Himmel uber Langani
Lage fühlte, ein vernünftiges Gespräch zu führen, ging sie in ihr Zimmer, holte ihre Kamera und zog mit den anderen beiden Hunden los, um ein paar Fotos zu machen.
Der Tag schleppte sich dahin, und eine langweilige Stunde folgte auf die andere. Sarah fühlte sich an die Zeit erinnert, als sie im Internat auf die Ankunft ihrer Eltern gewartet hatte. Es war wie damals, vor so vielen Jahren, als sie Lottie mit ihrer Mutter verwechselt und damit die Kette von Ereignissen ausgelöst hatte, denen sie den heutigen Tag verdankte. Nun wurde sie von Piet geliebt und würde seine Frau werden. Heute Abend würde er sich melden. Vielleicht kehrte er ja auch früher zurück oder schlug ihr vor, doch nachzukommen. Sarah konnte die untätige Warterei fast nicht mehr ertragen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die Sonne hoch am Himmel stand, wo sie am Mittag schier endlos verharrte, um dann, viel langsamer als gewöhnlich, in Richtung Horizont zu gleiten. Als es fünf Uhr wurde, wich Sarah nicht mehr vom Telefon, um sofort zum Hörer greifen zu können. Aber es schwieg beharrlich.
Bei Sonnenuntergang erschien Lottie mit einer Pflanze in einem Tontopf. »Schau, Sarah … Ich habe Ableger davon eingesetzt, und sie sind gerade aufgeblüht. Ich stelle sie auf die Veranda vor dein Zimmer. Weißt du noch?«
Sarah berührte die drei Blüten, eine weiß, die andere hellblau und die dritte violett, und nickte lächelnd.
»Gestern, heute und morgen. Drei verschiedenfarbige Blüten auf einem Busch. Sie haben dich stets an Hannah, Camilla und mich erinnert. Sie sind wunderschön und duften himmlisch.« So glücklich sie auch war, empfand sie doch einen Anflug von Bedauern. »Ich wünschte, Camilla wäre bei uns, damit es wieder so wird wie früher, als wir alles miteinander geteilt haben.«
»Sie ist fort, Liebes. Zumindest für den Augenblick. Hoffentlich wird das arme Mädchen irgendwann einmal sein Glück finden. Aber ich fürchte, sie wird es nicht leicht haben.«
Sarah nahm den schweren Blumentopf und stellte ihn auf den Couchtisch. Im Schein der scharlachroten Abendsonne sah es aus, als würde der Busch inmitten eines Feuers leuchten.
»Ein brennender Busch«, murmelte Sarah. Eine Wolke schob sich vor die untergehende Sonne, und plötzlich wurde es dämmrig im Raum. Unwillkürlich erschaudernd, warf Sarah einen Blick auf die Uhr. »Lottie, hättest du etwas dagegen, wenn ich die Lodge anfunke? Piet wollte sich um fünf melden, hat es aber nicht getan. Vielleicht hat er ja beschlossen zurückzukommen, sodass wir heute Abend ein Gedeck mehr auflegen müssen.«
»Aber natürlich, mein Kind.« Lottie lächelte, und ein wissender Blick malte sich in ihren Augen. »Geh nur und sprich mit deinem Liebsten. Ich werde in der Küche mit Kamau das Abendessen planen. Du kannst mir ja Bescheid geben, ob er kommt oder nicht.«
Nachdem sie fort war, griff Sarah zum Hörer. Ungeduldig trommelte sie mit den Fingern auf den Tisch, während sie darauf wartete, dass in der Lodge abgehoben wurde. Es knisterte zwar in der Leitung, aber offenbar war niemand da. Sarah verstand die Welt nicht mehr. Er musste doch inzwischen dort sein, um die Beleuchtung einzuschalten und sie zu testen. Sie legte auf und machte sie auf die Suche nach Hannah, doch sie traf nur Anthony an, der gerade ein dickes Buch über Raubvögel las.
»Piet hat mir versprochen anzurufen, doch er hat nichts von sich hören lassen. Als ich es vor ein paar Minuten in der Lodge versucht habe …« Sarah bekam das Gefühl, dass sie es mit ihrer Besorgnis übertrieb. Gewiss machte sie aus einer Mücke einen Elefanten.
»Du kannst es wohl nicht erwarten, die Stimme deines Geliebten zu hören?« Anthony grinste nachsichtig. »Wahrscheinlich ist er auf dem Weg hierher. Er wollte die Zäune rings um die Lodge und die Lagerschuppen kontrollieren, die letzte Woche von einem Elefanten niedergetrampelt worden sind. Probier es doch in einer halben Stunde noch einmal.«
»Du hast Recht. Ich schaue, ob ich Hannah helfen kann.« Als sie den Weg zur Milchküche entlangging, kam Hannah gerade mit ihrem Laster um die Ecke.
»Hallo!«, begrüßte sie sie fröhlich. »Möchtest mit mir zum Haus zurückfahren?«
»Piet wollte sich um fünf per Funk melden«, sagte Sarah. »Als ich es versucht habe, hat niemand abgehoben. Es müsste doch jemand dort sein, richtig? Simon, Kipchoge oder der Nachtwächter.«
In dem Versuch, sich zu überzeugen, dass sie sich grundlos mit Sorgen zermürbte, umfasste
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