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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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verheiratet war? Und wenn ja, wo war seine Frau heute Abend gewesen? Am nächsten Morgen schlief sie aus, was sie seit Jahren nicht mehr getan hatte. Als sie aufstand, waren Elena und Sergio schon ins Restaurant aufgebrochen. Während sie überlegte, ob sie den Vormittag nützen sollte, um sich im Garten zu entspannen, klopfte das Hausmädchen an die Tür.
    »Ein Herr ist für Sie am Telefon, Madam«, meldete sie.
    Lotties Stimmung verdüsterte sich schlagartig. Sicher war es Jan, zurück von seinem Ausflug mit Kobus, der nun tobte, weil sie nach Johannesburg gefahren war und ihm nur eine knappe Nachricht und das Flugticket auf dem Küchentisch hinterlassen hatte. Außer ihm wusste ja niemand, wo sie sich aufhielt. Sie machte sich auf ein unangenehmes Gespräch gefasst.
    »Carlotta? Ich bin es, Mario.«
    Lottie rang nach Atem und fühlte sich plötzlich sehr verlegen. »Mario? Ich fürchte, Sergio und Elena sind nicht da. Sie sind schon früh ins Restaurant gefahren.«
    »Ich weiß. Ich habe bereits mit ihnen gesprochen. Eigentlich wollte ich vorschlagen, dass wir zu viert zu Mittag essen, aber sie haben keine Zeit. Also habe ich mich gefragt, ob Sie vielleicht Lust hätten. Oder haben Sie schon etwas vor?«
    »Nein, nein, das heißt, ja. Tja, ich weiß nicht. Ich wollte um die Mittagszeit ins Restaurant, um vielleicht auszuhelfen. Aber es könnte sein, dass ich nur im Weg herumstehe …« Sie kam sich ziemlich albern vor.
    »Warum gehen wir dann nicht in ein nettes Lokal?«
    Er fuhr mit ihr zu einem hübschen Hotel mit einer blumengeschmückten Terrasse, wo sie sich in die Sonne setzten und Wein tranken. Sie erzählte ihm von Langani, dem tragischen Tod ihres Sohns und Hannahs starrsinniger Weigerung, die Farm zu verlassen. Als ihr die Tränen in die Augen traten und er sie eindringlich ansah, wusste sie, dass mehr als gewöhnliche Anteilnahme dahinter steckte.
    »Haben Sie Familie, Mario?« Sie lächelte ihn an und bemerkte, dass seine Miene sich verfinsterte.
    Schweigend füllte er ihre Weingläser nach. »Sie kennen meine Geschichte also nicht?«, fragte er dann.
    Lottie schüttelte den Kopf und bereute, dieses offenbar heikle Thema angeschnitten zu haben.
    »Ja, ich war verheiratet. Ich hatte eine Frau und eine Tochter. Damals besaß ich ein Restaurant in Kapstadt. Meine Tochter wollte gerade mit dem Studium beginnen, und meine Frau fuhr mit ihr zu einem Treffen mit ihrem Tutor an der Universität. Es war Tag der offenen Tür für die Eltern der neuen Studenten, aber ich konnte sie nicht begleiten. Das Restaurant war für eine große Hochzeitsfeier reserviert, und wir hatten viel zu tun. Jedenfalls hielt ich es damals für wichtig. Und dann erschien die Polizei und teilte mir mit, die beiden seien tot.«
    Mit einem mitfühlenden Ausruf griff Lottie nach seiner Hand.
    »In diesen wenigen Minuten ist auch meine Zukunft gestorben. Sie wurde zermalmt wie das Auto, in dem sie saßen. Der Lastwagenfahrer war betrunken, und Angela hatte keine Chance, ihm auszuweichen. Die einzige Gnade war, dass sie sofort tot waren und nicht leiden mussten. Doch niemand wird je erfahren, was sie in jenen letzten Sekunden dachten. Ich habe mir immer wieder vorgestellt, wie sie sich gefühlt haben müssen, als der Lastwagen immer näher kam, ohne dass es ein Entrinnen gab. Ich musste sie identifizieren. Angela war nicht mehr zu erkennen. Ihr Gesicht …« Er hielt inne. »Aber Paola hatte nur innere Verletzungen erlitten und sah so wunderschön aus, ein hübsches Mädchen an der Schwelle zum Erwachsenwerden.« Er blickte in die Ferne. »Sie haben mir noch etwas zugerufen, als sie an jenem Morgen das Restaurant verließen. Aber weil ich gerade mit den Speisekarten beschäftigt war, weiß ich nicht mehr, was ich geantwortet habe. Es waren meine letzten Worte zu ihnen, und ich kann mich nicht erinnern.«
    »Mario«, flüsterte Lottie. »Ich weiß, wie das ist.«
    »Das mit den letzten Worten habe ich noch niemandem erzählt. Nur Ihnen, weil Sie diese schmerzliche Erfahrung selbst gemacht haben. Sie sind eine schöne Frau, Carlotta. In jeglicher Hinsicht.« Er betrachtete sie. »Es ist, als würde ich Sie schon seit vielen Jahren kennen. Möchten Sie über Jan sprechen?«
    Lottie schüttete ihm ihr Herz aus, beschrieb ihm ihr müseliges Leben in Rhodesien und schilderte schonungslos ihre Gefühle für ihren Mann, der immer mehr in seiner Verzweiflung und Trauer versank, ohne einen Gedanken an sie oder ihre gemeinsame Zukunft zu

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