Himmel uber Langani
Lottie wollen nicht verkaufen«, erwiderte Camilla. »Und sie glauben nicht, dass sie einen fairen Preis bekommen würden.«
»Es gibt unterschiedliche Ansichten über die Höhe der Ausgleichszahlungen«, räumte George ein. »Und viele Leute sind verärgert darüber, dass die großen Gebiete zwangsverkauft und neu aufgeteilt werden sollen. Dabei geht es um mehr als eine Million Morgen. Ich persönlich glaube nicht, dass man so riesige Farmen in kleine landwirtschaftliche Betriebe aufteilen kann, die rentabel sind. Aber damit wird eine neue Klasse von einheimischen Landbesitzern entstehen. Und dadurch könnten gewalttätige Auseinandersetzungen in Zukunft verhindert werden.«
»Aber Hannah stammt aus einer Burenfamilie, Daddy. Was wird mit ihnen geschehen?«
»Das ist eine komplizierte Sache. Viele von ihnen werden wohl nach Südafrika oder Rhodesien zurückkehren. Andere werden sich um die kenianische Staatsbürgerschaft bemühen. Aber ihre Anträge werden nicht gern gesehen. Die afrikaansen Farmer haben sich in den vergangenen Jahren weder bei den Briten noch bei den afrikanischen Gemeinden beliebt gemacht. Sie haben nie wirklich versucht, sich zu integrieren. Eigentlich so wie die Asiaten, obwohl beide sich gegen diesen Vergleich wehren.«
»Aber könntest du dich über die Situation der van Beers informieren? Herausfinden, ob ihr Besitz von der britischen Regierung aufgekauft werden soll? Vielleicht könntest du dich sogar mit Jan treffen und darüber sprechen, Daddy«, bat Camilla. »Er war so gut zu Sarah und mir. Lottie ist wie eine Mutter für uns. Vielleicht könnten wir sie einladen, wenn sie das nächste Mal in Nairobi sind.«
»Wir haben wirklich keine Zeit, mit deinen Bekanntschaften von der Farm zu verkehren, Camilla.« Marinas Augen funkelten eisig. »Dein Vater ist ohnehin schon viel zu beschäftigt. Ich bin sicher, dass es dafür offizielle Möglichkeiten gibt, Liebling, und denke nicht, dass wir uns einmischen müssen.«
»Mutter, den van der Beers verdanke ich eine wunderschöne Schulzeit. Sie haben Sarah und mich behandelt wie Töchter. Immer wenn ich auf der Farm war, fühlte ich mich zu Hause. Als Teil der Familie. Einer Familie, wie du sie dir nicht einmal vorstellen kannst.«
Marina blinzelte und hob die Hand an das Gesicht, als sei sie geohrfeigt worden. »Deine Familie ist hier, Camilla. Wir haben unsere eigenen Traditionen.«
»Wir beide sind den van der Beers sehr dankbar für ihre Gastfreundschaft dir gegenüber«, meinte George. »Ich werde versuchen, mich über die Situation in dieser Gegend kundig zu machen. Aber jetzt sollten wir uns auf den Weg machen, Marina.«
Sarah atmete erleichtert auf, als sie das Haus verließen. Sie sehnte sich danach, diesen Besuch hinter sich zu bringen und in die Normalität ihres eigenen Heims zurückzukehren. Nach dem Abendessen spielten die Mädchen im Wohnzimmer eine Partie Scrabble, bei der Sarah wieder lachen konnte.
»Ein typischer lustiger Abend bei den Broughton-Smiths.« In Camillas Stimme schwang Resignation mit. »Mutter lebt in einer Fantasiewelt, zu der mein armer Daddy keinen Zugang findet. Vielleicht ist das auch gut so. Wenn sie mit dem wirklichen Leben konfrontiert wäre, würde sie möglicherweise völlig zusammenbrechen.«
»Ihr scheint euch nicht besonders gut miteinander unterhalten zu können«, meinte Sarah vorsichtig.
»Eines habe ich mir geschworen.« Camilla stand abrupt auf, und Sarah sah, dass sie die Hände zu Fäusten ballte. »Ich schwöre, ich werde niemals werden wie sie. Niemals. Ich werde alles nur Erdenkliche tun, um ganz anders zu werden. Komm, lass uns schlafen gehen.«
Als sie das Scrabble-Spielbrett aufräumten, hörten sie, wie die Haustür aufgeschlossen wurde.
Aus der Eingangshalle drang Stimmengemurmel zu ihnen. »Still«, flüsterte Camilla. »Sonst werden wir noch einmal in eine Auseinandersetzung hineingezogen.«
»Ich werde mir noch einen Brandy genehmigen«, sagte George. »Möchtest du mir Gesellschaft leisten?«
»Vielleicht. Wenn du aufhörst, mir Vorträge zu halten.«
Sie gingen in das Arbeitszimmer und ließen die Tür offen. So hatten Camilla und Sarah keine Möglichkeit, unbemerkt die Treppe hinaufzusteigen.
»Ich halte dir keine Vorträge, Marina. Unserer Tochter sind ihre Freundinnen sehr wichtig, und das hast du offenbar noch nicht ganz begriffen«, sagte George beschwichtigend. »Ich finde, du solltest nicht so geringschätzig über die van der Beers reden. Es war dir sehr
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