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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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Scheiterhaufen. Die Flammen schlugen so hoch empor, dass die Trauergäste zurücktreten mussten, als ein orangeroter Feuerball in den afrikanischen Morgen aufstieg. Die Männer der Kikuyu stimmten ein kehliges Summen an, unterbrochen von Schreien, die den Rufen von Wildtieren ähnelten. Die Stimmen der Frauen erhoben sich zu einem lang gezogenen Klagelaut. Eine Gruppe Massaihirten trat vor, um zeremonielle Speere und Schilde ins Feuer zu legen. Auf ein Zeichen von Hardy feuerten die askari einige Salutschüsse ab. Auf einmal fielen Sarah bruchstückhaft die Zeilen eines Psalms ein, den sie in der Schule gelernt hatte, und ihre Stimme übertönte laut und klar das Brausen der Flammen.

    »Denn meine Tage vergehen wie Rauch, meine Glieder brennen wie Feuer. Versengt wie Gras und verdorrt ist mein Herz, da ich unterließ, mein Brot zu essen. Vor lautem Stöhnen klebt mir die Haut an den Knochen. Ich gleiche der Dohle in der Wüste, bin wie eine Eule in den Ruinen … Ja, Staub muss ich essen wie Brot und meinen Trank mit Tränen mischen … denn du hast mich aufgehoben und niedergeworfen. Meine Tage sind wie der ausgedehnte Abendschatten, und ich muss wie Gras verdorren … Mein Gott, mein Gott, warum hast du uns verlassen?«

    Sie standen zusammen auf dem Berg, bis die letzte Glut verglommen war und nur noch Asche übrig blieb. Auf ein Zeichen von Juma löschten seine Männern das Feuer mit Sand und Erde. Während letzte Rauchsäulen in den Himmel emporstiegen, zog die Prozession den Berg hinunter.

Kapitel 26
    London, Dezember 1965
    I ch möchte nicht über Weihnachten in London bleiben.« Den Tränen nah sah Marina ihren Mann an und biss sich auf die Lippe. »Es ist mir zu anstrengend, George. Ich bin entsetzlich müde. Ich wusste ja gar nicht, dass man so müde sein kann. Bei meiner Entlassung nach Hause war ich so froh und habe mich gefühlt, als könnte ich Bäume ausreißen. Aber nachdem wir heute Besuch hatten, ist mir klar geworden, dass mir die Kraft fehlt, um mich mit anderen Leuten zu unterhalten. Ich möchte mich nicht mehr mit Freunden treffen. Ich sehe zum Fürchten aus und kann die erschrockenen und mitleidigen Blicke nicht mehr ertragen. Bitte, George, lass uns morgen nach Burford fahren und dort bis Silvester bleiben.« Ihre Lippen zitterten, und ihre Hand umklammerte die seidene Steppdecke.
    Camilla setzte sich auf die Bettkante. »Mutter, wir können uns nicht einfach aufs Land flüchten. Wie Daddy schon sagte, ist alles geplant.«
    »Du kannst doch alle anrufen und ihnen mitteilen, dass ich mich nicht wohl fühle. Schließlich sind es unsere engsten Freunde. Sie werden Verständnis haben, mein Kind.«
    »Darum geht es nicht«, widersprach Camilla. »Dr. Ward meinte gestern, dass du nur deshalb nach Hause darfst, weil hier deine ärztliche Versorgung sichergestellt ist. In Burford wäre das zwei Tage vor Weihnachten nicht mehr zu organisieren.«
    Marina setzte sich auf und lächelte. »Ich weiß, mein Kind. Aber ich habe mir schon alles überlegt. Edward könnte uns begleiten.« Ihr Tonfall war triumphierend wie der eines Kindes, was ihrer Tocher nicht entging.
    »Sicher hat Edward über Weihnachten schon etwas anderes vor«, wandte Camilla ein. »Außerdem haben wir gar kein Zimmer für ihn.«
    »Er könnte im Bear wohnen«, schlug Marina vor.
    »Wir dürfen doch nicht von Edward erwarten, dass er das Weihnachtsfest in einem scheußlichen Zimmer über einer Gaststube in Burford verbringt. Das ist absurd. Also sagen wir den Gästen morgen ab und verbringen ein ruhiges Weihnachtsfest zu dritt.«
    »George, bitte, mir zuliebe.« Marina wandte ihrem Mann ihr hübsches Gesicht zu und bedachte ihn mit einem tragischen Blick. »Bitte. Ich möchte an unserem letzten Weihnachtsfest nicht in dieser Wohnung sein. Ich halte es in der Stadt nicht mehr aus. Sie macht mich ganz nervös und ängstlich. Dieser Lärm, das Durcheinander, die Hetze und die vielen Busse und Autos, die vorbeirasen! Sicher kann mir das hier drinnen eigentlich nichts anhaben, aber ich fürchte mich trotzdem. Ich sehne mich nach einem ruhigen, friedlichen Ort. Bitte, George.« Marina brach in Tränen aus.
    »Ich koche Tee«, sagte Camilla.
    Obwohl sie großes Mitgefühl mit ihrer Mutter hatte, ärgerte sie sich gleichzeitig über Marinas Fähigkeit, Druck auf ihre Mitmenschen auszuüben. Selbst im Angesicht des Todes und kaum noch in der Lage, sich auf den Beinen zu halten, versuchte sie, über das Leben und Denken ihres Umfelds zu

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