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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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besucht werden, die sonst nichts zu tun haben. Und danach geht’s weiter mit einem langweiligen Lehrgang, wo man Unterricht in Maschineschreiben, Stenografie, gutem Benehmen und Schminken erhält. Ein Kurs für höhere Töchter, die kurze Zeit als Sekretärin arbeiten wollen, bevor sie heiraten. Schrecklich! Wenn ich damit eine Art Sicherheitsnetz erworben habe, darf ich mich an einer Schauspielschule anmelden.«
    Sarah war verblüfft. »Warum gehst du nicht an die Universität und trittst dort einer Schauspielgruppe bei? Bei Produktionen an Colleges tauchen häufig Talentsucher auf.«
    »Ich habe keine Lust, weitere drei oder vier Jahre Prüfungen abzulegen und Dinge zu lernen, die ich nicht wissen muss.« Camillas Gesicht wirkte gelassen, aber Sarah bemerkte, dass sie die Hände zusammenpresste. »Sie sagen, ich könne nicht erwarten, auf der Bühne Erfolg zu haben, nur weil ich in ein paar Stücken auf der Schule und hier in Nairobi mitgespielt habe. Nicht dass sie jemals gekommen wären, um es sich anzusehen. Nur ein einziges Mal, weil es sich um eine Wohltätigkeitsveranstaltung handelte, die Mutter mitorganisiert hatte.«
    »Nun, ich nehme an, bei ihrem Terminkalender …« Sarah verstummte.
    »Gib dir keine Mühe, Entschuldigungen für sie zu finden. Sie ignorieren meine Ziele, weil sie hoffen, dass ich sie allmählich vergesse oder mich entmutigen lasse. Aber das werde ich nicht. Ich werde eine brillante Schauspielerin sein – das ist alles, was ich mir wünsche.«
    »Wenn du noch einmal mit ihnen darüber sprichst, sehen sie vielleicht ein, dass du dich besser sofort an einer Schauspielschule bewerben solltest.«
    »Sie sehen, was sie sehen wollen. Ich werde meine Zeit nicht mehr damit verschwenden, mich mit ihnen herumzustreiten. Daddy ist enttäuscht, weil ich nicht in den diplomatischen Dienst will, und Mutter interessiert sich nur für meine Heiratschancen. Sie haben mir einen Kompromiss angeboten, mit dem ich leben kann. Und danach kann ich wieder mein Leben in die Hand nehmen.«
    »Aber sie sind deine Eltern. Möglicherweise haben sie nicht begriffen, wie ernst es dir mit der Schauspielerei ist.«
    »Komm schon, Sarah. Meine Wünsche sind ihnen völlig egal. Jetzt lass uns aus dieser Leichenhalle verschwinden und ein wenig Spaß haben.«
    Sie verbrachten den Morgen im Muthaiga Club und faulenzten am Swimmingpool. Sarah lag in der Sonne, sog die Hitze in sich auf und war froh, dem stillen, beklemmenden Haus entronnen zu sein. Camilla trug einen riesigen Hut und saß unter einem Sonnenschirm. Kellner kamen und gingen mit gekühlten Drinks, Snacks und kleinen pinkfarbenen und weißen Zetteln, die Camilla unterschrieb. Eine Reihe von Freunden und Bekannten tauchte auf, um den neuesten Klatsch in Nairobi auszutauschen, Verabredungen für ein Tennisspiel zu treffen und über die gesellschaftlichen Ereignisse zu reden, zu denen sie alle eingeladen waren. Sarah fühlte sich ausgeschlossen und eingeschüchtert von den Gesprächen unter den Hauptakteuren der Partyszene Nairobis. Zur Mittagszeit trank Camilla einige Pimm’s aus großen, vereisten Gläsern, und als sie aufbrachen, stellte Sarah besorgt fest, dass ihre Freundin ein wenig schwankte.
    »Hey, hast du einen Schwips?«
    »Wahrscheinlich. Aber den kann ich heute Nachmittag ausschlafen. Rechtzeitig zur Inspektion, bevor sie abends ausgehen.«
    Der Fahrer stand wie immer zu ihrer Verfügung und beförderte sie in das Zentrum von Nairobi, wo Camilla viel Zeit zu verbringen schien. Auf dem Gehsteig vor dem Thorn Tree Café fanden sie einen freien Tisch und bestellten Eiskaffee. Camilla kannte dort offenbar jeden und schien an allen Aspekten des Lebens ihrer Bekannten interessiert zu sein. Sie erkundigte sich nach Kindern und Enkeln, Geschwistern und Partnern, Golf-Handicaps und Bridgepartien.
    »Wie kannst du dir nur all das merken, was dir deine Freunde und Verwandten erzählen?«, fragte Sarah.
    »Sie alle haben ihre eigene Geschichte, verstehst du? Selbst der langweilige alte Mann mit den gelben Zähnen und dem ausgefransten Buschhemd kann dir ungewöhnliche Dinge erzählen. Ich habe das gelernt, indem ich Vater beobachtete. Es gehört zu seinem Job, und er macht ihn sehr gut. Und so habe ich immer jemanden, mit dem ich mich unterhalten kann.«
    Diese Worte waren ein Eingeständnis ihrer Einsamkeit, und Sarah wandte sich rasch ab, um ihr Mitleid zu verbergen, das sicher nicht erwünscht war. Kurz fuhr ihr der Gedanke durch den Kopf, dass diese

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