Himmel uber Langani
gesessen.«
»Anthony ist der ewige Pfadfinder, der ohne Heldentaten und Abenteuer nicht leben kann. Er hat zwar Erfolg bei den Frauen, schafft es aber nicht, sich wirklich auf eine Partnerin einzulassen.«
»Vielleicht ist er noch nicht bereit dazu. Irgendwann wird der richtige Zeitpunkt schon kommen.«
»Ich glaube, er wird nie erwachsen werden«, entgegnete Piet. »Er denkt nicht weiter als bis zu seiner nächsten Expedition in den Busch, wo seine watu nicht mehr von ihm verlangen als Schutz und Entlohnung. Seine Gäste bezahlen ihn gut, und von manchen Frauen kriegt er sogar was dafür, dass er mit ihnen ins Bett geht. Für einen ewigen Peter Pan ist das doch ideal.«
»Solange er nicht die Gefühle einer Frau mit Füßen tritt. Dann fließen nämlich Tränen«, wandte Sarah ein.
»Deshalb sollte er sich das Foto, das du von ihm und Camilla gemacht hast, einmal näher ansehen. Vielleicht begreift er dann endlich, was sie ihm zu bieten hat. Aber er war zu beschränkt, es zu sehen, und hat sie gehen lassen. Die beiden würden großartig zusammenpassen. Sie könnte seine Gäste um den Finger wickeln und dafür sorgen, dass es in seinen Zeltlagern etwas stilvoller und komfortabler zugeht. Dort fehlt eine weibliche Hand. Anthony ist ein netter Kerl, aber auch ziemlich oberflächlich. Er merkt es gar nicht, wenn andere Menschen ihm ihr Vertrauen schenken.«
»Hättest du dich unter diesen Umständen anders verhalten, Piet? Hättest du mit beiden Händen zugegriffen?« Im nächsten Moment bereute sie, diese Frage gestellt zu haben. Es war Wahnsinn, ihr Glück aufs Spiel zu setzen, nur um Camillas Schatten zu vertreiben.
Er musterte sie nachdenklich. »Mich hat sie nie so angesehen«, erwiderte er schließlich. »Es gab keine unsichtbaren Fäden zwischen uns. Zu lange habe ich für sie geschwärmt wie ein Schuljunge und nicht begriffen, wie oberflächlich sie ist. Darin gleicht sie Anthony. Vielleicht ähneln sie sich ja zu sehr, um gut füreinander zu sein, und werden niemals herausfinden, was sie wirklich glücklich macht oder ob sie überhaupt in der Lage sind, Glück zu empfinden. Schade, dass sie nicht versucht haben, einander zu ergänzen.«
»Glaubst du, dass es einen Menschen gibt, der nur für dich bestimmt ist? Jemanden, mit dem allein du dir ein gemeinsames Leben aufbauen kannst?«, fragte sie.
Er nickte lächelnd. »Aber natürlich.«
»Ich auch«, sagte sie. »Und ich denke, dass Anthony und Camilla Seelenverwandte sind. Sie hat es bemerkt, er nicht. Ich wünschte, er hätte sie besucht, statt nur hin und wieder anzurufen oder ihr eine Postkarte zu schicken. In Samburu waren sie ein Herz und eine Seele. Ich dachte, sie wären verliebt. Doch dann hat er offenbar kalte Füße bekommen.«
Piet musterte sie forschend und nickte. »Ja. Er sollte sich auf die Suche nach ihr machen. Doch er fürchtet sich davor, seine Freiheit zu verlieren und sich zu binden. Allerdings wäre es gut für ihn, wenn er jemanden hätte, dem er wirklich etwas bedeutet. Außerdem ist Freiheit an sich nicht der Weisheit letzter Schluss. Aber er führt sich auf wie ein brünstiges Männchen. Mann, was für ein Glück, dass mir rechtzeitig die Augen aufgegangen sind! Ich habe die Frau gefunden, die zu mir passt. Und es ist noch viel schöner und wunderbarer als in meinen kühnsten Träumen.«
Er zog sie vom Stuhl hoch und küsste sie.
»Störe ich euch? Ich soll dir von Simon ausrichten, dass alles fertig ist.« Anthony stand in der Tür. Sarah stützte sich auf die Stuhllehne, und ihre Augen wirkten verschleiert, als sie Piet am Arm berührte.
»Musst du jetzt unbedingt weg?«
»Ja. Aber ich melde mich heute Abend per Funk.«
»Könnte ich nicht …?« Ihr Blick war flehend.
»Abwesenheit erhöht die Vorfreude, wie es so schön heißt«, meinte Piet lachend. »Wir reden heute Abend. So gegen fünf, vielleicht auch schon früher, falls alles mit den Außenarbeiten klappt. Ehrenwort.«
Nachdem er sie noch einmal geküsst hatte, ging er hinaus und pfiff nach seinem Lieblingshund, einem riesenhaften Rhodesian Ridgeback, der sofort hinten in den Landrover sprang. Sarah stand auf der Schwelle und blickte dem Wagen nach, der sich immer weiter entfernte und schließlich in einer Staubwolke verschwand. Nun würde sie anfangen, die Stunden bis zum Sonnenuntergang zu zählen und auf seinen Funkspruch zu warten. Vielleicht würde er seine Meinung auch ändern und sie bitten, zu ihm in die Lodge zu kommen. Da sie sich nicht in der
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