Himmel uber Langani
ich mich an einer Schauspielschule einschreibe. Lass uns nicht davon reden. Du kannst damit rechnen, dass ich schon bald schön, brillant und berühmt sein werde.«
»Das meiste davon bist du bereits.« Seine Augen verengten sich, als er leicht ihr Handgelenk berührte, und Sarah sah, wie auf Camillas nacktem Arm eine verräterische Gänsehaut erschien. »Jetzt muss ich zu meinen Kunden. Es war nett, dich kennen zu lernen, Sarah. Benimm dich anständig, Camilla. Ich habe meine Spione, also werde dich auch aus der Ferne im Auge behalten. Vielleicht kommst du mit mir zu dieser Weihnachtsfeier im Muthaiga? Meine Kunden werden sicher um diese Zeit ein paar Tage in der Stadt verbringen wollen.«
»Vielleicht.« Ihr Lächeln strafte ihren lässigen Ton Lügen. »Welch eine Überraschung, dass du Piets große Pläne kennst.«
»Wir guten Jungs müssen zusammenhalten. Salaam euch beiden.«
Sarah sah ihm nach, als er wegging. Seine Gliedmaßen schienen viel zu lang zu sein, und seine Bewegungen wirkten schwungvoll und anmutig. Als er außer Hörweite war, wandte sie sich Camilla zu.
»Du hast einen Verehrer.«
»Er ist nur ein Buschbaby.« Camillas Blick folgte ihm, als er in seinen Landrover stieg und davonfuhr. »Auf einem Pferd macht er allerdings eine sehr gute Figur, das muss ich zugeben. Ich habe ihn schon Polo spielen sehen. Noch besser passt er jedoch in eine staubige Klapperkiste mit Allradantrieb irgendwo am Ende der Welt.«
»Er ist viel mehr als das. Intelligent. Begeistert von dem, was er tut. Und er sieht gut aus.«
»Zu dünn und zu blass. Wo er herkommt, gibt es jede Menge von seiner Sorte.«
»Ach, komm schon, Camilla. Du hattest doch gerade Herzklopfen.«
»Ich habe nicht vor, mich von einem Cowboy aus Kenia aus der Bahn werfen zu lassen. Er passt überhaupt nicht in meine Pläne. Lass uns zum Muthaiga Club zurückgehen und schwimmen. Hier ist es viel zu heiß.«
»Liebling.« Marina saß im Wohnzimmer, als sie am späten Nachmittag zurückkamen. »Wir gehen zum Abendessen aus, aber Daddy ist schon früher nach Hause gekommen. Er wird gleich herunterkommen, dann können wir zusammen etwas trinken.«
»Mach dich auf was gefasst«, murmelte Camilla. »Das wird eine Folge der Serie ›Happy Families‹, wie du sie noch nie gesehen hast.«
George Broughton-Smith mixte ihnen Drinks. Das Klirren der Eiswürfel in den Gläsern machte Sarah die Stille im Raum deutlich bewusst. Sie dachte an das Wohnzimmer in Langani, wo alle redeten und lachten und gut gelaunt ihre Meinungen austauschten. Ob Camillas Eltern schon immer so unnahbar gewesen waren?
»Was gibt es Neues in der Schickeria von Nairobi?«, fragte George und sah seine Tochter liebevoll an.
»Alles beim Alten. Wir haben Anthony Chapman getroffen. Er redete über Naturschutz und Geld für Nationalparks. Sein übliches Steckenpferd.«
»Wir brauchen hier solche jungen Männer. Vor allem jetzt.«
»Er ist der Meinung, dass es nach der Unabhängigkeit noch mehr Wilderei und Korruption geben wird«, sagte Camilla.
»Da muss ich ihm leider zustimmen. Ich würde gern das Gegenteil behaupten, aber es gibt bereits überall deutliche Anzeichen dafür.«
»So schlimm wird es schon nicht werden.«
»Natürlich nicht. Aber leider sind Politiker, die neu ins Amt kommen, oft bestechlich. Die Aussicht auf Geldsummen, von denen sie bislang nicht einmal zu träumen wagten, verdreht ihnen leicht den Kopf.«
»Wir wollen doch bei unseren Drinks nicht über Politik reden, George. Es gibt so viele Dinge, die für die Mädchen sicher interessanter sind.« Marina legte für einen kurzen Moment ihre blassen Finger auf Camillas Arm. »Ich habe mir überlegt, ob ihr beide morgen mit mir zum Mittagessen nach Limuru kommen wollt. Würde euch das Spaß machen?«
»Wir haben Saidi gebeten, uns in den Nationalpark von Nairobi zu bringen. Wir wollen dort picknicken. Vielleicht läuft uns sogar ein Löwe oder ein Nashorn über den Weg.«
»Du meine Güte!«, rief Marina aus und verzog das Gesicht wie ein schmollendes kleines Kind. »Ich habe Chantal Dubois von der französischen Botschaft eingeladen, mit uns zu kommen. Sie wollte ihre Tochter mitbringen, die in eurem Alter ist. Ich bin sicher, Sarah würde sich gut mit ihr verstehen.«
»Sarah interessiert sich mehr für wilde Tiere und Leute wie Anthony Chapman«, erklärte Camilla. »Oder die van der Beers.« Sie wandte sich ihrem Vater zu. »Daddy, wie wird die britische Regierung die Farmer entschädigen, deren
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