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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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sie fest die Tür des Jeeps und zwang sich zur Ruhe. Schließlich durfte sie sich nicht aufführen wie ein albernes Schulmädchen. Hannah, die sie am Arm berührte, spürte Sarahs Angst, hielt sie jedoch für völlig aus drer Luft gegriffen.
    »Komm schon, Sarah, Kopf hoch. Wahrscheinlich sitzt er mit Kipchoge oben auf seinem Berg, philosophiert und verzehrt sich vor Sehnsucht nach dir. Ich muss ein paar Sachen ins Büro bringen, dann probieren wir es noch einmal am Funk. Aber zermartere dir nicht das Hirn. Oft kriegt man einfach keine Verbindung.«
    Zurück im Haus, ging Sarah ins Wohnzimmer und zwang sich stillzusitzen, während Mwangi das Kaminfeuer anzündete und ihr einen Tee anbot. Zwanzig Minuten später erschien Hannah und machte sich am Funktelefon zu schaffen. Die Leitung knisterte zwar, aber niemand meldete sich.
    »Müsste jetzt nicht endlich jemand da sein? Es ist doch schon dunkel.« Sarah bemühte sich um einen ruhigen Ton. »Glaubst du, sie könnten in Schwierigkeiten stecken?«
    »Anthony«, meinte Hannah mit besorgter Miene. »Ich weiß, dass es albern klingt, und Sarah übertreibt bestimmt, aber manchmal hat sie so einen sechsten Sinn. Eigentlich müsste der Nachtwächter im Haus sein, auch wenn Piet noch etwas zu erledigen hat. Ich habe ihm selbst beigebracht, wie man das Funkgerät bedient.«
    »Möglicherweise hatten sie eine Panne mit dem Landrover und brauchen jetzt Hilfe, um die Karre wieder flott zu kriegen«, erwiderte Anthony. »Ich trommle ein paar watu zusammen und fahre hin.«
    »Ich komme mit«, verkündete Sarah entschlossen.
    »Ich auch«, sagte Hannah.
    »Anthony, nimm ein Gewehr mit! Nur für alle Fälle.« Lottie stand in der Tür.
    Achselzuckend öffnete Anthony den Waffenschrank und holte ein Gewehr und einen Revolver heraus. Nun, da es losgehen sollte, befürchtete Sarah, sie könnte die anderen grundlos aufgeschreckt haben. Piet würde ziemlich wütend werden. Allerdings war sie froh, dass Hannah ihre Befürchtungen ernst nahm. Anthony hingegen hielt Sarah eindeutig für übergeschnappt. Ein Opfer des Liebeswahns. Doch das kümmerte sie nicht, solange sie nur endlich aufbrachen.
    Die Nacht war klar, und der Vollmond ging auf, als sie das letzte Stück Weg zur Lodge entlangholperten. Dort brannte kein Licht. Anthony drückte drei Mal kräftig auf die Hupe, um das Personal herbeizurufen, aber nichts rührte sich. Also sprang er aus dem Wagen, drückte den beiden Farmarbeitern Taschenlampen in die Hand und befahl ihnen, ihm hinter das Gebäude zu folgen. Kurz darauf war er zurück.
    »Der Landrover ist weg«, meldete er. »Hier stimmt etwas nicht. Piet ist noch nicht zurück, und auch sonst scheint niemand da zu sein.«
    Inzwischen hatte er das Gewehr geladen. Hannah sprang, den Revolver in der Hand, aus dem Wagen. Sarah stolperte mit zitternden Knien hinter den beiden her. Vor Angst konnte sie keinen klaren Gedanken mehr fassen. Rasch durchquerten sie die Empfangshalle und leuchteten mit ihren Taschenlampen in jeden Winkel und hinter die Theke. Nichts war zu hören. Die Aussichtsplattform lag in Dunkelheit, und auch die Flutlichter, die sonst die Wasserstelle beleuchteten, brannten nicht. Das ganze Haus wirkte verlassen. Sarah spürte, wie ihr das Herz bis zum Halse schlug. Ihr Atem ging stoßweise. Noch einmal suchten sie Gaststube, Speisesaal, Küche und Lagerräume ab und entdeckten dabei, dass sämtliche Leitungen, auch die des Funktelefons, durchgeschnitten waren.
    »O Gott, bitte mach, dass es ein Irrtum war.« Sarah konnte die Angst, die in ihr aufstieg, nicht mehr unterdrücken und murmelte ein verzweifeltes Gebet. »Bitte mach, dass ich mich blamiert habe. Bitte, lieber Gott, lass ihn jetzt ankommen und fragen, was zum Teufel wir hier treiben. Er soll ruhig wütend auf mich sein. Bitte, gib ihn mir zurück. Es darf ihm einfach nichts zugestoßen sein.«
    Sie stürmte zurück zur Aussichtsplattform und spähte angestrengt nach unten in die Dunkelheit. Kurz glaubte sie, am Wasserloch eine Bewegung bemerkt zu haben, und beugte sich vor. In diesem Moment legte sich ihr eine Hand von hinten schwer auf die Schulter. Mit einem Aufschrei fuhr sie herum und stand vor Kipchoge, der die weit aufgerissenen Augen verdrehte und ihre Schulter mit eisernem Griff umklammerte. Dann bewegte er die Lippen und stieß ein gurgelndes Geräusch aus. Blut quoll hervor, und der Mann stürzte Sarah zu Füßen.
    »Kipchoge! Kipchoge! O mein Gott, Kipchoge, antworte doch! Wo ist Bwana Piet?

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