessens wurde hauptsächlich über die Lodge und den ngoma gesprochen.
»Piet möchte mittanzen, aber ich finde, weil er so groß ist, sollte er sich den Massai anschließen, nicht den Kikuyu«, sagte Hannah. »Mit ockerfarbener Schminke, Kuhdung in den Haaren und Perlen und Federn wird er sicher sehr gut aussehen. Findest du nicht, Ma? Wie ein waschechter Krieger.«
Lottie lächelte zwar, doch die Falten in ihrem Gesicht verrieten, dass die Belastungen der letzten Zeit ihren Tribut gefordert hatten. Sie wirkte angespannt und niedergeschlagen und schien nicht richtig bei der Sache zu sein. Nach dem Mittagessen ging sie hinaus auf die
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