Himmel uber Langani
habe Marina gebeten, ihr etwas auszurichten. Aber vielleicht hat sie das ja nicht getan.«
»Marina leidet an Leukämie«, erwiderte George. »Sie ist sehr tapfer. Camilla hat sich aufopferungsvoll um sie gekümmert. Deshalb ist sie nicht hergeflogen, als sie von Piets Tod erfuhr. Es ist ihr schwer gefallen, diese Entscheidung zu treffen, aber Marina war sehr schwach, und wir glaubten … tja, sie hat sich seitdem ein wenig erholt, doch es wird nicht mehr lange dauern.«
»Und Camillas Gesicht?«
»Sie hat eine Narbe, die sie operativ entfernen lassen wird. Wann es so weit ist, hängt von Marinas Krankheit ab.«
»Es tut mir so Leid«, meinte Sarah und benutzte damit dieselben Worte, die sie noch vor ein paar Stunden am liebsten abgeschafft hätte.
»Die letzten Monate waren nicht leicht für Camilla – wegen ihrer Verletzung, der Krankheit ihrer Mutter und der gescheiterten Liebesbeziehung.«
»Spricht sie über Anthony?«
George schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn in Nairobi getroffen, und zwar mit seiner neuesten Flamme. Eine Brünette, die nicht älter als siebzehn sein kann. Seine Liebe zur Umwelt und zu wilden Tieren in Ehren, doch sein Umgang mit Menschen lässt einiges zu wünschen übrig. Er hat sie sehr gekränkt.«
»Wir alle haben ihr wehgetan«, entgegnete Sarah. Sie beschloss, aufrichtig zu sein. »Ich habe geahnt, dass etwas nicht stimmt, aber ich habe mir von Hannah einreden lassen, dass sie uns nach dem Raubüberfall aus ihrem Gedächtnis gestrichen hat. Und dann war ich so mit meinem eigenen Glück beschäftigt. Damit, dass Piet und ich heiraten wollten …« Sie konnte nicht weitersprechen.
Mitfühlend berührte George ihre Hand. Eine schreckliche Tragödie hatte ihrem jungen Leben die Freude geraubt. Und seiner eigenen Tochter ging es auch nicht viel besser. »Ich glaube, da gibt es einen Mann, der in Camilla verliebt ist«, sagte er. »Es ist der Arzt, der ihr Gesicht behandelt. Außerdem hat Hannah jetzt Fördermittel für Langani bekommen, die ihr sicher weiterhelfen werden.«
»Du hast dafür gesorgt, dass Langani finanziell unterstützt wird?« Sarah traute ihren Ohren nicht. »Das hat sie mit keinem Wort erwähnt.«
»Vielleicht fällt es ihr noch schwer, darüber zu reden«, mutmaßte George. »Möglicherweise hat sie ja das Gefühl, dass es zu spät ist. Sie hat es nämlich abgelehnt, mich zu sehen. Jedenfalls hat meine Stiftung Mittel für Langani bewilligt, die es ihr erleichtern werden weiterzumachen, falls sie das möchte.«
»Das ist aber schön für sie.« Sarah verstand die Welt nicht mehr. Sie hatte doch erst vor zwei Tagen mit Hannah am Funk gesprochen, ohne dass das Wort Fördergelder gefallen wäre. »Ich würde mich gern mit Camilla in Verbindung setzen«, meinte sie. »Wo kann ich sie denn erreichen?«
»Du könntest es in der Wohnung am Hyde Park Gate versuchen. Inzwischen verbringen wir den Großteil unserer Zeit bei Marina. Bis vor kurzem war sie noch in Burford, doch mittlerweile ist sie zu geschwächt. Ich gebe dir die Adresse und die Telefonnummer.«
Nach dem Abendessen verabschiedete Sarah sich von George, denn sie wollte schon bei Morgengrauen aufbrechen, um pünktlich zur Arbeit zu erscheinen. Aber bis in die frühen Morgenstunden fand sie keinen Schlaf, lag wach unter dem Moskitonetz in dem ungewohnt breiten Doppelbett und dachte an Camilla. Was mochte wohl angesichts des bevorstehenden Todes ihrer Mutter in ihr vorgehen? Und was hatte zu dem schweren Zerwürfnis mit ihrem Vater geführt? Sie hatte ihn doch immer so verehrt und sich nach seiner Liebe und Anerkennung gesehnt. Etwas an dieser Geschichte stimmte nicht. Mit finsterer Miene blickte Sarah in die Dunkelheit. Warum hatte sie nur nicht auf ihre innere Stimme gehört? Sie nahm sich vor, morgen Abend gleich nach der Rückkehr ins Camp an Camilla zu schreiben.
Am frühen Morgen verließ sie die Samburu-Lodge. Allie erwartete sie bereits, erkundigte sich jedoch nicht nach George Broughton Smith und dem Grund seines Besuchs. Als sie später mit ihrem Picknickkorb im Schatten eines Baums saßen, berichtete Sarah ihr von dem Gespräch.
»Ich bin so froh, dass Langani Geld von der Wildlife Federation bekommt«, meinte Allie. »Endlich können wir nicht nur diesem Land, sondern auch der ganzen Welt zeigen, was sich erreichen lässt, wenn Rancher einen Teil ihres Landes und ihrer Zeit für den Naturschutz zur Verfügung stellen. Glaubst du, dass Hannah jetzt die Lodge eröffnet?«
»Keine Ahnung. Im
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