Himmel uber Langani
ist besser so.«
Eine Weile standen sie noch eng umschlungen da, flüsterten einander Koseworte zu und prägten sich jede Falte im Gesicht, jede Rundung des Körpers und jede Hebung und Senkung der Stimme ihres Gegenübers ein. Dann rief Lottie die Rezeption an und bestellte ein Taxi.
Nun zog sie sich in dem weißen sterilen Krankenzimmer in Bulawayo einen Stuhl heran, setzte sich wieder neben ihren Mann und versuchte, nicht daran zu denken, wie glücklich und erfüllt sie sich in Marios Armen gefühlt hatte. Was hatte sie sich bloß dabei eingebildet? Für diese Ferienliebelei konnte es kein glückliches Ende geben. Er würde nach Italien zurückkehren und die Erinnerung an ihre gemeinsamen Tage als amüsantes Zwischenspiel zu den Akten legen. Für ihn war es sicher nur eine vorübergehende Ablenkung von seiner Trauer und Einsamkeit gewesen. Schließlich hatte sie sich aus freien Stücken auf die Affäre eingelassen, ohne an das unvermeidliche Ende zu denken. Nun musste sie alles vergessen und sich um ihren Mann kümmern. Es war vorbei.
Sie nahm Jans Hand. »Ich bin da, Janni«, sagte sie. »Möchtest du noch einen Schluck Wasser?«
Er wandte den Kopf, und seine Finger schlossen sich um ihre. Wie Handschellen. Sie zwang sich zu einem Lächeln, als er die Augen aufschlug.
Kapitel 29
Kenia, Februar 1966
S arah war erleichtert, endlich in Buffalo Springs zu sein. Die Niedergeschlagenheit, die sich so hartnäckig gehalten hatte, schien in der Nachmittagshitze endlich zu verfliegen, und sie fühlte sich wie von einer Zentnerlast befreit. Jetzt konnte sie beginnen, sich an ihre neue Lebenssituation zu gewöhnen, denn sie war nun nicht mehr gezwungen, ihre Mitmenschen wie rohe Eier zu behandeln, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen und ihre wahren Gedanken zu verheimlichen. Dan hatte sie in Nanyuki abgeholt. Mitgefühl malte sich auf seinem mageren Gesicht, als er sie mit einem festen Händedruck begrüßte.
»Ich werde dich mit Fragen verschonen«, meinte er. »Denn ich weiß, dass die Antworten zu wehtun würden. Aber ich möchte dir sagen, dass Allie und ich alles tun werden, um dir zu helfen. Du brauchst nur den Mund aufzumachen.«
Sarah nickte und presste die Lippen zusammen, um ein Schluchzen zu unterdrücken, als sie neben ihm im Landrover Platz nahm. Allie erwartete sie schon im Camp und umarmte Sarah wortlos und mit Tränen in den Augen. Dan legte ihr den Arm um die Schultern, schob sie zu einem Lehnsessel und schenkte ihr einen ordentlichen Drink ein. Die Briggs’ schwiegen, um Sarah die Möglichkeit zu geben, sich zu fangen.
»Willst du darüber reden?«, erkundigte sich Allie nach einer Weile. »Oder verschieben wir das auf ein andermal?«
»Lieber später. Heute schaffe ich es noch nicht. Aber danke. Erzählt mir lieber, was während meiner Abwesenheit hier los war«, erwiderte Sarah, nachdem sie die Sprache wiedergefunden hatte.
Sie unterhielten sich über die nächste Phase ihrer Arbeit und die Verhandlungen, die Dan vor kurzem mit den Geldgebern in Nairobi geführt hatte. Dann holte Sarah ihre Mappe heraus. Gemeinsam betrachteten sie die jüngsten Fotos von den Elefanten und wählten die Bilder aus, die den inzwischen fast fertigen Jahresbericht illustrieren sollten. Dan würde einen Vortrag vor dem Vorstand der African Wild Life Federation halten, die die Briggs’ schon seit drei Jahren finanziell unterstützte. Die Bewilligung der Mittel für das nächste Jahr hing zum Großteil von dieser Präsentation ab.
» National Geographic hat uns Gelder in Aussicht gestellt.« Allies Augen funkelten stolz. »Sie wollen jemanden schicken, der sich unser Projekt ansieht. Das wäre prima für alle Seiten. Wir profitieren von der zusätzlichen Finanzspritze, während Dan durch einen Artikel in dieser Zeitschrift endlich den Bekanntheitsgrad erreicht, den er verdient. Vielleicht wollen sie ja auch ein paar von deinen Fotos drucken, Sarah. Das wäre doch wundervoll.«
Den Nachmittag verbrachte Sarah damit, Dans und Allies Aufzeichnungen zu lesen und ihre Notizbücher und Kameras für den nächsten Tag vorzubereiten. In den nächsten Wochen wollte Allie mit Sarah eine neue Elefantenfamilie beobachten, damit sie lernte, die Tiere anhand individueller Merkmale und Verhaltensweisen zu unterscheiden. Nach dem Essen kehrte Sarah in ihre Hütte zurück, öffnete ihren Koffer und begann, Kleidungsstücke und Bücher an ihre angestammten Plätze zu räumen. Als sie Stifte und Notizbücher in der
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